Körperkunst gibt Hinweis auf Sprache bei Neandertalern
Aus Mangan-Pigmentstücken, die Wissenschaftler bei Ausgrabungen entdeckten, schließt Francesco d'Errico von der Universität von Bordeaux, dass Neandertaler sprechen konnten. Ob die Urmenschen Sprache besaßen ist bislang nicht geklärt.
Neandertaler hätten die dunklen Kreide-ähnlichen Malstifte aber benutzt, um ihre eigene helle Haut oder Tiere zu markieren, vermutet der Wissenschaftler. Körperkunst sei ein Mittel der Kommunikation und zeige, dass Neandertaler sprechen konnten, so d'Errico gegenüber New Scientist.
Gemeinsam mit Marie Soressi vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie entdeckte d'Errico in Pech de l'Azé in Frankreich Hunderte von schwarzen Mangan-Pigmentblöcken. Bereits an 39 anderen Fundorten waren ähnliche Stücke aufgetaucht. Die Pigmente hätten die Neandertaler nicht nur zur Tarnung benutzt, sondern primitive „Malkreiden“ gefertigt. Mit den flachen, länglichen Oberflächen der Fundstücke hätten gut sichtbare gerade Linien gezeichnet werden können. „Vermutlich sind damit abstrakte Zeichnungen angefertigt worden“, so d'Errico.
Für die Weitergabe der Zeichenbedeutung und der Herstellungstechnik der Kreiden sei Sprache nötig gewesen, vermutet der Forscher. Körperkunst sei zudem nicht das einzige Mittel zur symbolischen Kommunikation gewesen. Neandertaler trugen Schmuckstücke, wie zum Beispiel Ketten aus Perlen. Auch der frühe Homo Sapiens, der vermutlich gleichzeitig mit den Neandertalern existierte, schmückte sich mit Ornamenten. Diese unterscheiden sich nach den Fundorten, was als Zeichen der ethnischen und kulturellen Vielfalt gedeutet wird. D'Errico behauptet nun, dass selbiges auf die Neandertaler zutrifft.
Wissenschaftler wendeten oft unterschiedliche Standards für Neandertaler und den frühen Homo Sapiens an, kritisiert d'Errico. Beweise für Bestattungen, Fürsorge für die Schwachen und soziale Zusammenarbeit würden stets unterschiedlich interpretiert. „Manche Archäologen bringen diese Eigenschaften beim frühen Homo Sapiens gerne mit Sprache in Verbindung, verneinen den Zusammenhang allerdings im Fall des Neandertalers“, so Anthropologe Erik Trinkaus von der Washington University.
Sollten Neandertaler tatsächlich gesprochen haben, bedeute das jedoch nicht, sie hätten ähnlich wie Menschen kommuniziert. In der Forschung gäbe es keinen Hinweis, dass sie jemals ein ähnlich hohes kulturelles Niveau erreicht hätten, wie der moderne Mensch, erklärt der Linguist Phillip Lieberman von der Brown University. „Neandertaler besaßen Sprachvermögen, aber in ihren sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten waren sie den modernen Menschen unterlegen, die ihnen nachfolgten.“
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