Test mit neuem abgasarmen Biokraftstoff gestartet
Die Hochschule Coburg und das Bayerische Umweltministerium stellten heute in Coburg einen groß angelegten Flottenversuch mit dem neuen Biokraftstoff „Diesel regenerativ“ vor.
Dieser neue Biokraftstoff besteht aus hydriertem, d.h. mit Wasserstoff behandeltem Rapsöl, dem zwei bzw. sieben Prozent Biodiesel beigemischt werden. Der Raps stammt aus deutschem Anbau. Ziel des Flottenversuches ist es, die Alltagstauglichkeit des neuen Biokraftstoffs unter Beweis zu stellen.
Bayerns Umweltstaatssekretärin Melanie Huml betonte:„Die bayerische Klimapolitik ist erfolgreich: Bereits heute liegt der energiebedingte CO2-Ausstoß im Freistaat pro Kopf und Jahr bei rund sechs Tonnen. Bis zum Jahr 2030 soll dieser Wert auf unter fünf Tonnen vermindert werden. Der neue Biokraftstoff könnte dazu beitragen, Kohlendioxid-Ausstoß und Luftschadstoffe im Straßenverkehr weiter zu reduzieren.“ Das Bayerische Umweltministerium unterstützt das Projekt mit 120.000 Euro.
Der wissenschaftliche Leiter des Forschungsprojekts, Prof. Dr. Jürgen Krahl vom Technologietransferzentrum Automotive (TAC) der Hochschule Coburg, hob hervor: „Wir wollen prüfen, ob dieser neue, emissionsarme Kraftstoff kompatibel ist mit den vorhandenen Dieselmotoren.“ Verlaufen die Tests positiv, wäre ein Biokraftstoff gefunden, der sich gut für sensible Gebiete wie Innenstädte eignet und in Reinform mit Dieselpartikelfiltern kompatibel ist. Diesel regenerativ kann über das vorhandene Tankstellennetz vertrieben werden. Fahrer von Dieselfahrzeugen betanken ihre Autos aktuell mit Diesel aus Rohöl, dem maximal sieben Prozent herkömmlicher Biodiesel beigemischt werden können.
Die Hochschule Coburg ist mit sieben Fahrzeugen an dem Flottenversuch beteiligt, die ausschließlich mit dem neuen Kraftstoff fahren. Darunter sind vier Fahrzeuge, die die Volkswagen AG zur Verfügung stellt, und im Bayerischen Umweltministerium fahren vier Fahrzeuge der AUDI AG mit dem neuen Kraftstoff.
Dr. Jens Hadler, Leiter Aggregate-Entwicklung bei Volkswagen, erklärte: “Gegenüber höheren Zumischungen an herkömmlichem Biodiesel bietet das hydrierte Rapsöl die Chance, dass es mit allen Motorkomponenten gut verträglich ist. So könnte auch der vorhandene Fahrzeugbestand kurzfristig umgestellt werden. Zudem gehen wir davon aus, dass sich die Serviceintervalle der Fahrzeuge verlängern lassen. Und wir erwarten einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der CO2-Bilanz.“
Der neue Biokraftstoff Diesel regenerativ kommt von der finnischen Neste Oil Corp. Das Unternehmen produziert seit 2007 in einem selbstentwickelten und patentierten Hydrierverfahren den weltweit effizientesten und umweltfreundlichsten Dieselkraftstoff auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Osmo Kammonen von Neste Oil betonte: „In dem Projekt wollen wir die Alltagstauglichkeit und Flexibilität des Kraftstoffs erneut unter Beweis stellen. Dabei können vielversprechende Synergien zwischen klassischen und neuen, innovativen Biokraftstoffen aufgezeigt werden.”
Die OMV unterstützt das Projekt derzeit an zwei Tankstellen in Coburg und München, die mit Zapfsäulen für den hochwertigen Kraftstoff erweitert wurden. Für die OMV liegen die Herausforderungen bei der Einführung neuer Kraftstofflösungen oft in den hohen Investitionskosten für die benötigte Infrastruktur. Mit der Ausrichtung der beiden Tankstellen auf Diesel regenerativ zeigt die OMV, dass auch auf bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden kann und so ein Flottentest im alltäglichen Fahrbetrieb ermöglicht wird. Ziel der OMV ist es, die Versorgungsstrukturen für alternative Kraftstoffe wie Wasserstoff oder Diesel regenerativ bereits in frühen Versuchsphasen anzubieten, um die Entwicklung einer künftigen umweltschonenden Mobilität zu unterstützen. Damit positioniert sich die OMV einmal mehr im Premium-Segment des hart umkämpften Tankstellenmarkts.
Weiterer Forschungspartner ist das Johann Heinrich von Thünen-Institut, Braunschweig.
An dem groß angelegten Flottenversuch im Realbetrieb sind folgende Partner beteiligt:
Technologietransferzentrum Automotive der Hochschule Coburg (TAC); wissenschaftlicher Leiter des Projekts ist Prof. Dr. Jürgen Krahl
Hochschule Coburg, die mit sieben Fahrzeugen, darunter vier Fahrzeuge der VW AG, an dem Flottenversuch teilnimmt
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, das das Projekt mit 120.000 EUR fördert und vier Fahrzeuge der AUDI AG testet
Volkswagen AG, die Fahrzeuge verschiedener Emissionsklassen zur Verfügung stellt und die Abgasuntersuchungen vornimmt
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Braunschweig, das gesundheitsrelevante Komponenten im Abgas untersucht
AUDI AG, Ingolstadt, die die Inspektion und die Abgasuntersuchungen der Münchner Flotte vornimmt
Firma Neste Oil Corp in Espoo, Finnland, die den neuen HVO-Kraftstoff liefert
Mineralölkonzern OMV, der Diesel Regenerativ an einer Tankstelle in Coburg und einer in München zur Verfügung stellt
Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (ufop) als beratender Partner
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