Polarflugzeuge zurück aus der Antarktis
Gestern Vormittag kehrten Polar 2 und Polar 4 erstmals in ihren neuen Heimatflughafen Luneort zurück.
Damit ging für die Flugzeuge des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) und ihre Piloten eine viermonatige wissenschaftliche Kampagne in der Antarktis zu Ende. Dr. Hartwig Gernandt, der Logistik-Chef des AWI, begrüßte die Piloten und gratulierte zu einer erfolgreichen Saison. Auch der wissenschaftliche Leiter der Expedition Dr. Uwe Nixdorf, ebenfalls vom AWI, zeigte sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen der Kampagne. Insbesondere die Zusammenarbeit mit der neuen Betreibergemeinschaft Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt und Optimare GmbH, die für den Flugbetrieb und die Betreuung der wissenschaftlichen Ausrüstung verantwortlich sind, habe sich bewährt.
Rund 300 Flugstunden für Messungen und logistische Aufgaben haben die Flieger nun hinter sich. Hinzu kommen noch einmal rund 240 Stunden für die Überführungen von Bremerhaven aus über Südamerika und die britischen Stationen Rothera (Antarktische Halbinsel) und Halley (Brunt Ice Shelf) an den Einsatzort, die Neumayer-Station, und wieder zurück. Die wissenschaftliche Arbeit umfasste im Wesentlichen drei Projekte: SEAL, EPICA und VISA.
SEAL: Wie ändert sich der Meeresspiegel?
Im Rahmen des Projektes SEAL (Sea Level Change) wurden Eisdicken an einem ausgewählten Gletscher, dem Jutulstraumen, gemessen. Diese Daten gehen in Modellrechnungen ein, die Auskunft darüber geben werden, ob die Gesamtmenge des antarktischen Eises zu- oder abnimmt. Gegenwärtig ergeben diese Rechnungen, dass bei zunehmender Erderwärmung die Menge des Eises in der Antarktis eher zunimmt. Damit wird einem Anstieg des Meeresspiegels entgegengewirkt. Die neuen Ergebnisse werden im August erwartet. SEAL ist ein Projekt im Strategiefond der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.
EPICA: Forschungen in altem Eis
Weitere Messungen der Flugzeuge sind Teil des europäischen Projektes EPICA (European Project for Ice Coring in Antarctica). Profile des antarktischen Eisschildes liefern neben der internen Struktur des Eises auch Parameter für das theoretische Verständnis und damit für die Interpretation der tiefen Eisbohrkerne, die auf der Kohnen-Station und auf der Station Dome Concordia in der Ostantarktis gewonnen werden. An der Kohnen-Station, die sich 750 Kilometer südlich von Neumayer auf dem unberührten Inlandeis befindet, wurden in diesem Jahr aus einer Tiefe von 450 Metern Eisproben erbohrt, die 8200 Jahre alt sind. Im nächsten Jahr wird die Bohrung fortgesetzt. Die Flugzeuge sind hier besonders wichtig, um die Forscher über die große Entfernung hinweg zur Station zu bringen. Schweres Gerät wird mit Pistenfahrzeugen in einer zehntägigen Traverse zur Station transportiert. Auch die gewonnenen Bohrkerne werden per Flugzeug zur Neumayer-Station gebracht. Der weitere Transport von dort nach Bremerhaven geschieht per Schiff.
VISA: Die Oberfläche der Antarktis
Um Messungen von Satelliten im Rahmen des Projektes VISA (Validierung, Verdichtung und Interpretation von Satellitendaten in der Antarktis) zu ergänzen, bestimmten die Flugzeuge auf einer ausgesuchten Testfläche außer der Eisdicke auch das Schwerefeld der Erde an dieser Stelle und ihr Magnetfeld. Diese Daten werden mit den Satellitendaten verglichen und ergeben dann ein genaues Bild der Erdkruste und der Massenbilanz des Eises an dieser Stelle. Auf diese Weise kann auch bestimmt werden, wie die Landschaft unter dem ewigen Eis im Dronning Maud Land beschaffen ist.
Die Flugzeuge werden jetzt gewartet. Im Juli startet die nächste Kampagne. Dann geht es zu Meereismessungen in die Arktis und nach Grönland.
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