Internationales Konsortium entwickelt 100-Tonnen-Brennstoffzellen-Lok
109 Tonnen schwer, kraftvolle 1 Megawatt Leistung: Das sind die beeindruckenden technischen Daten einer brennstoffzellengetriebenen Güterzuglokomotive, die ein internationales Konsortium in den kommenden drei bis vier Jahren auf die Schiene bringen will. Es wird das größte und stärkste Brennstoffzellen-Fahrzeug sein, das je gebaut wurde.
Beteiligt an dem Projekt sind amerikanische und kanadische Unternehmen, aber auch die europäischen PEM-Brennstoffzellenhersteller Nuvera Fuel Cells (Mailand) und Intelligent Energy (London). Federführend wird die mit dem Fuel Cell Propulsion Institute im US-amerikanischen Denver verbundene Dachorganisation Vehicle Project LLC sein. Zu den Projektpartnern gehört auch die US-Armee, die eine ihrer schweren Dieselloks auf den Antrieb mit Brennstoffzellenstacks umrüsten wird.
Völlig offen ist noch, welcher Treibstoff in dem Zugfahrzeug zum Einsatz kommen soll. Die mehr als zwanzig Projektpartner ziehen Wasserstoff, Methanol, flüssiges Ammoniak, sowie Kohlenwasserstoffe wie Benzin oder Diesel in Betracht. Angedacht wird auch die Herstellung von Treibstoff aus erneuerbaren Energien. Obwohl bislang nur Hersteller von PEM-Brennstoffzellen im Boot sind, wird zunächst der Einsatz aller Brennstoffzellentypen bis hin zur Hochtemperaturbrennstoffzelle erwogen.
Die technischen Grundlagen sollen in der bereits angelaufenen ersten Phase des Projekts festgelegt werden, die bis März 2004 andauert und für die Kosten von rund 1 Million US-Dollar veranschlagt sind. Es folgen in den weiteren Phasen der Bau der Brennstoffzellensysteme und der gesamten Peripherie, beispielsweise für die Speicherung des Kraftstoffs und seine Reformierung, der Einbau in die Lokomotive und schließlich deren Test auf dem amerikanischen Schienennetz. Insgesamt soll das Projekt rund 12 Millionen US-Dollar kosten.
Das Fuel Cell Propulsion Institute hat bereits eine kleine Testlok für den Bergbau untertage auf die Schiene gebracht. Mit diesem Fahrzeug gehört das Institut zu den wenigen Forschungsstellen weltweit, die sich mit brennstoffzellengetriebenen Schienenfahrzeugen befassen. Denn während die Zahl der Prototypen bei Autos und Bussen stetig wächst, steht die Entwicklung bei den Bahnen noch am Anfang. Ein Grund für die bisherige Zurückhaltung der Entwickler ist, dass Brennstoffzellen ihre Vorteile im Zugverkehr nur schlecht ausspielen können: Lokomotiven fahren meist entweder unter Volllast oder im Leerlauf. Ein Betrieb unter Teillast kommt vergleichsweise selten vor. Doch gerade in diesem Bereich arbeiten Brennstoffzellen besonders effizient.
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