Auf den richtigen Winkel kommt es an

Hier zu sehen: Das Nanoteilchen mit Radius r_p und den Wassercluster (grau schattiert, Radius r*). Theta bezeichnet den Kontaktwinkel, Phi repräsentiert die Krümmung der Kontaktlinie. Copyright Universität Wien

Makroskopische Kontaktwinkel können mittels mehrerer unterschiedlicher Methoden gemessen werden. Dagegen gibt es kaum Informationen über Kontaktwinkel im mikroskopischen Bereich.

Bei Tröpfchen in annähernd molekularem Größenbereich weisen die Randlinien der Tröpfchen (Kontaktlinien) derart hohe Krümmungen auf, dass durch molekulare Wechselwirkungen eine zusätzliche Kraft (entsprechend einer zugehörigen Linienspannung) auftritt, die zu Verzerrungen der Kontaktlinie führen kann. Dadurch können sich im mikroskopischen Bereich wesentliche Veränderungen von Kontaktwinkeln und Benetzungseigenschaften ergeben.

Ein Team um Paul Winkler von der Fakultät für Physik der Universität Wien und des Brookhaven National Laboratory, NY, U.S.A., konnte nun die Eigenschaften der Kontaktlinie und den (mikroskopischen) Kontaktwinkel aus Messungen heterogener Nukleation an kugelförmigen Nanopartikeln direkt bestimmen.

Die Methode beruht auf der Bestimmung des Durchmessers des Nanopartikels, sowie des Krümmungsradius und des Volumens des flüssigen Clusters auf der Oberfläche des Nanopartikels. Die Ergebnisse sind nicht abhängig von einer speziellen Nukleationstheorie.

Die (geodätische) Krümmung der Kontaktlinie wird mit Hilfe desselben Formalismus ermittelt, der auch in der allgemeinen Relativitätstheorie eingesetzt wird. Die Ergebnisse erlauben nun eine quantitative Beschreibung der heterogenen Nukleation an Nanoteilchen, wie sie unter anderem auch bei der Wolkenentstehung auftritt.

Konkret wurden mittels des SANC-Messsystems Nukleationswahrscheinlichkeiten für heterogene Nukleation von Wasserdampf auf der Oberfläche annähernd kugelförmiger Silberpartikel gemessen. SANC (Size Analysing Nuclei Counter) ist ein an der Aerosolphysik und Umweltphysik der Universität Wien entwickeltes prozessgesteuertes Messsystem.

Ausgehend von einem präzise kontrollierten nahezu dampfgesättigten Aerosol wird eine räumlich homogene Dampfübersättigung erzielt, wobei Sättigungsverhältnis und Temperatur genau definiert sind. Die an den Aerosolpartikeln entstehenden Flüssigkeitströpfchen wachsen durch Kondensation des übersättigten Dampfes an.

Durchmesser und Anzahl der Tröpfchen werden zu mehreren Zeiten während des Kondensationsvorganges berührungsfrei gemessen. Das SANC-System erlaubt unter anderem die Messung von Tröpfchenwachstumsraten und heterogenen Nukleationswahrscheinlichkeiten bei definierten thermodynamischen Bedingungen.

Publikation in „Scientific Reports“

Winkler et al., „Direct Determination of three-phase contact line properties on nearly molecular scale“, Scientific Reports, online 17. Mai 2016.
http://www.nature.com/articles/srep26111
DOI: 10.1038/srep26111

Wissenschaftlicher Kontakt
Ass.-Prof. Dr. Paul Winkler
Aerosolphysik und Umweltphysik
Universität Wien
1090 Wien, Boltzmanngasse 5
T +43-1-4277-734 03
M +43-664-73925907
paul.winkler@univie.ac.at

Rückfragehinweis
Mag. Alexandra Frey
Pressebüro der Universität Wien
Forschung und Lehre
1010 Wien, Universitätsring 1
T +43-1-4277-175 33
M +43-664-602 77-175 33
alexandra.frey@univie.ac.at

Offen für Neues. Seit 1365.
Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.600 MitarbeiterInnen, davon 6.800 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 93.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 180 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. http://www.univie.ac.at

Media Contact

Stephan Brodicky Universität Wien

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Überlebenskünstler im extremen Klima der Atacama-Wüste

Welche Mikroorganismen es schaffen, in den extrem trockenen Böden der Atacama-Wüste zu überleben, und welche wichtigen Funktionen sie in diesem extremen Ökosystem übernehmen – zum Beispiel bei der Bodenbildung –,…

Hoffnung für Behandlung von Menschen mit schweren Verbrennungen

MHH-Forschende entwickeln innovatives Medikament, um die Abstoßung von Spenderhaut-Transplantaten zu verhindern. Wenn Menschen schwere Verbrennungen erleiden, besteht nicht nur die Gefahr, dass sich die Wunde infiziert. Der hohe Flüssigkeitsverlust kann…

Neue Erkenntnisse zur Blütezeit-Regulation

Einfluss von Kohlenstoff- und Stickstoff-Signalwegen auf Blütenrepressoren bei Arabidopsis. In einer aktuellen Publikation in der Fachzeitschrift Plant Physiology hat ein internationales Forschungsteam, dem unter anderem Dr. Justyna Olas als eine…