Grundwasser beeinflusst die Chemie des Ozeans

Grundwasseraustrittsstelle während einer Springtide am Wailupe Beach Park Strand auf Oahu, Hawaii, USA. Foto: Jenny Bernier

Metalle und andere chemische Substanzen, die von den Kontinenten in den Ozean gelangen, beeinflussen dessen Chemie erheblich. Flüsse sind als Transportwege für diese Substanzen schon lange im Fokus der Forschung. Eine neue Studie mit Beteiligung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, die jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Nature Communications erschienen ist, zeigt aber, dass auch Grundwasseraustritte in Küstengewässern ungefähr ein Zehntel zu diesem Transport beitragen. In globalen Modellen von Stoffflüssen müssen sie daher stärker berücksichtigt werden als bisher.

Flüsse transportieren nicht nur Süßwasser aus dem Inneren der Kontinente bis in den Ozean. Auch Sedimente und gelöste Elemente wie beispielsweise Lithium, Calcium oder Strontium gelangen so ins Meer. Dass dieses Material Einfluss auf die Chemie des Meerwassers ausübt, ist schon lange bekannt und Gegenstand von genauen Untersuchungen. Doch jetzt hat ein internationales Team mit Beteiligung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel in der Fachzeitschrift Nature Communications eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass auch an den Küsten austretendes Grundwasser die Ozeanchemie erheblich prägt und bei der Modellierung globaler Stoffkreisläufe mit berücksichtigt werden muss. Die Erkenntnisse haben auch Auswirkungen auf die Interpretation von natürlichen Archiven zur Klimageschichte der Erde.

Ionenchromatographie im Labor des „Earth Science Department“ der Universität Santa Cruz, Kalifornien, USA. Foto: Kim Mayfield

Während Flussmündungen einfach zu finden und zu beproben sind, sind Grundwasseraustritte vor den Küsten deutlich schwerer zu identifizieren und zu charakterisieren. „Daher bildeten sie immer eine Quelle für Unsicherheiten bei der Modellierung globaler Stoffzyklen“, sagt Kimberley Mayfield, die die Studie als Doktorandin an der University of California Santa Cruz (UCSC) leitete. „Forschende auf der ganzen Welt haben jetzt große Anstrengungen unternommen, um genauere Daten zu erhalten.“

Das an der Studie beteiligte Team konzentrierte sich auf fünf Schlüsselelemente – Lithium, Magnesium, Calcium, Strontium und Barium – und hat deren Konzentrationen und Isotopenverhältnisse in Grundwasseraustritten an 20 Standorten auf der ganzen Welt gemessen. Zusätzlich hat es zuvor veröffentlichte Daten in die Studie einfließen lassen.

„Genau diese Elemente sind wichtig, weil sie aus der Verwitterung von Gesteinen stammen. Die Verwitterung von Silikatgesteinen führt über lange Zeiträume zu einer enormen Aufnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre“, erklärte Mayfield. Es handelt sich also um Elemente, die auch für das Verständnis der Klimageschichte der Erde große Bedeutung haben.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Eintrag dieser chemischen Substanzen und Metalle über das Grundwasser in den Ozean aufgrund der schlechten Datenlage immer unterschätzt, der Eintrag über Flüsse dafür überschätzt wurde“, sagt Prof. Dr. Anton Eisenhauer vom GEOMAR, Zweitautor der Studie. „Diese Informationen sind nützlich, um zu verstehen, wie die Verwitterung von Gesteinen nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit mit dem Klima zusammenhängt“, führt Professor Eisenhauer weiter aus.

Der Studie zur Folge beträgt die Menge der genannten Elemente, die mit dem Grundwasser ins Meer gelangen, zwischen fünf und 16 Prozent von dem, was aus Flüssen stammt. Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich die Isotopenzusammensetzung der Elemente aus dem Grundwasser von der aus Flüssen unterscheiden kann. Die Eigenschaften des Grundwassers sind stark abhängig von der Geologie der Küsten, während das Flusswasser stärker vom Inneren der Kontinente beeinflusst wird.

„Es ist wichtig zu erkennen, dass das Grundwasser global gesehen einen Unterschied bei den Stoffflüssen macht. Jetzt, da wir über diesen großen Datensatz verfügen, können diese Flüsse auch durch weitere Probenahmen weiter verbessert und präzisere Modelle für die globalen Grundwasseraustritte entwickelt werden“, fasst Professor Eisenhauer zusammen.

Originalpublikation:

Originalarbeit:
Mayfield, K. K., A. Eisenhauer, D. P. Santiago Ramos, J. A. Higgins, T. J. Horner, M. Auro, T. Magna, N. Moosdorf, M. A. Charette, M. E. Gonneea, C. E. Brady, N. Komar, B. Peucker-Ehrenbrink, A. Paytan (2021): Groundwater discharge impacts marine isotopebudgets of Li, Mg, Ca, Sr, and Ba. Nature Communications, https://doi.org/10.1038/s41467-020-20248-3

https://www.geomar.de/news/article/grundwasser-beeinflusst-die-chemie-des-ozeans

Media Contact

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Schimpanse in einem tropischen Wald, der genetische Anpassungen zum Überleben zeigt.

Parallele Pfade: Das Verständnis von Malariaresistenz bei Schimpansen und Menschen

Die nächsten Verwandten des Menschen passen sich genetisch an Lebensräume und Infektionen an Überleben des am besten Angepassten: Genetische Anpassungen bei Schimpansen aufgedeckt Görlitz, 10.01.2025. Schimpansen verfügen über genetische Anpassungen,…

Ballaststoffreiche Lebensmittel fördern Darmgesundheit und Antikrebswirkung

Du bist, was du isst – Stanford-Studie verbindet Ballaststoffe mit Modulation von Anti-Krebs-Genen

Die Ballaststofflücke: Ein wachsendes Problem in der amerikanischen Ernährung Ballaststoffe sind bekanntlich ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung, doch weniger als 10 % der Amerikaner konsumieren die empfohlene Mindestmenge. Eine…

RNA-bindendes Protein RbpB reguliert den Stoffwechsel der Darmmikrobiota in Bacteroides thetaiotaomicron.

Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – RNA-Protein-Entdeckung für eine bessere Immunität

HIRI-Forscher entschlüsseln Kontrollmechanismen der Polysaccharidverwertung in Bacteroides thetaiotaomicron. Forschende des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) und der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg haben ein Protein sowie eine Gruppe kleiner Ribonukleinsäuren (sRNAs) in…