Bisher keine Schäden bei Erdbeben im Vogtland
Jena/Vogtland. (26.09.00) Im Vogtland bebt die Erde. Seit dem 28. August registrierten die seismischen Stationen der Friedrich-Schiller-Universität Jena mehrere Tausend Erdbeben. Deren Schwerpunkt bildet ein Herdgebiet südlich von Klingenthal nahe Novy Kostel (Tschechische Republik). Höhepunkte wurden am 4., 8. und 17. September mit Beben der Stärke über 3.0 auf der Richterskala erreicht. Erdbebenschäden haben die Experten im Jenaer Institut für Geowissenschaften bislang nicht festgestellt. Auch in Ostthüringen zeichneten die sensiblen Messgeräte am 8. und 18. September drei kleinere, so genannte Mikrobeben auf.
Davon war für die Einwohner im Raum Posterstein/Reust allerdings nichts zu spüren. Im Vogtland hingegen wackelte der Boden, Gläser klirrten im Schrank, und ein markantes donnerartiges Grollen aus dem Untergrund war zu hören. Um diese vom Erdbeben erzeugten charakteristischen Geräusche zu erforschen, wurde jetzt in Zusammenarbeit der Institute für Geowissenschaften an den Universitäten Jena und Potsdam eine Akustik – Messstation mit drei Mikrofonen in Erlbach aufgestellt.
„Wie es typisch für diese Region ist, wird die Energie durch eine große Zahl kleiner, so genannter Schwarmbeben freigesetzt und nicht durch ein stärkeres Einzelbeben, wie in den meisten anderen Erdbebenregionen der Erde“, erläutert der Jenaer Geophysiker Dr. Diethelm Kaiser. Bisher konnten die Wissenschaftler vier Schwarmserien mit jeweils ein bis drei Tagen Ruhe unterscheiden. „Deshalb lässt sich heute noch nicht mit Sicherheit sagen, ob die Erde bereits wieder zur Ruhe gekommen ist, oder ob der Schwarm noch einige Tage oder Wochen andauern wird“, so Kaiser weiter.
Die Ursachen dieser Schwarmbeben erforschen die Geophysiker in einem internationalen Team bereits seit Jahrzehnten. Im vorigen Jahr wurden diese Untersuchungen in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Projekt unter Beteiligung von zehn Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland und der Tschechischen Republik intensiviert. Derzeit wird ein DFG-Schwerpunktprogramm unter Leitung des Jenaer Prof. Dr. Gerhard Jentzsch vorbereitet. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Erdbebenstationen richteten die Geophysiker seit Beginn des aktuellen Erdbebenschwarmes weitere seismische Stationen in Bad Brambach, Schönberg, Landwüst, Gürth, Erlbach und im Schaubergwerk Dannenberg ein. Außerdem installierten sie erstmalig sechs Starkbeben – Messgeräte gemeinsam mit der „Deutschen Task Force Erdbeben“ des GeoForschungsZentrums Potsdam.
Neben dem Vogtland wurde die Erde jetzt auch wieder in Ostthüringen aktiv. Am 8. und 18. September ereigneten sich insgesamt drei Erdbeben im Raum Posterstein/Reust, die vom seismischen Netz der Jenaer Universität erfasst wurden. Aufgrund ihrer geringen Stärke und großen Tiefe von rund 18 km wurden diese Mikrobeben von der Bevölkerung nicht verspürt. Ein Zusammenhang mit dem Flutungsgeschehen in der ehemaligen Wismut-Bergbauregion schließt das Institut für Geowissenschaften der Universität Jena aus.
Das seismische Netz wurde vor drei Jahren aufgebaut, um die Erdbebentätigkeit in Ostthüringen zu überwachen und zu erforschen. In Ostthüringen treten Erdbeben zwar wesentlich seltener auf als im Vogtland, dafür aber als stärkere Einzelereignisse. Das letzte große Schadensbeben, das sich am 6. März 1872 im Raum Posterstein ereignete, wurde noch in Städten wie Berlin, Breslau und Stuttgart gespürt.
Ansprechpartner:
Dr. Diethelm Kaiser oder PD Dr. Thomas Jahr
Tel: 03641/948666 oder 948611
E-Mail: kaiser@geo.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
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