Das erste Passivhaus in Frankreich
Nach Angaben der Planer, die Architekten Milena Karanesheva und Mischa Witzmann, Gründer der Pariser Agentur Karawitz, ist dieses Haus das leistungsfähigste Wohnobjekt in ganz Frankreich.
Das Passivhaus ist ein im Jahr 1998 von Forschern in Darmstadt definiertes Konzept. Das Prinzip dieser gut gedämmten Gebäude mit sehr niedrigem Energieverbrauch beruht darauf, dass die beste Energie die ist, die nicht verbraucht wird. Ein Passivhaus verbraucht 90% weniger Energie als ein durchschnittliches Gebäude und 75% weniger als eine Wohnung mit aktuellen Wärmestandards. „Unser Haus ist fast autonom.
Unser gesamter Stromverbrauch beläuft sich jährlich auf 60 kWh pro m², und sogar nur auf die Hälfte, wenn man davon die Erzeugung unserer Solarmodule abzieht“, erklärt M. Witzmann. Passivhäuser bilden in Frankreich jedoch noch eher eine Ausnahme. In den letzten Jahren wurden etwa 20.000 Passivgebäude in Europa gebaut, davon ungefähr Hundert in Frankreich. „150 Gebäude werden derzeit in Frankreich gebaut oder sind geplant, und knapp Hundert wurden bereits gebaut und sind schon bewohnt. Nur sechs davon wurden jedoch offiziell als Passivhäuser anerkannt, und dann auch nur Einfamilienhäuser“, so Etienne Vekemans, Leiter des Verbandes „Passivhaus Frankreich“.
Nach Informationen des europäischen Netzwerkes Pass-Net wurden in der gleichen Zeit in Deutschland 12.000 und in Österreich 5.000 Passivhäuser gebaut, d.h., dass bei diesem Tempo Deutschland und Österreich bis 2012 jeweils über 38.000 bzw. 27.000 Passivhäuser verfügen werden. In Frankreich ist das wichtigste Hindernis finanzieller Natur, schätzt Herr Witzmann. Die Baukosten dieser nach Maß entworfenen Häuser sind noch zu unwirtschaftlich. Sie belaufen sich durchschnittlich auf 1.888 bis 2.000 Euro pro m², d.h. auf 360.000 Euro, inklusive aller Steuern, für ein Karawitz-Haus von 160 m². „Die Mehrkosten werden auf 20 – 25% für ein Einfamilienhaus und auf etwa 10 % für eine Wohneinheit geschätzt“, erklärt Herr Vekemans. „Dank der Energieeinsparungen rentiert sich diese Investition innerhalb von 15 bis 20 Jahren für ein Einfamilienhaus und innerhalb von 10 Jahren für ein Wohngebäude.“ Des Weiteren „erhält das Passivhaus-Konzept seit Anfang 2009 keine Unterstützung mehr. Frankreich hat sein während der Grenelle de l'environnement (Abkommen für Umweltschutz) bekundetes Interesse für das Passivhaussystem zugunsten der Unterstützung des Konzepts „Niedrigenergiehaus“, das weit weniger strenge Normen vorsieht, aufgegeben.
„Das Passivlabel ist in Frankreich nicht in den technischen Dokumenten, die die Bauvorschriften definieren, vorgesehen“, stellt Herr Vekemans fest. „Diese Vorschriften wurden von einem Bausektor festgelegt, der Gebäude als billige, energieschluckende Wegwerfobjekte favorisiert.“ „Das Passivhaus erfordert strenge Vorschriften und eine hohe Qualität in der Gestaltung und im Bau“, so Vekemans. „Es gibt noch zu wenig geschulte Fachleute, die Branche entwickelt sich gerade, und viele neue Materialen standen bislang nicht zur Verfügung.“ Derzeit „beziehen wir die Holzspanplatten, Dachträger und Solarzellen aus Deutschland, den Dämmstoff aus Zellstoffwatte aus der Schweiz und die Lüftungssysteme aus Dänemark“, bestätigt Herr Witzmann.
[1] Passivhaus Energiestandards: jährlicher Heizenergiebedarf ? 15 kWh/(m²a), Heizlast ? 10 W/m², Luftdichtigkeit n50 ? 0,60/h, Primärenergiebedarf ? 120 kWh/(m²a) (inkl. aller elektrischen Verbraucher). Sechs wichtige Prinzipen: verstärkte Wärmedämmung, wärmebrückenfreie Konstruktion, herausragende Luftdichtigkeit, Be-und Entlüftungsanlage (mit Wärmewiedergewinnung), optimales, aber passives Auffangen der Solarenergie und der Bodenkalorien und Einschränkung des Energieverbrauchs von Haushaltsgeräten.
Quelle: Le Monde – http://www.lemonde.fr/planete/article/2009/09/28/la-maison-passive-peu-energivore-peine-a-s-imposer-en-france_1246107_3244.html
– 15.09.2009
Redakteurin: Claire Vaille, claire.vaille@diplomatie.gouv.fr
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