Wirkungsweise wichtiger Katalysatoren entschlüsselt

Sauerstoffblasen, die an einem Elektrokatalysator bei der Spaltung von Wasser entstehen. (Bild: ETH Zürich / Matthias Frei)

Die Spal­tung von Was­ser in Was­ser­stoff und Sauer­stoff ist ei­ne wich­ti­ge che­mi­sche Re­ak­ti­on, auch im Hin­blick auf die ver­mehr­te Nut­zung von Was­ser­stoff als En­er­gie­trä­ger in nach­hal­ti­ger Mo­bi­li­tät. Ein in­ter­na­tio­na­les For­scher­team hat nun die Wir­kungs­wei­se ei­nes Ka­ta­ly­sa­tors ent­schlüs­selt.

Was­ser­stoff, ins­be­son­de­re sol­cher, der «grün» her­ge­stellt wur­de durch die Spal­tung von Was­ser mit er­neu­er­ba­rem Strom, gilt als Schlüs­sel­ele­ment ei­ner zu­künf­ti­gen nach­hal­ti­gen Mo­bi­li­tät. Ei­ner­seits kann Was­ser­stoff in Brenn­stoff­zel­len che­misch re­agie­ren und zur Ge­win­nung elek­tri­scher En­er­gie be­nutzt wer­den. Da­mit kön­nen Elek­tro­mo­to­ren an­ge­trie­ben wer­den. An­de­rer­seits kommt er bei der Her­stel­lung von syn­the­ti­schen Flüs­sigtreib­stof­fen zum Ein­satz.

Die Spal­tung von Was­ser mit­tels Strom (Elek­tro­ly­se) er­folgt durch zwei Re­ak­tio­nen, von de­nen die ei­ne nicht oh­ne die an­de­re statt­fin­den kann: Die Ent­ste­hung von Was­ser­stoff und je­ne von Sauer­stoff an je ei­nem elek­tri­schen Pol (Elek­tro­de). Was­ser­stoff­ent­wick­lung und Sauer­stoff­ent­wick­lung nen­nen Che­mi­ker die bei­den Teil­re­ak­tio­nen. Um den Ge­samt­pro­zess en­er­gie­ef­fi­zi­en­ter zu ge­stal­ten, for­schen Wis­sen­schaft­ler am Ein­satz neu­er Ma­te­ria­li­en, die ka­ta­ly­tisch wir­ken und so­mit die Teil­re­ak­tio­nen be­güns­ti­gen. Die­se sol­len im Be­reich der Elek­tro­den zum Ein­satz kom­men.

Ober­flä­chen­che­mie mass­ge­bend

«Bei der Er­ar­bei­tung von Ka­ta­ly­sa­to­ren für die bei­den Teil­re­ak­tio­nen ist die Sauer­stoff­ent­wick­lungs­re­ak­ti­on die weit grös­se­re Her­aus­for­de­rung», sagt Ja­vier Pérez-​Ramírez, Pro­fes­sor für Katalyse-​Engineering an der ETH Zü­rich. In ei­ner neu­en Ar­beit hat ein in­ter­na­tio­na­les For­schungs­team un­ter Lei­tung des Fritz-​Haber-Instituts der Max-​Planck-Gesellschaft in Ber­lin und un­ter Mit­wir­kung der ETH Zü­rich nun grund­le­gend neue Kennt­nis­se zu Ka­ta­ly­sa­tor­ma­te­ria­li­en die­ser Sauer­stoff­ent­wick­lungs­re­ak­ti­on ge­won­nen: Die Wis­sen­schaft­ler konn­ten zei­gen, dass für ei­ne gu­te ka­ta­ly­ti­sche Leis­tung vor al­lem Vor­gän­ge an der Ober­flä­che des Ka­ta­ly­sa­tors ver­ant­wort­lich sind und we­ni­ger elek­tro­che­mi­sche Vor­gän­ge.

«Auch wenn es sich bei der un­ter­such­ten Re­ak­ti­on um ei­ne spe­zi­el­le Form der Ka­ta­ly­se han­delt, näm­lich der Elek­tro­ka­ta­ly­se, folgt sie den be­kann­ten Ge­set­zen von tra­di­tio­nel­len ka­ta­ly­ti­schen Re­ak­tio­nen», sagt Gui­do Zi­chit­tel­la, Wis­sen­schaft­ler in Pérez-​Ramírez’ Grup­pe. Die­se Er­kennt­nis ist neu, denn bis­her ver­mu­te­ten Wis­sen­schaft­ler, dass vor al­lem elek­tro­che­mi­sche Vor­gän­ge die Leis­tungs­fä­hig­keit elek­tro­ka­ta­ly­ti­scher Re­ak­tio­nen be­stim­men.

Ka­ta­ly­sa­to­ren mit be­stimm­ter Ak­ti­vi­tät

Die Wis­sen­schaft­ler be­nutz­ten in ih­rer Stu­die als Ka­ta­ly­sa­tor je­nes Ma­te­ri­al, das heu­te in For­schungs­la­bors für die­se Re­ak­ti­on am häu­figs­ten ver­wen­det wird: Iri­di­um­oxid. ETH-​Professor Pérez-​Ramírez und sei­ne Grup­pe stell­ten Ka­ta­ly­sa­to­ren mit un­ter­schied­li­cher Ak­ti­vi­tät her. Sie er­setz­ten da­bei im Ka­ta­ly­sa­tor un­ter­schied­li­che Men­gen von ka­ta­ly­tisch ak­ti­ven Sauer­stoff­ato­men durch ka­ta­ly­tisch in­ak­ti­ve Chlor­ato­me. Die­se Ka­ta­ly­sa­to­ren er­mög­lich­ten es, die Ef­fek­te der Ober­flä­chen­che­mie ge­trennt von Ef­fek­ten der Elek­tro­che­mie zu un­ter­su­chen.

Die neue Er­kennt­nis könn­te bei der Ent­wick­lung von leis­tungs­fä­hi­ge­ren Elek­tro­ka­ta­ly­sa­to­ren so­wie der Su­che nach neu­en, bil­li­ge­ren Ka­ta­ly­sa­tor­ma­te­ria­len hel­fen, um auf nach­hal­ti­ge, en­er­gie­ef­fi­zi­en­te und güns­ti­ge Wei­se Was­ser­stoff her­zu­stel­len.

An die­ser For­schungs­ar­beit wa­ren Wis­sen­schaft­ler des Fritz-​Haber-Instituts der Max-​Planck-Gesellschaft, der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Ber­lin, des Max-​Planck-Instituts für Che­mi­sche En­er­gie­kon­ver­si­on, der ETH Zü­rich und des Is­ti­tu­to of­fi­ci­na dei ma­te­ria­li in Tri­est be­tei­ligt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Javier Pérez Jamirez: jpr@chem.ethz.ch

Li­te­ra­tur­hin­weis

Nong HN et al.: Key ro­le of che­mi­s­try ver­sus bi­as in elec­tro­ca­ta­ly­tic oxy­gen evo­lu­ti­on. Na­tu­re, 18. Ok­to­ber 2020, doi: 10.1038/s41586-​020-2908-2

https://ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2020/11/decoding-the%20way-catalysts-work.html

Media Contact

Lina Ehlert Hochschulkommunikation
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…