Zellmigration: Cadherin-11 gibt den richtigen Halt

Das Protein Cadherin-11 (grün) gibt den Zellen den notwendigen Halt für ihre Wanderung. Bild: Kashef/KIT

„Cadherin-11 ist für uns deswegen so spannend, weil es in Prostata- und Brusttumoren und bei Arthritis hoch reguliert nachweisbar ist“, berichtet Jubin Kashef, Experte für Zell- und Entwicklungsbiologie. Die KIT-Wissenschaftler gingen der Frage nach, warum gerade dieses Cadherin Tumorzellen zum Wandern animiert.

Dazu untersuchten sie die Arbeitsweise von Cadherin-11 in Neuralleistenzellen, frühe embryonale Zellen mit hohen Migrationseigenschaften. In der frühen Embryonalentwicklung gibt es erstaunliche Parallelen zu Tumoren, so dass Embryonalzellen ein interessantes Modellsystem sind, um die Tumorentstehung zu untersuchen.

Denn das Verhalten ist von denselben Prinzipien geleitet, die einen Tumor ausmachen, wie zum Beispiel die Veränderung der Zellform oder etwa die Neigung zur Wanderung und das Eindringen in fremde Umgebungen.

Cadherin-11, haben die Wissenschaftler jetzt herausgefunden, kann nicht nur Zellen zusammenhalten sondern auch eine Brücke zum extrazellulären Raum bilden. In diesem Fall verbindet es sich mit dem Protein Syndecan-4. Dies ist deswegen entscheidend, weil Syndecan-4 ein Rezeptor des Substrat-Proteins Fibronektin ist, auf dem Zellverbünde wie auf einer Straße durch den Körper wandern können.

Cadherin-11 gibt den Zellen auf diesem „Fibronektin-Teppich“ den notwendigen Halt zum Wandern, aber nur in Verbindung mit Syndecan-4. „Diese Form von Zell-Substrat-Adhäsion können wir mit unseren Forschungen jetzt erstmalig nachweisen“, betont Kashef.

Der Zoologe und seine Forschungskollegen haben an Hand von embryonalen Zellen des Krallenfrosches und Zellkulturen nachgewiesen, dass die Zellmigration unterbrochen wird, wenn beide Proteine ausgeschaltet werden. „Wenn man den Mechanismus versteht, kann man ihn auch blockieren“, sagt Clemens Franz vom KIT, Experte für Nanostrukturen.

Damit öffnen sich nicht nur für ein genaueres biologisches Verständnis der Streuung von Tumoren neue Potenziale. Denkbar wäre auch, auf dieser Grundlage gezielt Peptide oder Antikörper zu entwickeln, welche die Wanderung von Zellen, die für die Metastasierung von Tumorzellen und stark entzündliche Erkrankungen wie Arthritis verantwortlich sind, unterbinden.

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Media Contact

Monika Landgraf Karlsruher Institut für Technologie

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…