Das Internet im Fokus der Energietechnik
Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hielten erstmals Computer Einzug in die elektrische Energietechnik. Eine der ersten Anwendungen war ein so genannter Störfolgemeldedrucker in einem Kernkraftwerk. Die nächste Rechnergeneration wurde zu Beginn der achtziger Jahre auf der Basis der Client-/Serverarchitektur eingeführt. Mit der weiten Verbreitung des Internet wurden die existierenden Client-/Server-Architekturen zu Leitsystemen der dritten Generation weiterentwickelt. Die dabei entstandene Struktur wird im Insider-Jargon als „web-enabled“ bezeichnet.
„Der letzte Trend in der allgemeinen Automatisierungstechnik sowie in der elektrischen Energietechnik sind Leitsystem-Architekturen, die als „web-basiert“ bezeichnet werden“, erläutert Dr. Rainer Speh vom Bereich Instrumentation & Controls der Siemens Power Generation in Karlsruhe. In diesem Falle werde die Grundstruktur des Internets, also die drei-Schichten-Architektur bestehend aus der Darstellungsschicht, der Verarbeitungsschicht und der Datenschicht bereits beim Systementwurf auf die Leittechnik abgebildet.
Vielfältige Chancen zur Betriebsoptimierung
Professor Dr.-Ing. Christian Wietfeld vom Lehrstuhl für Kommunikationsnetze an der Universität Dortmund sieht in der Nutzung des Internets sowie web-basierter Techniken in der elektrischen Energietechniken vielfältige Chancen für eine Optimierung des Betriebs von verteilten Energiesystemen. „Die auf das Internetprotokoll basierenden Dienste haben die Informations- und Kommunikationstechnik revolutioniert und im Bereich der Telekommunikation und Medien neue Geschäftsmöglichkeiten und erhebliche Produktivitätssteigerungen ermöglicht“, verdeutlicht der Experte.
In der Darstellungs- bzw. Präsentationsschicht web-basierter Systeme kommen so genannte Thin Clients zum Einsatz. „Findet man heute überwiegend Desktop-Computer, Notebooks und Personal Digital Assistents, so werden künftig auch „wearable“ Personalcomputer zum Einsatz kommen“, prophezeit Speh. Hardwareseitig bestehe ein solcher Rechner aus einem Personalcomputer, der über einen drahtlosen Netzwerkanschluss verfügt. Als Monitor komme ein halbdurchlässiger Spiegel zum Einsatz, der direkt vor dem Auge platziert werde. Damit werde es ermöglicht, ein Rechnerbild dem natürlich wahrgenommenen zu überlagern.
Neue Freiheitsgrade für Anlagenfahrer
„Im Bereich der Leittechnik sind Lösungen für die Bereiche Bedienung und Wartung denkbar“, skizziert Speh die Potenziale. Habe man in einer Anlage die entsprechende Infrastruktur für ein drahtloses Netzwerk aufgebaut, dann könne sich der Anlagenfahrer frei bewegen und gleichzeitig um den Betrieb kümmern.
Das Szenario sieht vor, dass einem Techniker dabei alle relevanten Daten wie Schaltpläne oder multimediale Wartungsanweisungen zur Verfügung stehen. Alternativ soll es auch möglich sein, zusätzlich eine Kamera vor Ort einzusetzen, um das vom Techniker wahrgenommene Bild an eine zentrale Einheit zu übertragen. Diese soll wiederum in der Lage sein, eine Online-Unterstützung bei der Lösung von Problemen zu bieten.
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