Rettungsinseln für Wildbienen

Untersuchungslebensraum der Wildbiene im Steinbruch
(c) Annemarie Wurz

Die Bedeutung von Steinbrüchen.

Ein Forschungsteam der Universität Göttingen, des NABU in Rhede und des Johann Heinrich von Thünen-Instituts in Braunschweig hat die Bedeutung von Kalksteinbrüchen für den Wildbienenschutz untersucht. Dabei stellten sich vielfältige Landschaften mit starker Vernetzung zwischen Steinbrüchen und Magerrasen als besonders wertvoll heraus. Steinbrüche mit viel Gebüsch hatten dagegen eine geringere Artenvielfalt. Gefährdete Bienenarten traten häufiger in großflächigen Steinbrüchen auf. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Journal of Applied Ecology erschienen.

Das Team erfasste Bienen in 19 überwiegend stillgelegten Steinbrüchen im Göttinger Umland mittels Kescherfängen. Dabei konnten die Forschenden 114 Arten identifizieren, darunter 35 gefährdete. Sie untersuchten, welche Eigenschaften der Steinbrüche – wie Größe, Alter, Verbuschung und Blütenreichtum – für Bienen wichtig sind und ob die Struktur der umliegenden Landschaft eine Rolle spielt. Es zeigte sich, dass alte Steinbrüche, die gut mit benachbarten Kalkmagerrasen vernetzt waren, stabilere Bestände an gefährdeten Arten aufwiesen.

„Steinbrüche bieten wertvolle Lebensräume für Wildbienen und andere Tiere und Pflanzen, die auf den selten gewordenen Kalkmagerrasen vorkommen“, erklärt Dr. Felix Kirsch vom Institut für Biodiversität des Thünen-Instituts und Erstautor der Studie. Ferner hob er die Bedeutung großer, alter und blütenreicher Steinbrüche hervor. „Viele Wildbienenarten nisten im Boden und benötigen dafür häufig offene, besonnte Flächen“, so Kirsch. Die geringe Wildbienenanzahl in verbuschten Steinbrüchen erkläre sich durch den Verlust dieser Strukturen.

„Steinbrüche sind deshalb offen zu halten. Das gelingt, indem lokale Naturschutzorganisationen oder Flächeneigentümer zum Beispiel Gehölz entfernen oder die Flächen extensiv beweiden“, erklärt Thomas Alfert vom NABU in Rhede. Auch aktive Abbautätigkeit könne hierbei einen Beitrag leisten. Dr. Annika Haß und Prof. Dr. Catrin Westphal von der Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität und Agrarökologie an der Universität Göttingen ergänzen: „Neben diesen Maßnahmen ist eine starke Vernetzung der Steinbrüche mit benachbarten Kalkmagerrasen entscheidend. Dadurch können die Bienen besser zwischen beiden Lebensräumen wechseln. Magerrasen zu erhalten und wiederherzustellen sowie Steinbrüche zu pflegen sind gute Wege, um Wildbienen zu fördern.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Catrin Westphal
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften – Abteilung Funktionelle Agrobiodiveristät & Agrarökologie
Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen
Telefon: 0551 39-28275
E-Mail: catrin.westphal@uni-goettingen.de
Internet: https://www.uni-goettingen.de/de/601841.html

Dr. Felix Kirsch
Thünen-Institut für Biodiversität
Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften
Bundesallee 65, 38112 Braunschweig
Telefon: 0531 596-2604
E-Mail: felix.kirsch@thuenen.de
Internet: https://www.thuenen.de/de/fachinstitute/biodiversitaet/personal/kirsch-felix

Originalpublikation:

Felix Kirsch et al. Landscape diversity, habitat connectivity, age and size determine the conservation value of limestone quarries for diverse wild bee communities. Journal of Applied Ecology (2024). DOI: https://doi.org/10.1111/1365-2664.14820

Weitere Informationen:

https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7651 Link zur Pressemitteilung mit Bildmaterial zum Download

Media Contact

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Darstellung multiferrischer Heterostrukturen für energieeffizientes MRAM mit riesigem magnetoelektrischem Effekt.

Magnetischer Speicher mit energieeffizientem MRAM freigeschaltet

Forscher der Universität Osaka stellen innovative Technologie zur Senkung des Energieverbrauchs moderner Speichervorrichtungen vor. Fortschritt in der Speichertechnologie: Überwindung der Grenzen traditioneller RAM Osaka, Japan – In den letzten Jahren…

Framework zur Automatisierung von RBAC-Konformitätsprüfungen mithilfe von Prozessmodellierung und Richtlinienvalidierungswerkzeugen.

Next-Level System-Sicherheit: Intelligenterer Zugriffsschutz für Organisationen

Fortschrittliches Framework zur Verbesserung der System-Sicherheit Forschende der University of Electro-Communications haben ein bahnbrechendes Framework zur Verbesserung der System-Sicherheit durch die Analyse von Geschäftsprozessprotokollen entwickelt. Dieses Framework konzentriert sich darauf,…

Tiefseesedimentkern zeigt mikrobielle Karbonatbildung an Methanquellen.

Wie mikrobielles Leben die Kalkbildung im tiefen Ozean beeinflusst

Mikroorganismen sind überall und beeinflussen die Umwelt der Erde seit über 3,5 Milliarden Jahren. Forschende aus Deutschland, Österreich und Taiwan haben nun erstmals die Rolle entschlüsselt, die Mikroorganismen bei der…