Heiße Luft: KlimaforscherInnen der Uni Graz dokumentieren Temperaturtrends in der Atmosphäre
„Die Troposphäre, also die erdnahe Wetterschicht, hat sich seit den Nullerjahren um 0,25 bis 0,35 Grad pro Jahrzehnt erwärmt“, fasst Andrea Steiner vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz ein Ergebnis zusammen.
Über den gesamten Messzeitraum der Satellitenära sind es 0,6 bis 0,8 Grad. In der darüberliegenden Stratosphäre nimmt die Temperatur kontinuierlich ab, und zwar um ein bis drei Grad über die letzten 40 Jahre.
Ursache für die Abkühlung ist der Anstieg von Treibhausgasen, der in dieser Atmosphärenschicht eine erhöhte Emission der Wärmestrahlung der Erde in den Weltraum bewirkt. Auch die Änderung der Ozonkonzentration spielt eine Rolle.
Folglich hat sich die untere Stratosphäre seit den späten 1990er-Jahren – mit der Regeneration der Ozonschicht – weniger stark abgekühlt als davor.
„Die Temperaturtrends in der Atmosphäre sind, besonders im Bereich der Tropen, noch ausgeprägter als an der Erdoberfläche“, betonen Steiner und ihr Kollege Florian Ladstädter.
Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen: Die Luftschichten verschieben sich, damit verändern sich auch die großskaligen Zirkulationen. Außerdem werden die komplexen Wechselwirkungen zwischen der Erdoberfläche beziehungsweise den Ozeanen und der Atmosphäre beeinflusst.
„All das bestimmt unter anderem das weltweite Wettergeschehen“, erklärt Steiner. Klar verantwortlich für die Erwärmung sind die Treibhausgase. Eine markante CO2-Reduktion bleibt also unerlässlich, um den Klimawandel zu bremsen.
Neues Bild
Für ihre Untersuchung haben die Grazer ForscherInnen verschiedenste Daten aus unterschiedlichen Höhenlagen seit dem Ende der 1970er-Jahre ausgewertet und verglichen. Die Informationen stammten unter anderem von Wettersatelliten, von sogenannten GPS-Radiookkultationsmessungen sowie von bodengestützten Messungen.
All diese Puzzlesteine fügen sich zu einem konsistenten Bild des Klimawandels der Atmosphäre. „Das zeigt uns, dass langfristige Beobachtungsdaten für die Klimaforschung essenziell sind“, so die WissenschafterInnen.
Die Studie ist ein Meilenstein der von Steiner ko-geleiteten Aktivität „Atmospheric Temperature Changes and their Drivers“, einer internationalen Zusammenarbeit im World Climate Research Programme. Die Publikation entstand im Rahmen des vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts „VERTICLIM – Atmosphärische Vertikalstruktur und Trends in Klimadaten“.
Assoz. Prof. Dr. Andrea Steiner
Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz
Tel.: +43 (0) 316 380 8432
E-Mail: andi.steiner@uni-graz.at
A. K. Steiner, F. Ladstädter, W. J. Randel, A. C. Maycock, Q. Fu, C. Claud, H. Gleisner, L. Haimberger, S.-P. Ho, P. Keckhut, T. Leblanc, C. Mears, L. Polvani, B. D. Santer, T. Schmidt, V. Sofieva, R. Wing, and C.-Z. Zou, „Observed temperature changes in the troposphere and stratosphere from 1979 to 2018“, Journal of Climate, doi:10.1175/JCLI-D-19-0998.1.
https://journals.ametsoc.org/jcli/article/doi/10.1175/JCLI-D-19-0998.1/353724/Ob…
https://www.sparc-climate.org/activities/temperature-changes/
https://wegcenter.uni-graz.at/de/
Media Contact
Weitere Informationen:
https://www.uni-graz.atAlle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften
Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.
Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.
Neueste Beiträge
Die Roboterhand lernt zu fühlen
Fraunhofer IWS kombiniert Konzepte aus der Natur mit Sensorik und 3D-Druck. Damit Ernteroboter, U-Boot-Greifer und autonome Rover auf fernen Planeten künftig universeller einsetzbar und selbstständiger werden, bringen Forschende des Fraunhofer-Instituts…
Regenschutz für Rotorblätter
Kleine Tropfen, große Wirkung: Regen kann auf Dauer die Oberflächen von Rotorblättern beschädigen, die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von Windenergieanlagen können sinken, vor allem auf See. Durch die Entwicklung innovativer Reparaturlösungen…
Materialforschung: Überraschung an der Korngrenze
Mithilfe modernster Mikroskopie- und Simulationstechniken konnte ein internationales Forschungsteam erstmals beobachten, wie gelöste Elemente neue Korngrenzphasen bilden. Mit modernsten Mikroskopie- und Simulationstechniken hat ein internationales Forscherteam systematisch beobachtet, wie Eisenatome…