COMPASS-1 ready for launch
Drei Jahre ist es her, dass sich Studierende der Luft- und Raumfahrttechnik in einem Projekt zusammenfanden, um mit viel Engagement und Einsatz nun den ersten Satelliten der FH Aachen ins All zu schicken. Seine Mission: Bilder von der Erdoberfläche über eine Amateurfunkfrequenz an die Bodenstation senden, vorrangig an die mit Unterstützung der Amateurfunker in Aachen auf dem Dach des FH-Gebäudes Hohenstaufenallee errichtete Anlage.
Was das Projekt so interessant für Jugend und Öffentlichkeit macht: man kann mit dabei sein! Am Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik und mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sollen diese Daten dann ausgewertet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden (DLR_School_Lab).
Die Arbeit begann im Herbst 2004. Angeregt durch eine Vorlesung von Professor Klaus Wittmann vom DLR zum Thema „Systemtechnik in der Raumfahrt“ machten sich die Studierenden an die herausfordernde Aufgabe, entsprechend der „Rahmenbedingungen“ einer an der University of Stanford, USA entworfenen Pico-Satellitenstruktur selbst einen solchen 10x10x10 cm³ kleinen Kubus voll Technik für den Weltraum zu bauen. Mehrere Generationen von Studierenden beteiligten sich seitdem, betreut von den Professoren Wilfried Ley und Hans-Joachim Blome sowie Dipl.-Ing. Engelbert Plescher, am Pico-Satelliten COMPASS-1, übernahmen einzelne Entwicklungsbereiche am Satelliten und vereinten die Ergebnisse letztendlich im nun fertig gestellten COMPASS-1. All dies unter eigenverantwortlicher, studentischer Projektleitung, „gemanaged“ von Artur Scholz (mittlerweile auch Dipl.-Ing.). Wie gut ihre Arbeit war, zeigte sich nun bei den abschließenden Tests, die alle erfolgreich durchlaufen wurden. Damit ist das „kleine“ technische Kunstwerk fertig für die Reise, mit dem Ziel, im September/Oktober in den Weltraum zu starten.
Die nun absolvierte erste Etappe der Reise führte den Pico-Satelliten an die University of Toronto, Kanada, wo der Satellit im Space Flight Laboratory in den Ausstoßmechanismus, X-POD genannt, integriert wurde. Wie weitere fünf CubeSats, die an der 4. Nano-Satellite-Launch-Kampagne der Kanadier beteiligt sind, erhielt er damit die Möglichkeit, ferngesteuert von der Raketenoberstufe im Weltraum abgetrennt zu werden und eine eigenständige Flugbahn (Orbit) einzunehmen.
Die lange Flugreise nach Kanada hat der Satellit gut überstanden: Sicher verstaut und mit allen notwendigen Zollpapieren und technischen Dokumenten versehen, ging es im Handgepäck von Steve Fröhlich, einem der Studierenden des COMPASS-Teams, und Dipl.-Ing. Engelbert Plescher mit dem Flugzeug nach Toronto. Um einen sicheren Transfer des wertvollen Satelliten-Würfels zu garantieren, war ein Transport im Fluggastraum, d.h. in einer druckbeaufschlagten Kabine unter normaler Temperatur, notwendig. Trotz einer sorgfältigen Vorbereitung der notwendigen Zollpapiere, um den Satelliten nach Kanada und dann weiter nach Indien zur Rakete befördern zu können, eine spannende und diskussionsbeladene Aktion. Denn Zoll- und Sicherheitsbeamte sind eher misstrauisch, wenn ein solches Gerät aus Metall, Elektronik und Kabeln mit in die Fluggastkabine genommen wird. Und welcher Zöllner weiß schon so genau, mit welchen Richtlinien, Verordnungen und nationalen wie internationalen Gesetzen ein Satellitentransport im Handgepäck konform und abzuwickeln ist.
Aber trotz oder gerade wegen dieser ungewöhnlichen Fracht fand der Satellit große Aufmerksamkeit und im Endeffekt auch wohlwollende Unterstützung bei allen Stellen. Wohlbehalten und mit allen Stempeln auf den Papieren erreichte der Satellit den Cleanroom des Space Flight Laboratory. Dort musste er bei einem abschließenden „Acceptance Test“ zusammen mit dem X-POD noch einmal zeigen, wie gut und zuverlässig die Arbeit der Studierenden war, ob die Vorgaben im internationalen Vergleich eingehalten wurden und der Pico für den Start freigegeben werden kann.
Zwei Tage lang wurde der kleine Kubus auf Herz und Nieren geprüft: Rütteln und schütteln in alle Richtungen simulierte die Kräfte, die während des Starts auf den Satelliten einwirken. Zwischendurch hieß es immer wieder testen, ob noch alle Systeme ordnungsgemäß arbeiten, ob sich die Antennen wie geplant entfalten und ob sich der Satellit dann noch vom X-POD ausstoßen lässt. Das erfreuliche Ergebnis: Alles in Ordnung, es funktioniert zuverlässig.
Nach dem nochmaligen präzisen und sorgfältigen Zusammenbau und einem letzten Check wurde der Pico in den X-POD verstaut und der Ausstoßmechanismus gespannt. Als letzte Maßnahme wurde eine Sicherung eingebaut, damit nichts vorzeitig losgeht, und dann kam COMPASS-1 im Cleanroom in den Aufbewahrungskasten, wo schon andere Satelliten in gleichem Zustand auf den Start warten. Ein paar werden in den nächsten Wochen noch hinzukommen. Ende August werden dann alle CubeSats von Toronto aus nach Indien an das Sriharikota Space Center transportiert, wo sie 14 Tage vor dem Start auf der Trägerrakete, einem Polar-Satellite-Launch-Vehicle /PSLV, montiert werden.
Dann heißt es: „READY FOR LAUNCH!“
Der Start ist für den Zeitraum Ende September bis Ende Oktober vorgesehen. Dann wird es noch einmal spannend, wenn sich die Rakete von der Erde abhebt, in den Weltraum strebt, um dort auf der endgültige Umlaufbahn die CubeSats auszusetzen, und die Studierenden von der Bodenstation in Aachen aus den Kontakt aufnehmen. Doch Engelbert Pleschers Prognose für einen erfolgreichen Start ins All sind positiv: „Mit diesen letzten Tests in Aachen und Toronto haben wir alles getan, um den ersten von Studierenden entwickelten Satelliten der FH Aachen auf den Weg zu bringen. Alle Beteiligten können mit den bisherigen Ergebnissen sehr zufrieden sein und wir sehen erwartungsvoll auf den Start und den ersten Kontakt zu unserem Pico.“
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