Vernetzt vom Rohstoff zum Produkt: Leistungszentrum Chemie- und Biosystemtechnik startet
Die Fraunhofer-Leistungszentren sind integrierte Standortkonzepte, bei denen Universitäten, Fraunhofer-Einrichtungen, weitere Forschungseinrichtungen und Unternehmen zusammenarbeiten, um bestehende Stärken in einer Region zu bündeln und die Standortprofilierung wirksam voranzutreiben. Die beiden ersten regionalen Leistungszentren sind 2015 gestartet, das neue Leistungszentrum Chemie- und Biosystemtechnik gehört zur zweiten Pilotwelle, die bundesweit 13 Zentren umfasst.
Beteiligt am Leistungszentrum Chemie- und Biosystemtechnik sind die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS Halle, das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP Leuna, die Fraunhofer-Einrichtung Molekulare Wirkstoffbiochemie und Therapieentwicklung MWT des Fraunhofer IZI in Halle sowie zahlreiche Industrieunternehmen der Region. Ihr Ziel ist es, verfahrenstechnische Prozessketten der Kunststoff verarbeitenden, chemischen, biotechnologischen und biomedizinischen Industrie vom Rohstoff bis zum Produkt zu erweitern und zu optimieren.
»Wissenschaft und Wirtschaft arbeiten im Leistungszentrum Hand in Hand, mit einem gemeinsamen Ziel und über verschiedene Fachdisziplinen und Branchen hinweg«, sagt Professor Jörg Kreßler vom Institut für Chemie der MLU. »Die beteiligten Partner stimmen ihre Strategien ab und entwickeln eine gemeinsame Roadmap. Das ist ein entscheidender Schub für Forschung und Lehre, aber auch für den Innovations- und Wissenstransfer«, sagt er.
Professor Andreas Heilmann vom Fraunhofer IMWS, der das Projekt koordiniert und Sprecher des Direktoriums des Leistungszentrums ist, erwartet nachhaltige Impulse und wertvolle Synergien durch die Zusammenarbeit. »Wir möchten durch industrienahe Forschungs- und Entwicklungsprojekte das Alleinstellungsmerkmal der mitteldeutschen Chemieregion weiter profilieren, um moderne, nachhaltige Rohstoffe als Zukunftsperspektive für Industrie der Region zu etablieren«, sagt er. Dabei liege der Fokus nicht nur auf der Chemieindustrie, sondern auch auf biomedizinischer Forschung. »Die verfahrenstechnischen Fragestellungen sind oft ähnlich – unabhängig davon, ob man aus Rohstoffen medizinische Hilfsstoffe oder Kunststoffprodukte entwickeln möchte«, erklärt Heilmann.
So sollen beispielsweise auf Basis nachwachsender Rohstoffe wie Pflanzen oder Mikroorganismen entlang der Wertschöpfungskette zunächst Grundstoffe wie Proteine, dann Halbzeuge wie pharmazeutische Wirkstoffe, schließlich Endprodukte wie Medikamente und Kosmetika entwickelt werden.
Seit der Übergabe des Förderbescheids im Januar wurden bereits elf Projekte eingereicht. Darin wird etwa an der Herstellung und Bewertung biobasierter Epoxidharze für die Anwendung als Schaum- und Dämmstoff geforscht, in einem weiteren Projekt wird am Design bioaktiver Oberflächenbeschichtungen und Hydrogele für medizinische Anwendungen, ebenfalls auf Basis biobasierter Werkstoffe, gearbeitet.
Durch das Leistungszentrum sollen die Unternehmen der Region einen Innovationsschub erhalten, der weit über die drei Jahre des Förderzeitraums hinaus wirkt. Ein Schwerpunkt des Leistungszentrums Chemie- und Biosystemtechnik liegt deshalb auf der Einbindung kleiner und mittelständischer Unternehmen. »Forschung und Industrie profitieren im Leistungszentrum voneinander, denn durch die Zusammenarbeit können Forschungsergebnisse schnell und regional umgesetzt werden«, sagt Dr. Stefan Müller von Miltitz Aromatics, einer der beteiligten Industriepartner. »Das ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil und wird auch dazu beitragen, neue Startup-Unternehmen in der chemischen, biotechnologischen und biomedizinischen Forschung entstehen zu lassen.«
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