Klimaerwärmung: Das Spätfrostrisiko nimmt in höheren Lagen zu
Im April 2017 hat eine plötzliche Frostwelle in der Schweiz – insbesondere im Wallis – Weinberge und Obstbaumanlagen gefrieren lassen und damit bedeutende Ernteverluste verursacht. In den Wäldern entstanden an mehreren Baumarten ebenfalls erhebliche Schäden. Diese Einbrüche von Spätfrost könnten in Zukunft zunehmen, da die Vegetation im Frühjahr aufgrund der Klimaerwärmung immer früher einsetzt.
In hohen Lagen ist die durch den Anstieg der Temperaturen bedingte Verschiebung des Vegetationsbeginns schneller vorangeschritten als die Verschiebung des Datums des letzten Frosts. Dadurch steigt das Risiko, dass junge Blätter oder Blüten dem Frühjahrsfrost ausgesetzt werden. Dieses könnte in Zukunft noch weiter zunehmen.
Unter Leitung der Klimatologin Martine Rebetez und des Biologen Yann Vitasse haben fünf Forscher der drei Schweizer Institute mit Unterstützung durch das Bundesamt für Umwelt BAFU ununterbrochene Reihen von Tagesdaten analysiert, die mindestens seit 1975 erhoben wurden und aus 50 über das gesamte Land verteilten Stationen des Netzes von MeteoSchweiz stammen.
Zudem analysierten sie Tausende von Beobachtungen von Bürgern bezüglich der Blattbildung von Buche und Fichte sowie die Daten der Blüte von Kirsch- und Apfelbäumen.
„Diese beiden in der Schweiz dominierenden Arten von Waldbäumen sowie die beiden häufig angebauten Obstbaumarten wurden herangezogen, um mehrere Modelle zu kalibrieren, mit denen sich die Blüh- und Blattbildungszeiten unter verschiedenen klimatischen Bedingungen prognostizieren lassen“, erläutert Yann Vitasse.
Anschliessend analysierten die Wissenschaftler den Zeitraum zwischen dem Datum des letzten Frosts und den vorhergesagten Zeitpunkten der Blatt- oder Blütenbildung, dies entspricht dem Sicherheitspuffer der Baumart gegenüber dem Frost.
„Unsere Arbeiten zeigen, dass sich der Sicherheitspuffer gegenüber dem Frost mit der in den vergangenen vierzig Jahren beobachteten starken Erwärmung in Höhen über 800 Metern verkleinert hat, während er in geringeren Höhen unverändert geblieben ist“, fährt der Wissenschaftler fort.
Daraus ergibt sich, dass es derzeit nicht sinnvoll ist, Obstbaumarten zu pflanzen oder Waldbäume zu bevorzugen, die besser an ein immer wärmeres Sommerklima angepasst sind, weil ihre Wachstumsphase häufig zu einem früheren Zeitpunkt im Frühjahr einsetzt, sodass sie ganz besonders durch Frostschäden gefährdet sind.
http://www.wsl.ch/medien/news/gel_tardif/index_DE Medienmitteilung Eidg. Forschungsanstalt WSL
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften
Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.
Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.
Neueste Beiträge
Lichtmikroskopie: Computermodell ermöglicht bessere Bilder
Neue Deep-Learning-Architektur sorgt für höhere Effizienz. Die Lichtmikroskopie ist ein unverzichtbares Werkzeug zur Untersuchung unterschiedlichster Proben. Details werden dabei erst mit Hilfe der computergestützten Bildverarbeitung sichtbar. Obwohl bereits enorme Fortschritte…
Neue Maßstäbe in der Filtertechnik
Aerosolabscheider „MiniMax“ überzeugt mit herausragender Leistung und Effizienz. Angesichts wachsender gesetzlicher und industrieller Anforderungen ist die Entwicklung effizienter Abgasreinigungstechnologien sehr wichtig. Besonders in technischen Prozessen steigt der Bedarf an innovativen…
SpecPlate: Besserer Standard für die Laboranalytik
Mehr Effizienz, Tempo und Präzision bei Laboranalysen sowie ein drastisch reduzierter Materialverbrauch: Mit der SpecPlate ersetzt das Spin-off PHABIOC aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) durch innovatives Design gleich…