Kein Massensterben durch Chicxulub-Impakt
Kein Massensterben durch Chicxulub-Impakt
Geologen datieren Einschlagkrater in Mexiko vor Kreide-Tertiär-Grenze
Was war die Ursache für das Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren? Der Asteroideneinschlag auf der mexikanischen Yucatan-Halbinsel, der bisher dafür verantwortlich gemacht wurde, steht nicht in einem direkten Zusammenhang mit dem Massensterben der Arten an der Kreide-Tertiär-Grenze: Er geschah rund 300 000 Jahre früher, und der nach dem heutigen Dorf Chicxulub benannte Krater fiel deutlich kleiner aus als bisher angenommen. Dies haben Untersuchungen einer Forschergruppe mit Professor Dr. Wolfgang Stinnesbeck vom Geologischen Institut der Universität Karlsruhe ergeben.
„Wir wissen, dass es ein weiteres Impaktereignis an der Grenze zwischen Kreide und Tertiär gab“, erklärt Stinnesbeck. Dies lasse sich aus einer weltweiten Iridium-Anomalie und geschockten Quarzen schließen. „Der zugehörige Krater ist jedoch bis heute unbekannt.“ Die neuen Erkenntnisse des Forscherteams mit Professor Dr. Wolfgang Stinnesbeck, Professor Dr. Gerta Keller von der Princeton University/USA und Priv.-Doz. Dr. Thierry Adatte von der Université de Neuchâtel/Schweiz stützen auch die Hypothese von multiplen Impaktereignissen im Zeitraum zwischen 300 000 Jahren vor und 100 000 Jahren nach der Kreide-Tertiär-Grenze vor 65 Millionen Jahren.
Die drei Forscher untersuchten Proben aus der im Rahmen des Internationalen Kontinentalen Tiefbohrprogramms vorgenommenen Yaxcopoil-1-Bohrung am Chicxulub-Krater. Wie Professor Stinnesbeck erklärt, fand sich oberhalb der 100 Meter mächtigen Impaktbreccie, eines Sedimentgesteins, das sich infolge des Einschlags in Minutenschnelle ablagerte, eine 55 Zentimeter starke Kalksteinschicht. In dieser ließen sich planktonische Foraminiferen – im Meer lebende Einzeller – aus den letzten 300 000 Jahren der Kreidezeit in großer Zahl feststellen. Somit ist der Impakt auf einen Zeitpunkt vor etwa 65,3 Millionen Jahren zu datieren. Die Bohrdaten weisen außerdem darauf hin, dass der Durchmesser des Kraters deutlich weniger als 200 Kilometer betrug.
„Erwartet worden war, dass die Untersuchungen von Proben aus der Yaxcopoil-1-Bohrung die bisherige Datierung des Chicxulub-Impakts bestätigen würden“, sagt Wolfgang Stinnesbeck. „Unsere Ergebnisse sind dem diametral entgegengesetzt.“ Wie der Geologe weiter erläutert, verursachte dieser Einschlag weder das Massensterben der Arten noch einschneidende klimatische Veränderungen. Er habe sich allerdings zu einer Zeit ereignet, in der Flutbasaltvulkanismus und starker Treibhauseffekt aufgetreten seien. „Der Chicxulub-Impakt hat möglicherweise beigetragen zu der fortschreitenden Erwärmung und dem damit einhergehenden Stress, der das spätere Massensterben förderte.“
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Professor Dr. Wolfgang Stinnesbeck
Geologisches Institut
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