Gemeinschafts-Biogasanlage zur Vergärung von Wirtschaftsdüngern

Bau der Biomethan-Gemeinschaftsanlage in Heek, Foto: Katharina Kipp/FH Münster

Leuchtturmprojekt in Heek: FH Münster übernimmt wissenschaftliche Begleitung.

In Heek im westlichen Münsterland baut die Bioenergie Heek-Ahle GmbH & Co. KG zurzeit eine Gemeinschafts-Biogasanlage, die vor allem Gülle und Mist vergärt. 45 landwirtschaftliche Betriebe aus dem näheren Umkreis beteiligen sich und stellen die Substrate zur Verfügung. Die FH Münster übernimmt die wissenschaftliche Begleitung des Leuchtturmprojekts, das durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert wird.

Unter dem Motto „BNG – Bioenergie neu gedacht“ haben sich insgesamt 45 landwirtschaftliche Betriebe aus Heek und der näheren Umgebung zusammengeschlossen, um eine zentrale Biomethan-Gemeinschaftsanlage zu betreiben. Die Anlage dient als Modell- und Demonstrationsprojekt für die effiziente Vergärung von Gülle und Mist im Sinne des Klimaschutzes, aber auch für die Erschließung von Reststoffpotenzialen. Diese fallen auf kleinen und mittleren Höfen oft nur in geringen Mengen an, sodass der Betrieb einer eigenen Biogasanlage wirtschaftlich nicht realisierbar ist. Die Inbetriebnahme der Gemeinschaftsanlage ist für das erste Quartal 2025 geplant.

„Die Landwirte liefern aus einem Umkreis von durchschnittlich circa fünf Kilometern Substrate zur Anlage“, erklärt Prof. Dr. Elmar Brügging von der FH Münster. Die in den Substraten enthaltenen Nährstoffe bleiben im Besitz des landwirtschaftlichen Betriebes und stehen diesem nach dem Gärprozess als hochwertiger, homogenisierter und gut auszubringender Dünger wieder zur Verfügung. „Von dieser Gemeinschaftsanlage profitieren also alle“, sagt Jurek Häner aus dem Projektteam an der Hochschule. Er ist für die Begleitung des Baus und die Inbetriebnahme, die Dokumentation und die Ausarbeitung eines Substrat-Logistikkonzepts zuständig. „Aus den angelieferten Einsatzstoffen wird grünes Gas produziert, das für die Versorgung von rund 4.200 Haushalten mit jeweils vier Personen ausreicht. Meine Aufgabe ist es zu ermitteln, wie das möglichst effizient passieren kann“, erläutert der wissenschaftliche Mitarbeiter.

Häner und Brügging untersuchen das Gesamtkonzept aber auch ökonomisch und ökologisch. „Unser Ziel ist es, eine Methodik zur Bilanzierung der eingebrachten finanziellen Mittel und Substratmengen zu entwickeln“, erklärt Brügging. Dadurch soll es der Betreibergesellschaft möglich sein, die erzielten Erlöse transparent abzurechnen. Dieses Modell soll zur Nachahmung anregen. „Die Erfahrungen, die durch BNG gesammelt werden, sind nicht nur wichtig für die beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch für die Biogasbranche in ganz Deutschland und die Öffentlichkeit“, so der Wissenschaftler. In den letzten Jahren seien Biogasanlagen eher zögerlich gebaut worden, sagt Brügging. „Dabei ergänzen Biogas bzw. Biomethan die volatilen erneuerbaren Energien Wind und PV als wichtiger Baustein in der Energieversorgung.“

Das Vorhaben „BNG – Bioenergie neu gedacht“ wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Das Projekt ist am 1. Juli gestartet und endet am 30. Juni 2027. Weitere Informationen zum Vorhaben finden Sie in der Projektdatenbank der FNR unter den beiden Teilvorhaben:

Fachhochschule Münster (FKZ: 2224NR019A) – Wissenschaftliche Begleitung und Öffentlichkeitsarbeit, Koordination: https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=2224NR019A
Bioenergie Heek-Ahle GmbH & Co. KG (FKZ: 2224NR019B) – Konzeption, Bau und Inbetriebnahme: https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=2224NR019B

Hintergrund:

In Deutschland wird an rund 9.000 Standorten Biogas erzeugt. Doch nur wenige Anlagen verwerten ausschließlich tierische Exkremente wie Gülle, Jauche oder Mist, sogenannte Wirtschaftsdünger. Dabei reduziert die Vergärung von Wirtschaftsdüngern gegenüber der offenen Lagerung ohne Abdeckung die Methanemissionen um bis zu 90 Prozent und ist daher eine wichtige Maßnahme für den Klimaschutz. Häufig sind die auf den landwirtschaftlichen Betrieben anfallenden Wirtschaftsdüngermengen jedoch zu gering, um eine eigene Biogasanlage wirtschaftlich zu betreiben. Um auch diese Reststoffpotenziale für die Biogaserzeugung zu erschließen, bieten Gemeinschaftsbiogasanlagen eine Option.

Verwandte Veröffentlichungen:

PM 2022-85: https://news.fnr.de/fnr-pressemitteilung/gemeinsam-gehts-besser-das-gilt-auch-fu…

Themenseite Gemeinschafts-Biogasanlagen https://biogas.fnr.de/biogas-nutzung/nutzung/gemeinschafts-biogasanlagen

Ansprechpartner:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Jessica Hudde
Tel.: +49 3843 6930-206
E-Mail: j.hudde@fnr.de

Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Nicole Paul
Tel.: +49 3843 6930-142
Mail: n.paul@fnr.de

Gemeinsame Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. und der FH Münster

Weitere Informationen:

https://www.fnr.de/fnr-struktur-aufgaben-lage/fachagentur-nachwachsende-rohstoff…

https://www.fnr.de/presse/pressemitteilungen/aktuelle-mitteilungen/aktuelle-nachricht/gemeinschafts-biogasanlage-zur-vergaerung-von-wirtschaftsduengern-1

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Dr. Torsten Gabriel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

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