ESA-Satellit bestätigt: Monsterwellen existieren
Seemannsgarn stellt sich nach Jahrhunderten als Tatsache dar
Einst als Seemannsgarn gehandelt, haben ESA-Satelliten nun tatsächlich jene Riesenwellen nachweisen können, die ganze Riesenschiffe einfach im Meer versinken lassen. Solche Wellen, die in den vergangenen 20 Jahren mehr als 200 Supertanker und Containerschiffe mit einer Länge von mehr als 200 Metern zum Sinken gebracht haben, sind keine Seltenheit, berichtet die Europäische Raumfahrt Organisation ESA, die die Entstehung solcher tödlicher Gefahren für die Seefahrt erforschen will.
Zwischenfälle mit solchen „Schurkenwellen“, wie die Seeleute dies nennen, sind in der Zwischenzeit auch von Kreuzfahrtschiffen beobachtet worden. 1995 geriet das damals größte Passagierschiff „Queen Elizabeth 2“ im Nordatlantik in eine 29 Meter hohe Welle. Innerhalb von nur zwei Wochen wurden im Februar und März 2001 die beiden Kreuzfahrtschiffe „Bremen“ und „Caledonian Star“ von solchen Megawellen erfasst, die in 30 Metern Höhe die Brückenfenster zerstörten. Die „Bremen“ war daraufhin für zwei Stunden nicht manövrierbar. „Die beiden Fälle lagen weniger als 1.000 Kilometer voneinander entfernt im Südatlantik“, so Wolfgang Rosenthal, Wissenschaftler am GKSS Forschungszentrum in Geesthacht. „Das Schiff driftete parallel zu den Wellen“, so der Fachmann, der einräumt, dass es zahlreiche andere unglückliche Schiffe gebe, die eine solche Welle nicht überstanden hätten. „In der Regel verschwindet jede Woche ein Schiff. In den meisten Fällen wird kein großartiges Drama daraus gemacht und die Gründe dafür werden niemals so genau untersucht wie etwa Flugzeugabstürze“, führt der Experte aus. Betroffen von solchen Mega-Wellen sind auch die Ölplattformen im Nordatlantik.
Im Dezember 2000 hatte die EU das Projekt „Max Wave“ ins Leben gerufen, um den tödlichen Wellen auf die Spur zu kommen. Als Teil davon entsandte die ESA ERS-Radar-Satelliten, die die Zahl der großen und gefährlichen Wellen pro Jahr erfassen sollten. Das Projekt wurde Ende 2003 offiziell beendet, seitdem untersuchen die Wissenschaftler die 30.000 Bildausschnitte, die in insgesamt drei Wochen aufgenommen worden waren. Mindestens zehn Riesenwellen von mehr als 25 Metern Höhe wurden dabei ausgemacht. Bisherige Vermutungen waren dahingehend, dass solche Wellen nur alle 10.000 Jahre auftreten. Riesenwellen sind häufig in der Nähe großer Meeresströmungen wie etwa dem Agulhas-Strom vor der Ostküste Südafrikas. Die Daten haben aber auch gezeigt, dass sie weitab von Strömungen etwa in der Nähe von Wetterfronten oder Tiefdruckgebieten auftreten. Einige der Gründe für das Entstehen der Mega-Wellen konnten die Forscher entdecken. „Aber“, so Rosenthal, „alle kennen wir noch nicht“. Das WaveAtlas-Projekt soll bis zum ersten Quartal 2005 abgeschlossen sein.
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften
Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.
Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.
Neueste Beiträge
Wirksamkeit von Metformin zur primären Krebsprävention
Eine Studie der Deutschen Krebshilfe bietet Menschen mit Li-Fraumeni-Syndrom neue präventive Strategien: Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) untersuchen in einer neuen Wirksamkeitsstudie erstmals, ob das krebsfreie Überleben bei LFS-Betroffenen…
Innovative Algorithmen für eine nachhaltige und flexible KI
Die Entwicklung und der Einsatz künstlicher Intelligenz verschlingen jede Menge Ressourcen. Das neue BMBF-geförderte Forschungsprojekt COMFORT will das ändern. Verantwortlich dafür ist der Würzburger Mathematiker Leon Bungert. Keine Frage: Das…
Neue Rezeptur für Gleistragplatten
Mit einem Material aus recycelten Kunststoffen und alten Rotorblättern soll die betonlastige Eisenbahninfrastruktur in Deutschland modernisiert werden. Sie unterhalten sich über Mischungen, Mischungsverhältnisse und Zusatzstoffe und es klingt, als seien…