Bodenerosionsatlas Hessen 2018

Der Erosionsatlas im BodenViewer Hessen HLNUG

Bei ackerbaulicher Bodennutzung lässt sich Bodenerosion nicht vollständig vermeiden. Durch gezielte Maßnahmen kann sie aber auf ein vertretbares Maß begrenzt werden. Hierfür sind Kenntnisse über die Erosionsgefährdung der jeweiligen Flächen notwendig.

Zu diesem Zweck hat das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) schon 2013 einen Erosionsatlas herausgegeben, der nun in der 2. Auflage mit einer deutlich höheren Auflösung von 5 Meter unter https://www.hlnug.de/?id=8569 oder direkt im BodenViewer Hessen (http://bodenviewer.hessen.de) abrufbar ist.

Die Erstellung des Hessischen Erosionsatlasses erfolgte wie schon 2013 im Rahmen einer Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich (IBG-3: Agrosphäre, Dr. Björn Tetzlaff).

In Hessen gab es in diesem, wie auch in den letzten Jahren, zahlreiche massive Erosionsereignisse. Meist tauchen diese Ereignisse unter dem Titel Sturzflut in der Presse auf! Die Schlammmassen kommen in dessen im Regelfall von Boden der Ackerflächen in einem Einzugsgebiet.

Gerade die mit „Schlamm“ behafteten Sturzfluten führen zu vielerlei Schäden an Infrastruktur und Gebäuden.
Mitursächlich dafür sind extreme Niederschlagsereignisse, wie sie im Zeichen des Klimawandels noch häufiger zu erwarten sind.

Daneben spielt die Vergrößerung der Anbauparzellen und die Ausweitung des Maisanbaus eine wichtige Rolle. Die Erosionsproblematik wird oft erst bei direkter Betroffenheit wahrgenommen.

Der jährlich stattfindende schleichende Erosionsprozess, bliebt meist unbeachtet, obwohl er ein beträchtliches Ausmaß einnimmt. Die Bodenerosion verlagert in Hessen mehr als eine Million Tonnen Boden jährlich.

Weltweit geht man von einem Bodenverlust von etwa 24 Milliarden Tonnen pro Jahr aus. Von dem abgetragenen Material verbleibt etwa ein Drittel auf den Unterhängen der Felder. Ein weiteres Drittel wird in Bäche, Flüsse, Seen und vor allem in der Aue sedimentiert.

Ein weiterer großer Teil wird letztendlich über die Flüsse ins Meer transportiert. Das Bodensubstrat ist somit für die vielfältigen Bodenfunktionen der Erosionsstandorte verloren.

Der Erosionsatlas bietet Landwirten, Planern und allen Interessierten einen detaillierten Überblick zur teilschlagspezifischen Erosionsempfindlichkeit von Bewirtschaftungsflächen.

Hiermit lässt sich schnell erkennen, auf welchen Ackerschlägen ein hohes Erosionsrisiko vorhanden ist und wo erosionsfördernde Kulturen vermieden oder mit erosionshemmenden Maßnahmen begleitet werden sollten. Damit können gezielt erosionsmindernde Maßnahmen wie Zwischenfruchtanbau und Untersaaten oder Erosionsschutzstreifen geplant werden.

Erfahrene Berater und Fachpersonal aus dem Bereich Landwirtschaft, Gewässer- und Bodenschutz sowie der Flurbereinigung können mit dem Atlas rasch erkennen wo zusätzliche Maßnahmen zum Erosionsschutz erforderlich sind und gegebenenfalls betriebsspezifische Lösungen entwickeln.

Spezielle Maßnahmen wie die konservierende Bodenbearbeitung können dabei einen Beitrag leisten. Hierzu gibt es eine allgemeine Beratung durch den Landesbetrieb Landwirtschaft, vor allem im Rahmen des Gewässerschutzes, und spezifische Beratungsmöglichkeiten für Landwirte beispielsweise im Rahmen von Kooperationen und Verbänden.

Bodenerosion spielt aber auch für die Bauleitplanung eine zunehmend wichtige Rolle. In Ortsrandlage werden heute häufig Standorte bebaut, die früher mehr oder weniger bewusst als Puffer für Erosionsereignisse dienten.

Ob ein Standort gefährdet ist und gegebenenfalls zusätzliche Maßnahmen zum Schutz einer geplanten Bebauung nötig sind, kann aus den Daten des Erosionsatlas abgeleitet werden.

Der Bodenerosionsatlas bietet somit für Bürger, Bewirtschafter, Planer und Fachverwaltung vielfältige Einsatzmöglichkeiten und stellt ein zusätzliches Werkzeug für den Vorsorgenden Bodenschutz in Hessen dar.

Hintergrundinformationen:

In Hessen wird Bodenerosion vor allem durch Niederschlagswasser ausgelöst, während die Erosion durch Wind eine untergeordnete Rolle spielt. Die Hauptfaktoren, die zur Analyse der Bodenerosion durch Wasser betrachtet werden müssen, sind Klima, Topographie, Bodenzustand, Bodenbedeckung und Bodenbearbeitung.

Um die Erosionsgefährdung auf Ackerflächen zu bewerten und somit eine Grundlage zur gezielten Bekämpfung von Bodenerosion zu erhalten, gibt es unterschiedliche Modelle. Für den Bodenerosionsatlas wird ein allgemein anerkanntes Erosionsmodell, die sogenannte Allgemeine Bodenabtragsgleichung (ABAG), zur Ermittlung potenzieller Bodenabträge durch Wasser eingesetzt.

Hiermit lässt sich ein langjährig zu erwartender mittlerer, flächenhafter Bodenabtrag durch Regen abschätzen. Dabei werden die oben genannten Hauptfaktoren der Bodenerosion für die hessische Agrarlandschaft eingespeist, der langjährig zu erwartende, mittlere Bodenabtrag berechnet und in Erosionsgefährdungsklassen nach DIN 19708-2017 eingestuft.

Der Erosionsatlas zeigt drei Szenarien auf: Die Ermittlung der Erosionsgefährdung auf Grundlage der Fruchtfolge am Standort (Zeitreihe 2011 bis 2016) soll die regional typischen Verhältnisse des Bodenbedeckungsfaktors widerspiegeln.

Die Erosionsgefährdung bei einer Fruchtart mit geringem (Winterweizen) und hohem (Mais) Erosionsrisiko zeigen zusätzlich den starken Einfluss der Bodenbedeckung auf. Mit der Darstellung der einzelnen Erosionsfaktoren kann zusätzlich die spezifische Sensitivität einer Standortsituation nachvollzogen werden.

https://www.hlnug.de/?id=8569
http://bodenviewer.hessen.de

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Dipl. Mathematiker Helmut Weinberger idw - Informationsdienst Wissenschaft

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