Immuntherapie für Leukämie sicherer und wirksamer machen

Studienleiter Prof. Dr. Robert Zeiser bespricht mit Erstautorin Dr. Janaki Manoja Vinnakota Versuchsergebnisse im Labor.
(c) Britt Schilling / Universitätsklinikum Freiburg

Freiburger Forscher*innen haben einen Weg gefunden, wie die Wirkung der zellbasierten CAR-T-Zell-Therapie bei einer Leukämie verstärkt und die Nebenwirkungen reduziert werden könnte / Veröffentlichung in Nature Cancer.

Körpereigene Immunzellen im Labor gegen den Krebs aktivieren: Das ist das Prinzip der sogenannten CAR-T-Zelltherapie, die bei bestimmten Krebsformen, wie der Akuten lymphatischen Leukämie (ALL) sehr erfolgreich eingesetzt wird. Allerdings tritt teilweise der Krebs wieder auf und einige Patient*innen haben neurologische Beschwerden. Wissenschaftler*innen der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg haben nun im Tiermodell und anhand von Patient*innenproben mit der Hemmung des Signalmoleküls TAK1 einen Weg gefunden, um die Wirksamkeit der CAR-T-Zelltherapie zu erhöhen und gleichzeitig die Entzündungsreaktionen im Gehirn zu reduzieren. Die Studie erschien am 13. Mai 2024 im Online-Fachmagazin Nature Cancer. Weitere Studien müssen nun klären, ob der Ansatz auch im Menschen sicher und wirksam ist.

„Der von uns entwickelte Behandlungsansatz könnte ein wichtiger Schritt sein, damit wir wesentlich mehr Krebspatient*innen mit CAR-T-Zelltherapien helfen können“, sagt Prof. Dr. Robert Zeiser, Leiter der Abteilung für Tumorimmunologie und Immunregulation in der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Freiburg.

Nebenwirkungen auf Molekülebene aufgeklärt

Zeiser konnte gemeinsam mit Prof. Dr. Marco Prinz, Ärztlicher Direktor des Instituts für Neuropathologie am Universitätsklinikum Freiburg, den Zelltyp und den konkreten Signalweg identifizieren, der für die überschießende Immunreaktion nach CAR-T-Zelltherapie bei ALL verantwortlich ist. Die Forschungsteams um Zeiser und Prinz zeigten, dass das Signalmolekül TAK1 an der Aktivierung von Immunzellen im Gehirn, sogenannten Mikroglia, im Rahmen der Entzündungsreaktion nach CAR-T-Zell-Therapie beteiligt ist.

Neuer Behandlungsansatz entwickelt

Durch Hemmung von TAK1 konnten die Freiburger Forscher*innen beide unerwünschten Effekte, das Wachstum und die Entzündungsreaktionen am Gehirn, stoppen. „Im nächsten Schritt wollen wir die Sicherheit und Wirksamkeit dieses Ansatzes bei Patient*innen überprüfen“, so Zeiser.

Die Aktivierung von Mikroglia bei Entzündungen wird im Rahmen des Sonderforschungsbereichs SFB/TRR 156 „NeuroMAC“ (Sprecher: Prinz) untersucht. Die Kombination von Immuntherapie mit dem Hemmen von krebsfördernden Signalen ist ein Konzept das im Rahmen des SFB1479 „OncoEscape“ (Sprecher: Zeiser) untersucht wird. Zeiser und Prinz erforschen die Grundlagen der Signalweiterleitung außerdem im Rahmen des Exzellenzclusters Centre for Integrative Biological Signalling Studies (CIBSS) der Universität Freiburg.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Robert Zeiser
Leiter
Abteilung für Tumorimmunologie und Immunregulation
Klinik für Innere Medizin I
(Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation)
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-34580
robert.zeiser@uniklinik-freiburg.de

Originalpublikation:

Original-Titel der Studie: Targeting TGF-β-activated kinase-1 activation in microglia reduces CAR T immune effector cell-associated neurotoxicity-syndrome
DOI: 10.1038/s43018-024-00764-7
Link zur Studie: https://www.nature.com/articles/s43018-024-00764-7

https://www.uniklinik-freiburg.de/presse/pressemitteilungen/detailansicht/4180-immuntherapie-fuer-leukaemie-sicherer-und-wirksamer-machen.html

Media Contact

Johannes Faber Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Freiburg

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Die Roboterhand lernt zu fühlen

Fraunhofer IWS kombiniert Konzepte aus der Natur mit Sensorik und 3D-Druck. Damit Ernteroboter, U-Boot-Greifer und autonome Rover auf fernen Planeten künftig universeller einsetzbar und selbstständiger werden, bringen Forschende des Fraunhofer-Instituts…

Regenschutz für Rotorblätter

Kleine Tropfen, große Wirkung: Regen kann auf Dauer die Oberflächen von Rotorblättern beschädigen, die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von Windenergieanlagen können sinken, vor allem auf See. Durch die Entwicklung innovativer Reparaturlösungen…

Materialforschung: Überraschung an der Korngrenze

Mithilfe modernster Mikroskopie- und Simulationstechniken konnte ein internationales Forschungsteam erstmals beobachten, wie gelöste Elemente neue Korngrenzphasen bilden. Mit modernsten Mikroskopie- und Simulationstechniken hat ein internationales Forscherteam systematisch beobachtet, wie Eisenatome…