JUMP-1 – ein magnetisches Polymer aus Jena

Chemiker Oluseun Akintola von der Universität Jena zeigt eine Probe des "Jena University Magnetic Polymer" – kurz JUMP. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Es sind nur wenige kleine Kristalle, die Chemiker Oluseun Akintola von der Friedrich-Schiller-Universität Jena in einem Glasgefäß ins Licht hält. Violett schimmern die Polymer-Krümel, die ansonsten wenig spektakulär aussehen. Das Besondere an ihnen, so erklärt der nigerianische Doktorand vom Lehrstuhl für Anorganische Chemie II, stecke im Detail.

„Die Kristalle verfügen über eine immense innere Oberfläche“, so der Stipendiat des Villigst Studienwerks. Ein Gramm des Materials, das auf einem Teelöffel platzfindet, weist eine Porenfläche von gut 150 Quadratmetern auf. Das „Jena University Magnetic Polymer“ – kurz JUMP – hat Oluseun Akintola im Rahmen seiner Doktorarbeit am Lehrstuhl von Prof. Dr. Winfried Plass mit den dortigen Kollegen entwickelt und charakterisiert. In der Fachzeitschrift „CrystEngComm“ der Royal Society of Chemistry stellen die Chemiker die Substanz JUMP-1 vor (DOI: 10.1039/c7ce00369b), zu der das Team von Prof. Plass auch das Cover gestaltet hat.

Neben seiner inneren Größe besitzt das poröse Polymer als zweite Besonderheit magnetische Eigenschaften. „Diese sind zudem potenziell schaltbar, das heißt wir untersuchen aktuell chemische Modifikationen des Polymers, die den magnetischen Charakter des Materials an- bzw. ausschalten“, erläutert Prof. Plass.

Bei dem Material handelt es sich um Schichten eines zweidimensionalen Netzwerkes aus einer magnetischen Cobaltverbindung, die über regelmäßig angeordnete Verbindungsmoleküle verbrückt sind. „Dadurch ergibt sich ein dreidimensionaler Kristall, der zu mehr als 50 Prozent seines Volumens aus Hohlräumen besteht“, so Plass weiter.

In diese Hohlräume können sich verschiedene kleine Ionen oder Moleküle einlagern. „Je nach Eigenschaften dieser Gastmoleküle verändern sich die Eigenschaften des Polymers“, erläutert Prof. Plass.

Solche porösen Gerüststoffe oder MOFs (Metall-Organic Frameworks) sind keine Jenaer Erfindung, sondern in unterschiedlichster Form bereits seit einigen Jahren gängig. Neu an JUMP-1 ist jedoch, dass die Brückenmoleküle redoxaktiv sind, sie können einzelne Elektronen abgeben und erlauben dadurch die magnetischen Eigenschaften der Schichten aus Cobaltionen anzusteuern.

Zudem lassen sich in das insgesamt negativ geladene Polymergerüst positiv geladene Gegenionen gezielt einbauen, die ihrerseits das Aufnahmevermögen des Gittergerüsts für Gastmoleküle regulieren und gewissermaßen die „Tür“ zu den Poren gezielt öffnen und schließen. „Auf diese Weise können wir das Polymer je nach möglicher Anwendung konfektionieren“, macht Prof. Plass deutlich.

Anwenden lassen sich zukünftige schaltbare magnetische Materialien beispielsweise als hochempfindliche Sensoren für kleine geladene Moleküle. Dank ihrer immensen inneren Oberfläche könnten solche Polymere auch als Katalysatorsubstanzen für chemische Reaktionen nützlich sein. Von JUMP-1, dem magnetischen Polymer aus Jena, so erwarten die Chemiker um Prof. Plass, werde also noch zu hören sein.

Original-Publikation:
Akintola O. et al. A robust anionic pillared-layer framework with triphenylamine-based linkers: ion exchange and counterion-dependent sorption properties, CrystEngComm, 2017,19, 2723-2732 (10.1039/C7CE00369B)

Kontakt:
Prof. Dr. Winfried Plass, Oluseun Akintola
Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Humboldtstr. 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948130
E-Mail: Sekr.Plass[at]uni-jena.de

http://www.uni-jena.de

Media Contact

Dr. Ute Schönfelder idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Die Roboterhand lernt zu fühlen

Fraunhofer IWS kombiniert Konzepte aus der Natur mit Sensorik und 3D-Druck. Damit Ernteroboter, U-Boot-Greifer und autonome Rover auf fernen Planeten künftig universeller einsetzbar und selbstständiger werden, bringen Forschende des Fraunhofer-Instituts…

Regenschutz für Rotorblätter

Kleine Tropfen, große Wirkung: Regen kann auf Dauer die Oberflächen von Rotorblättern beschädigen, die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von Windenergieanlagen können sinken, vor allem auf See. Durch die Entwicklung innovativer Reparaturlösungen…

Materialforschung: Überraschung an der Korngrenze

Mithilfe modernster Mikroskopie- und Simulationstechniken konnte ein internationales Forschungsteam erstmals beobachten, wie gelöste Elemente neue Korngrenzphasen bilden. Mit modernsten Mikroskopie- und Simulationstechniken hat ein internationales Forscherteam systematisch beobachtet, wie Eisenatome…