Neue Altersbestimmung an Flussterrassen in Tibet

Wissenschaftler des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ), der Universität Potsdam, der chinesischen Akademie der Wissenschaften und der ETH Zürich haben erstmals Flussterrassen am Rand von Tibet datiert und dort ein Alter dieser Terrassen bis zu 170.000 Jahre nachgewiesen. Diese neue Altersdatierung geht deutlich weiter in die Vergangenheit zurück als bisherige Untersuchungen, berichtet das Wissenschaftsmagazin „Nature“ in seiner jüngsten Ausgabe (Nature 417, 428-432).

Das Tibet-Plateau, der Himalaja und andere Gebirge in Asien sind Ausdruck der andauernden Kollision zwischen Indien und Eurasien, wobei das Wachstum dieser Gebirge durch Bewegungen entlang tektonischer Störungen erfolgt. Ein entscheidender Parameter für das Verständnis gebirgsbildender Prozesse ist die Bewegungsgeschwindigkeit von aktiven Störungen. Diese Geschwindigkeit lässt sich aus der tektonischen Verschiebung (Versatz) von Oberflächenformen durch eine Störung und dem Alter der versetzten Oberflächenformen ermitteln. Die tektonischen Versätze können durch Vermessungen quer zur Störung festgestellt werden, doch die Datierung von Oberflächen stellt ein schwieriges Problem dar.

In Zentralasien wurde deshalb lange Zeit angenommen, dass Oberflächenformen sich erst nach der letzten Eiszeit gebildet haben und damit jünger als 20.000 Jahre sind. Das Alter der Flussterrassen wurde von dem internationalen Wissenschaftlerteam nun mit Hilfe sog. kosmogener Nuklide bestimmt, das sind Teilchen, die durch Einwirkung der kosmischen Strahlung auf die Erdoberfläche entstehen. Aus den Untersuchungen folgt, dass bisherige Untersuchungen die Wachstumsraten des Tibet-Plateaus stark überschätzt haben könnten. Zudem lassen sich die Bewegungsraten von Störungen über lange Zeiträume ermitteln und auch das Zusammenspiel zwischen Tektonik und Klima in Zentralasien kann über längere Zeiträume studiert werden, als man bisher für möglich gehalten hat.

Media Contact

Dipl.Met. Franz Ossing idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-System erkennt Sprache in lauten Umgebungen genauer als Menschen.

Menschen vs Maschinen – Wer ist besser in der Spracherkennung?

Sind Menschen oder Maschinen besser in der Spracherkennung? Eine neue Studie zeigt, dass aktuelle automatische Spracherkennungssysteme (ASR) unter lauten Bedingungen eine bemerkenswerte Genauigkeit erreichen und manchmal sogar die menschliche Leistung…

KI-System analysiert subtile Hand- und Gesichtsgesten zur Gebärdenspracherkennung.

Nicht in der Übersetzung verloren: KI erhöht Genauigkeit der Gebärdenspracherkennung

Zusätzliche Daten können helfen, subtile Gesten, Handpositionen und Gesichtsausdrücke zu unterscheiden Die Komplexität der Gebärdensprachen Gebärdensprachen wurden von Nationen weltweit entwickelt, um dem lokalen Kommunikationsstil zu entsprechen, und jede Sprache…

Forscherin Claudia Schmidt analysiert durch Gletscherschmelze beeinflusste Wasserproben arktischer Fjorde.

Brechen des Eises: Gletscherschmelze verändert arktische Fjordökosysteme

Die Regionen der Arktis sind besonders anfällig für den Klimawandel. Es mangelt jedoch an umfassenden wissenschaftlichen Informationen über die dortigen Umweltveränderungen. Forscher des Helmholtz-Zentrums Hereon haben nun an Fjordsystemen anorganische…