Katzen reparieren kaputte Nerven selbst
Katzen können bestimmte Beschädigungen ihres Nervensystems selbst wieder reparieren und somit neuronale Erkrankungen in Grenzen halten.
Das berichten Neurologen der University of Wisconsin-Madison in der Wissenschaftszeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences. Sie entdeckten, dass sich die geschädigte Myelinschicht der Nervenfasern von Katzen selbst erneuern kann, wodurch auftretende Lähmungen oder Wahrnehmungsfehler wieder verschwinden.
Die als Myelinschicht bezeichnete Marksubstanz der Nerven ist eine aus Fett und Eiweiß bestehende Ummantelung der Nervenzelle. Sie trägt wesentlich zu einer schnellen und fehlerfreien neuronalen Signalübertragung bei, da ihre Isolation Impulsverluste verhindert.
Die Krankheit Multiple Sklerose, bei der die Signalübermittlung erschwert wird, ist eine mögliche Folge der Entzündung und Zerstörung der Myeline. Die Myelinschicht bildet sich im weiteren Krankheitsverlauf zwar wieder in vernarbter Form zurück, wird jedoch langfristig ausgedünnt, was zu dauerhaften Störungen auch der Nervenzellen führen kann.
Die Forscher untersuchten Katzen, die infolge mehrmonatiger Ernährung mit verstrahlten Lebensmitteln schwere Störungen der Marksubstanz aufwiesen. Das führte zu Sehfehlern sowie zu Lähmungen. Ernährten sich die Katzen wieder normal, erholten sie sich allmählich und konnten alle verlorenen Funktionen zurückgewinnen. Das neuerlich aufgebaute Myelin war nicht so dick wie das gesunde, zeigte jedoch dieselbe Funktion. Das Zentralnervensystem behält somit die Fähigkeit, neue Myelinumhüllungen nachzumachen, wo auch immer Nerven erhalten bleiben.
„Es wurde eindeutig nachgewiesen, dass es durch den Wiederaufbau von Myelin nach einer ernsthaften Nervenschädigung zu einer funktionellen Wiederherstellung kommen kann“, berichtet Studienleiter Ian Duncan. Er sieht dies als Nachweis dafür, dass auch Menschen bei Krankheiten wie Multiple Sklerose verlorenes oder beschädigtes Myelin wiederherstellen können.
Die Therapie mehrerer schwerwiegender und auf Myelin-Schädigung zurückgehender Nervenleiden, solle sich daher verstärkt auf Strategien zur Myelin-Wiederherstellung konzentrieren, sofern die Nervenzellen noch intakt sind, so der US-Forscher.
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