Globale Erwärmung vor 56 Millionen Jahren durch Freisetzung von Methan?
Vor 56 Millionen Jahren hat sich das Erdklima in einem geologisch sehr kurzen Zeitraum von nur wenigen tausend Jahren um etwa 5 bis 8 Grad Celsius erwärmt. Als Ursache für diesen abrupten Klimawechsel, auch Paläozän-Eozän-Temperaturmaximum genannt, wird die Freisetzung großer Mengen von Treibhausgasen diskutiert.
Ob es sich dabei um erhöhte Emissionen von Kohlendioxid, unter anderem durch großflächige Waldbrände, oder um die Einbringung großer Mengen von Methan in die Atmosphäre handelte, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden.
Die Göttinger Geowissenschaftler Prof. Dr. Andreas Pack und Dr. Alexander Gehler haben eine neue Methode entwickelt, die Konzentrationen von atmosphärischem Kohlendioxid anhand von fossilen Zähnen zu rekonstruieren.
Weil sie damit keine erhöhten Werte nachweisen konnten, halten sie Methan-Emissionen als Ursache für den Klimawechsel für wahrscheinlich. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.
Für ihre Studie haben die Wissenschaftler die Verhältnisse der Sauerstoffisotope mit den Atommassen 16, 17 und 18 im Zahnschmelz fossiler Säugetiere hochpräzise bestimmt.
Zusammen mit Prof. Dr. Philip D. Gingerich von der University of Michigan wurden hierfür Zahnproben aus Schichten, die sich vor, während und direkt nach dem Paläozän-Eozän-Temperaturmaximum abgelagert haben, ausgewählt. Dr. Gehler und seine Kollegen schließen aus ihren Ergebnissen, dass bedeutende Methanemissionen aus Meeressedimenten die wahrscheinliche Ursache für den abrupten Temperaturanstieg vor 56 Millionen Jahren sind.
Große Mengen Methan sind auch heute in Methanhydraten in den Ozeanböden gebunden. Die Ursachen für eine mögliche plötzliche Freisetzung des Methans vor 56 Millionen Jahren sind bisher ungeklärt.
Originalveröffentlichung:
Gehler A., Gingerich P.D. and Pack A. (2016): Temperature and atmospheric CO2 concentration estimates through the PETM using triple oxygen isotope analysis of mammalian bioapatite. Proceedings of the National Academy of Sciences of the Unites States of America. Doi: 10.1073/pnas.1518116113, www.pnas.org/content/early/2016/06/21/1518116113.abstract
Kontaktadresse:
Dr. Alexander Gehler
Georg-August-Universität Göttingen
Geowissenschaftliches Zentrum – Geowissenschaftliches Museum
Goldschmidtstraße 3-5, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-7998
E-Mail: agehler@gwdg.de
Internet: www.geomuseum.uni-goettingen.de
http://www.geomuseum.uni-goettingen.de
http://www.pnas.org/content/early/2016/06/21/1518116113.abstract
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften
Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.
Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…