Ist Brachland besser als ein Kornfeld für gesunde Landschaft?
Geoinformatiker der Universität Jena entwickeln „Integriertes Landschafts-Management-System (ILMS)“
Die Landschaft nachhaltig zu nutzen und zu pflegen, dass nachfolgende Generationen in ihr ebenfalls einen intakten Wirkungsbereich finden, fordert Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen – und heutzutage immer stärker. Prof. Dr. Wolfgang-Albert Flügels Lehrstuhl an der Universität Jena, der sich mit Geoinformatik, Geohydrologie und Modellierung befasst, widmet sich dieser Aufgabe u. a. mit der „Erstellung eines Integrierten Landschafts-Management-Systems (ILMS) für Wasserwirtschaft, Kommunal- und Regionalplanung“. Zu diesem Thema startet Flügels Team im April ein neues Forschungsvorhaben, dessen Zielraum Thüringen ist. Das Projekt, das auf viereinhalb Jahre angelegt ist, gehört zu den Siegern des InnoProfile-Wettbewerbs des Bundesforschungsministeriums (BMBF) und wird von ihm mit etwa 1,9 Millionen Euro gefördert. Ziel des Wettbewerbs ist es, die engere Zusammenarbeit von Nachwuchsforschern und regionaler Wirtschaft in den Neuen Bundesländern zu unterstützen, um Innovationskraft zu schaffen.
„Das wissenschaftliche Potenzial liegt an unserem Lehrstuhl, den wirtschaftlichen Impuls liefern die kleinen und mittelständigen Unternehmen – die KMU – aus Jena, Gera und Erfurt, die in das ILMS-Projekt eingebettet sind“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang-Albert Flügel das Konzept. „Diese KMU, mit denen wir bereits seit einiger Zeit kooperieren, benötigen mehr Forschung, um ihre Position am Geoinformationsmarkt mit Hilfe starker Innovationen zu verbessern“, ergänzt Bettina Böhm. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl wird im Bereich der Fernerkundung, das heißt der satelliten- oder flugzeuggestützten Erdbeobachtung, am ILMS-Projekt mitwirken.
Die KMU aus der Region (H. G. Geo Data Solutions GmbH, 3Kon GmbH – Informationstechnologien sowie Telematica e. K. aus Jena; geoinform GmbH und Rössler – Ingenieurvermessung GmbH aus Gera; GKW Ingenieure aus Erfurt) formulierten konkreten Innovationsbedarf für ein Landschafts- und Flächenmanagement. Sie suchen Antworten beispielsweise auf die Frage: Hat es einen Nutzen, die Felder in einigen Regionen Thüringens brach liegen zu lassen, anstatt sie zu bewirtschaften und damit zu düngen, so dass sich die Wasserqualität in dieser Region verbessert? „Es muss geprüft werden, ob z. B. die finanziellen Aufwendungen geringer sind, wenn die Landwirte Ausgleichszahlungen für den Wegfall der Ernte erhalten oder wenn das Wasser gereinigt wird“, sagt der Leiter der neuen Nachwuchsforschergruppe Dr. Sven Kralisch. Mithilfe des ILMS sollen die Entscheidungsträger aus der Wirtschaft „Was wäre, wenn“-Szenarien modellieren können und Vorhersagen machen, welche Auswirkungen bestimmte Maßnahmen für die Landschaft in Thüringen haben. „Für die Systementwicklungen und die Modellierungen benötigen wir Nachwuchswissenschaftler, spezielle Software und leistungsfähige Hardware“, sagt Prof. Flügel, „hier greift die finanzielle Unterstützung des BMBF“.
Im Ergebnis wird das ILMS eine methodische „Werkzeugkiste“ von Analysetechniken und Modellen zur Verfügung stellen, die ein nachhaltiges Landschaftsmanagement in der Zukunft unterstützen und gleichzeitig durch die eingebundenen Unternehmen das Wirtschaftswachstum in dieser Branche in Thüringen befördern wird. Auch zur Zukunft der Wissenschaft wird das Projekt beitragen, denn ILMS wird in den Master-Studiengang Geoinformatik an der Jenaer Universität integriert werden.
Kontakt:
Prof. Dr. Wolfgang-Albert Flügel
Institut für Geographie der Universität Jena
Löbdergraben 32, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948850
Fax: 03641 / 948852
E-Mail: c5wafl[at]uni-jena.de
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