Das Geheimnis der Amethyst-Gesteinsformationen von Uruguay

Fiorella Arduin Rode von der Universität Göttingen im Bergbaugebiet Los Catalanes im Norden Uruguays. Zusammen mit der Region Ametista do Sul im Süden Brasiliens sind diese Gebiete die weltweit führenden Bergbaureviere für Edelsteine, die aus vulkanischer Lava gewonnen werden, wie zum Beispiel Amethyst- und Achat-Geoden.
Foto: Santiago Guerrero Cherma

Internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Göttingen entwickelt neues Modell.

Amethyst ist eine violette Quarzart und wichtige wirtschaftliche Ressource im Norden Uruguays. Amethyst-Gesteinsformationen entstehen in Lavaströmen, die aus dem Auseinanderbrechen Gondwanas stammen. Ihre Entstehung ist jedoch lange Zeit ein Rätsel geblieben. Ein Forschungsteam der Universität Göttingen fand heraus, dass sich diese Formationen bei niedrigen Temperaturen von 15 bis 60 Grad Celsius bildeten und schlug ein neues Entstehungsmodell vor. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Mineralium Deposita veröffentlicht.

Forschende der Universität Göttingen vor einer riesigen Amethyst-Geode in Uruguay. Von links nach rechts: Dr. Klaus Wemmer, Fiorella Arduin Rode, Dr. Graciela Sosa, Dr. Alfons van den Kerkhof
Foto: Fiorella Arduin Rode

Die Forschenden arbeiteten im Bezirk Los Catalanes in Uruguay, wo seit über 150 Jahren Amethyst abgebaut wird. Dieses Gebiet ist bekannt für die tiefviolette Farbe und die hohe Qualität seiner Edelsteine sowie für die imposanten Riesengeoden, die manchmal einen Durchmesser von mehr als fünf Metern haben. Die International Union of Geological Sciences zählt die Ablagerungen zu den 100 wichtigsten geologischen Kulturerbestätten der Welt. Weil bislang wenig über die Entstehung dieser Geoden bekannt war, ist ihre Exploration oft auf die Erfahrung der örtlichen Bergleute angewiesen. Um dieses Problem zu lösen, führten die Forschenden umfangreiche geologische Untersuchungen in mehr als 30 aktiven Minen durch und analysierten die Mineralien der Geoden, das in den Geoden enthaltene Wasser und das Grundwasser. Mithilfe von Mikrothermometrie von Fluideinschlüsse und von Sauerstoffisotopen-Verhältnissen fand das Team Wichtiges über die Entstehung der Geoden heraus: Die Amethyst-Geoden bildeten sich bei unerwartet niedrigen Kristallisationstemperaturen und die mineralisierenden Flüssigkeiten wiesen niedrige Salzgehalte und Isotopensignaturen auf, die mit Wasser aus dem natürlichen Wetterkreislauf übereinstimmten, das wahrscheinlich aus Grundwasser in nahegelegenen Felsen stammt.

„Dank der Präzision dieser neuen Techniken konnten wir die Temperatur und die Zusammensetzung der mineralisierenden Flüssigkeiten zuverlässig abschätzen“, so Fiorella Arduin Rode, Erstautorin und Doktorandin am Geowissenschaftlichen Zentrum der Universität Göttingen. „Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass diese Amethyste bei niedrigen Temperaturen aus grundwasserähnlichen Flüssigkeiten kristallisiert sind.“ Die Studie schlägt ein Modell vor, in dem mineralische Phasen wie Amethyste in bereits bestehenden vulkanischen Hohlräumen in Basalt kristallisieren, was durch regionale Temperaturschwankungen in der Erdkruste beeinflusst wird. Arduin Rode fügt hinzu: „Um zu entschlüsseln, wie Amethyste entstehen, sind Bedingungen wie die Temperatur und die Zusammensetzung der mineralisierenden Flüssigkeiten sowie die Kieselsäurequelle, der Zeitpunkt der Mineralisierung und die Beziehung zu den Wirtsgesteinen wichtige Faktoren. Dies könnte die Erkundungsmethoden erheblich verbessern und in Zukunft zu nachhaltigen Abbaustrategien führen.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

(Anfragen bevorzugt auf Englisch):
Fiorella Arduin Rode
Geowissenschaftliches Zentrum
Universität Göttingen
Abteilung Strukturgeologie und Geothermik
Goldschmidtstraße 3
37077 Göttingen
Telefon: 0176 82449996
E-Mail: farduinrode@uni-goettingen.de
Internet: http://www.uni-goettingen.de/en/652342.html

Originalpublikation:

Fiorella Arduin Rode et al. World-class amethyst-agate geodes from Los Catalanes, northern Uruguay: genetic implications from fluid inclusions and stable isotopes. Mineralium Deposita 2024. DOI: https://doi.org/10.1007/s00126-024-01310-2

Weitere Informationen:

https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7554 mit Bildmaterial zum Download

Media Contact

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…