Kontrastmittel für Knorpel

Amerikanische und südkoreanische Wissenschaftler entwickeln Fluorophore als Kontrastmittel, um Knorpelgewebe mit ausgezeichetem Signal-Rausch-Verhältnis abzubilden. (c) Wiley-VCH

Knorpelgewebe im Körper wird mit Magnetresonanztechniken und Computertomographie sichtbar gemacht. Die Qualität ist jedoch häufig unbefriedigend. Amerikanische und südkoreanische Wissenschaftler entwickeln Fluorophore als Kontrastmittel, um Knorpelgewebe mit ausgezeichetem Signal-Rausch-Verhältnis abzubilden. Diese neuartigen NIR-Fluorophore und ihre Bildgebung im nahen Infrarot beschreiben die Wissenschaftler in der Zeitschrift Angewandte Chemie.

Ihren Ansatz erklären Hak Soo Choi von der Harvard Medical School in Boston und Hoon Hyun von der Chonnam National University in Südkorea so: „Der Hauptvorteil von NIR-Fluorophoren für die Bildgebung von Knorpelgewebe liegt in der Möglichkeit, 'strukturinhärentes Targeting' (d.h. Molekülerkennung und Fluoreszenzbildgebung) durch ein einziges Molekül durchzuführen.

Die NIR-Fluorophore sind für das Knorpelgewebe hoch affin, sodass ein äußerst präziser Nachweis bei extrem kleinem Hintergrundrauschen und gleichzeitig sehr geringen zu injizierenden Dosen möglich ist“. Nach Durchmusterung einer Bibliothek von NIR-Fluorophoren identifizierten Choi und Mitarbeiter in einer Zusammenarbeit mit Maged Henary von der Georgia State University in Atlanta Moleküle mit Polymethingerüst und quartären Ammoniumionen als diejenigen Fluorophore mit der größten Knorpelspezifität.

Durch chemische Synthese stellten sie diese Verbindungen her und passten ihre Eigenschaften wie Wasserlöslichkeit oder Ladung an. Zwei höchst vielversprechende Kandidaten wurden dann im Tiermodell auf ihre bildgebenden Eigenschaften hin getestet.

Noch ist nicht ganz klar, an welche Zielmoleküle die neuartigen Kontrastmittel binden. Die Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass die positiv geladenen Fluorophore mit den stark negativ geladenen Komponenten des Knorpelgewebes assoziieren. Die NIR-Fluorophore sind äußerst stabil und werden im Gewebe nicht abgebaut.

Ein bis vier Stunden nach der Injektion einer Einzeldosis lässt sich ein starkes NIR-Fluoreszenzsignal ausschließlich für Knorpelgewebe nachweisen. Eine Zweikanal-NIR-Methode mit den neuen NIR-Fluorophoren für Knorpel und den bereits bekannten NIR-Fluorophoren für Knochen (Hyun et al., Angew. Chem. 2014) bietet die Möglichkeit, Knorpel- und Knochengewebe simultan abzubilden und Veränderungen in Echtzeit darzustellen.

Auch anderen Kontrastmitteln sind die neuen NIR-Fluorophore überlegen, wie Choi erklärt: „NIR-Fluorophore bieten eine hohe räumliche Auflösung, mit der die Abgrenzungen und die Dicke des Knorpelgewebes vom benachbarten Knochen in Echtzeit unterschieden werden können. Nanopartikelformulierungen dringen nicht so tief ein und können auch nicht so deutlich abgrenzen“. Als Anwendungen der neuen knorpelspezifischen NIR-Fluorophore kommen die Überwachung des Knorpelabbaus in Frage, sie können bei der Entwicklung von neuen Arzneimitteln helfen oder für die bildgeführte Chirurgie nützlich sein.

Angewandte Chemie: Presseinfo 22/2015

Autor: Hak Soo Choi, Harvard University (USA), http://www.dfhcc.harvard.edu/membership/profile/member/2132/0/

Permalink to the original article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201502287

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

http://presse.angewandte.de

Media Contact

Dr. Renate Hoer GDCh

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…