Hightech-Sensoren für den EM-Ball
Start-up Kinexon ermöglicht präzisere Schiedsrichter-Entscheidungen.
Kinexon, eine Ausgründung der Technischen Universität München (TUM), hat die Bälle der Fußball-Europameisterschaft mit hochpräzisen Sensoren ausgestattet. Die Technologie hilft den Schiedsrichtern bei schwierigen Entscheidungen. Kinexon ist spezialisiert auf die Analyse und Steuerung beweglicher Gegenstände – ob im Sport oder in der Produktion. Mit der Technologie werden auch die Abläufe ganzer Fabriken analysiert und automatisiert.
Wenn am Sonntag das Finale der Fußball-Europameisterschaft läuft, könnte auch der Schiedsrichter wieder im Mittelpunkt stehen. Überraschend für die meisten TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer bei dieser EM: Während der Überprüfung strittiger Szenen am Spielfeldrand tauchte am Monitor erstmals eine Kurven-Grafik auf, die an ein EKG erinnert. Sie zeigt an, ob und wann der Ball berührt wurde, sodass die Schiedsrichter beispielsweise ein Handspiel ahnden können.
Möglich wird dies durch einen hochpräzisen Bewegungssensor, der im Ball aufgehängt ist – entwickelt von der TUM-Ausgründung Kinexon. Das 2012 gegründete Start-up ist Experte für Sensortechnik, Software und Automatisierung. Sein Sensorchip sendet 500 Mal pro Sekunde, wo sich der Ball befindet, mit welcher Geschwindigkeit er unterwegs ist, wie er sich dreht und ob er berührt wird. Das Verhalten des Balls wird dabei nicht beeinträchtigt, der Chip wiegt nur drei Gramm.
Die zugehörige Software liefert dem Schiedsrichter-Team Auswertungen, um schneller und besser entscheiden zu können, und den TV-Sendern Informationen, zum Beispiel wie hart der Torschuss von Harry Kane war. Höchste Präzision, Geschwindigkeit und Verlässlichkeit der Technologie waren ausschlaggebende Gründe für die Partnerschaft zwischen dem Ball-Produzenten Adidas und Kinexon.
Digitale Zwillinge ganzer Fabriken
Fußball ist längst nicht die einzige Sportart, die Kinexon ausrüstet. „Mehr als 400 Mannschaften nutzen unsere Chips, ob im Basketball, im Eishockey oder im Handball“, erzählt Gründer und CEO Dr. Oliver Trinchera. Die Sensoren sind in die Trikots der Spielerinnen und Spieler eingenäht. So können die Vereine Bewegungsabläufe und Leistungsdaten auswerten. Neben taktischen und leistungsbezogenen Analysen betreiben die Vereine damit auch Verletzungsprävention. „In der US-Basketballliga NBA haben wir einen Marktanteil von 85 Prozent.“
Dabei ist der Sportbereich nicht einmal das Kerngeschäft des Unternehmens. Im Mittelpunkt stehen Produktion und Logistik. „Überall, wo sich etwas bewegt, kann unsere Technologie zum Einsatz kommen“, sagt Trinchera. Kinexon erstellt digitale Zwillinge von ganzen Fabriken, sodass Abläufe in Echtzeit analysiert und automatisiert werden können. Trinchera nennt ein Beispiel: „Im Automobilbau orchestrieren wir große Flotten von autonomen Transportrobotern. Dabei sorgen wir dafür, dass Transportaufträge auf dem schnellsten und effizientesten Wege erledigt werden. Treten Herausforderungen wie beispielsweise versperrte Routen auf, reagiert die Software in Bruchteilen von Sekunden.“ So hat etwa BMW seine gesamte Produktion digitalisiert.
Technisches Know-how mit Marktverständnis zu kombinieren, lernte Oliver Trinchera im TUM-Studiengang Management and Technology, in dem die Studierenden sowohl BWL als auch ein Technikfach belegen – Elektro- und Informationstechnik in Trincheras Fall. Das Rüstzeug für die Firmengründung holte sich Trinchera im Center for Digital Technology and Management. Das CDTM bietet ein Zusatzstudium, bei dem die Studierenden mit Industriepartnern an Problemen aus der realen Unternehmenswelt arbeiten und gleichzeitig lernen, wie man Innovationen schafft und ein eigenes Unternehmen gründet. Während ihrer Promotion am Lehrstuhl für Finanzmanagement und Kapitalmärkte bereiteten Trinchera und Co-Gründer Dr. Alexander Hüttenbrink das Start-up vor. Heute hat Kinexon mehr als 300 Mitarbeitende und neben München einen zweiten Standort in Chicago.
Weitere Informationen:
Jedes Jahr werden an der TUM mehr als 70 technologieorientierte Unternehmen gegründet. TUM und UnternehmerTUM unterstützen Start-ups mit Programmen, die exakt auf die einzelnen Phasen der Gründung zugeschnitten sind – von der Konzeption eines Geschäftsmodells bis zum Management-Training, vom Markteintritt bis zum möglichen Börsengang. Die TUM Venture Labs bieten Gründungsteams aus je einem bedeutenden Technologiefeld ein ganzes Ökosystem in unmittelbarer Anbindung an die Forschung. Bis zu 30 Teams können den TUM Incubator nutzen, um sich auf den Start ihres Unternehmens vorzubereiten. UnternehmerTUM investiert mit einem eigenen Venture-Capital-Fonds in vielversprechende Technologieunternehmen und bietet mit dem MakerSpace eine 1.500 Quadratmeter große Hightech-Werkstatt für den Prototypenbau.
Weitere Informationen:
http://www.tum.de/innovation/entrepreneurship Gründungsförderung an der TUM
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik
Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.
Neueste Beiträge
Die Roboterhand lernt zu fühlen
Fraunhofer IWS kombiniert Konzepte aus der Natur mit Sensorik und 3D-Druck. Damit Ernteroboter, U-Boot-Greifer und autonome Rover auf fernen Planeten künftig universeller einsetzbar und selbstständiger werden, bringen Forschende des Fraunhofer-Instituts…
Regenschutz für Rotorblätter
Kleine Tropfen, große Wirkung: Regen kann auf Dauer die Oberflächen von Rotorblättern beschädigen, die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von Windenergieanlagen können sinken, vor allem auf See. Durch die Entwicklung innovativer Reparaturlösungen…
Materialforschung: Überraschung an der Korngrenze
Mithilfe modernster Mikroskopie- und Simulationstechniken konnte ein internationales Forschungsteam erstmals beobachten, wie gelöste Elemente neue Korngrenzphasen bilden. Mit modernsten Mikroskopie- und Simulationstechniken hat ein internationales Forscherteam systematisch beobachtet, wie Eisenatome…