Rund und bunt statt platt und grau
Neuartige Solarmodule setzen architektonische Akzente nicht nur am Bau
Eine gute Hundertschaft kamerabewehrter Touristen strömt glückselig an Bord des Ausflugsschiffs am Hamburger Jungfernstieg. Ein paar Minuten später gleitet die 27 Meter lange moderne „Großraumgondel“ durch das ruhige Alsterwasser. Kuchengabeln klappern geräuschvoll auf weißem Porzellan. Aber Motorengeräusche? Fehlanzeige. Der Grund: Das futuristisch anmutende Runddach der „Alstersonne“, ein Solarkatamaran, ist mit 80 Quadratmetern Solarzellen bestückt. Und die sorgen für reichlich Schub – auch bei typisch hanseatischem Schmuddelwetter.
Solarzellen – gibt`s die nicht nur in hässlichem Dunkelgrau auf platten Häuserdächern? Klobig, nicht gerade formschön, ihrer Empfindlichkeit wegen eingesperrt hinter starren Glasscheiben? „So war es bisher“, lächelt Markus Krall, Geschäftsführer des jungen Unternehmens Sunovation im bayerischen Klingenberg. Die Gegenwart sieht anders aus. Kralls Unternehmen hat sich auf Photovoltaikmodule spezialisiert, bei denen die Solarzellen in Kunststoffplatten aus Bayer-Makrolon statt Glas eingebettet sind. Ein genialer Kniff. Denn der Kunststoff schützt die Siliziumzellen wesentlich wirkungsvoller gegen äußere Einflüsse. Weil sie schwimmend zwischen den Platten gelagert sind, werden die Module auch noch biegsam. „Um spezielle Anforderungen zu erfüllen, lassen sich die Platten UV-resistent und kratzfest, widerstandsfähig gegen Witterungs- und Chemikalieneinflüsse ausrüsten“, nennt Patrick Barth von dem Bayer-Joint-Venture Makroform in Darmstadt weitere Vorteile.
Mit dem Hightech-Kunststoff, aus dem unter anderem auch CDs und DVDs gefertigt werden, haben die Solarmodule also endlich den Bogen raus. Und eine der größten Hürden für den Siegeszug der umweltfreundlichen Stromerzeugung aus Sonnenlicht scheint endlich genommen. Schon heute sorgen die innovativen Energieerzeuger für Strom und Schatten zugleich – egal ob als Persenning auf Segelyachten oder als Bedachung von Bushaltestellen. Häuslebauer können sich über Strom erzeugende Vordächer oder bunte Baldachine in edelstem Design freuen. Und Autofahrer sollten sich an den Gedanken gewöhnen, dass das schicke Schiebedach über ihren Köpfen auch gleich noch das Bordnetz mit Saft versorgt. Werbetafeln könnten demnächst auf den Anschluss ans Stromnetz verzichten – die Sonne macht`s. „Ich bin sicher, dass diese Technik viele Möglichkeiten gerade in der Werbung eröffnen wird“, glaubt Firmenchef Krall.
Trotzdem: Ein Kinderspiel war es nicht, die Solarzellen aus ihrem starren Glaspanzer zu befreien. Solarzellen und Kunststoff haben nämlich die Eigenschaft, sich bei Sonneneinwirkung unterschiedlich stark auszudehnen. Vier Jahre Entwicklung waren nötig, bis Sunovation das Problem geknackt hatte. Nun aber werden die Früchte geerntet : Das innovative Sunovation-Geschäftsmodell wurde kürzlich beim Businessplan-Wettbewerb Nordbayern ausgezeichnet.
„Ästhetisch und funktional“, so das Unternehmen, sollen Solarmodule in Zukunft sein, sich in Form und Farbe dem individuellen Einsatzziel anpassen. Und Firmengründer Krall hat ehrgeizige Ziele. Sehr ehrgeizige. Noch dünnere Module will er in enger Zusammenarbeit mit Bayer Polymers entwickeln und zur Marktreife bringen. Sehr dünne: „Die können Sie dann einrollen, mit an den Strand nehmen, als Windschutz benutzen und gleichzeitig mit dem Strom Ihr Laptop betreiben.“
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