Neuer Datensatz terrestrischer Schwereanomalien in der Antarktis veröffentlicht

Schwereanomalien beruhen auf Messungen der Schwerebeschleunigung der Erde und können in der Antarktis mit einer relativen Genauigkeit von einem Millionstel bestimmt werden. Schwereanomalien werden als in-situ Daten in der Geodäsie zur Bestimmung des äußeren Schwerefelds der Erde benutzt.

Hierbei spielt das Geoid, eine Fläche konstanten Schwerepotentials, auf der überall der Schwerevektor senkrecht steht, eine herausragende Rolle, z.B. als Höhenreferenzfläche. In der Geophysik dienen Schwereanomalien der Erforschung des inneren Aufbaus der Erde, u.a. zur Detektion von Lagerstätten natürlicher Rohstoffe, die sich durch einen Dichteunterschied vom umschließenden Gestein abheben.

Aufgrund der kontinentalen Ausdehnung, der Unzugänglichkeit und der oftmals lebensfeindlichen Umweltbedingungen stellt die Messung terrestrischer Schweredaten in der Antarktis eine große Herausforderung dar.

Direkte Messungen lassen sich schwer und nur sehr lückenhaft realisieren. Flugzeuggestützte Messungen ermöglichen daher als einzige Methode eine adäquate und wirtschaftlich sinnvolle Beschaffung terrestrischer Schweredaten in der Antarktis.

Mittlerweile basiert der gegitterte Datensatz auf 13 Millionen Datenpunkten, die eine Fläche von 10 Millionen km2 und damit 73% des antarktischen Kontinents abdecken.

Der neue Datensatz, der bereits dringend erwartet wird, ermöglicht moderne wissenschaftliche Anwendungen in Geodäsie und Geophysik, so zur Ableitung moderner Modelle des Erdschwerefelds mit einer Auflösung bis 10 km und zur Erforschung der Lithosphärenstruktur und geologischen Evolution der Antarktis.

Die Veröffentlichung der terrestrischen Schweredaten wird durch eine langjährige internationale Kooperation im Rahmen der IAG (International Association of Geodesy) Subcommission 2.4f „Gravity and Geoid in Antarctica“ (AntGG) sowie der SCAR (Scientific Committee on Antarctic Research) „Expert Group on Geodetic Infrastructure in Antarctica“ (GIANT), die beide durch M. Scheinert geleitet werden, ermöglicht.

Der Datensatz ist verfügbar unter: https://doi.org/10.1594/PANGAEA.848168. Die Freigabe dieses Datensatzes wird durch eine Publikation „New Antarctic Gravity Anomaly Grid for Enhanced Geodetic and Geophysical Studies in Antarctica“ in der renommierten Zeitschrift „Geophysical Research Letters“ begleitet, die am 8. Januar 2016 online veröffentlicht wurde (siehe: https://doi.org/10.1002/2015GL067439).

Informationen für Journalisten:
Fakultät Umweltwissenschaften
Fachrichtung Geowissenschaften
Institut für Planetare Geodäsie
Professur für Geodätische Erdsystemforschung
Dr. Mirko Scheinert
Tel. 0351 463-33683
E-Mail: Mirko.Scheinert@tu-dresden.de

http://tu-dresden.de/

Media Contact

Mathias Bäumel Technische Universität Dresden

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Selen-Proteine …

Neuer Ansatzpunkt für die Krebsforschung. Eine aktuelle Studie der Uni Würzburg zeigt, wie ein wichtiges Enzym in unserem Körper bei der Produktion von Selen-Proteinen unterstützt – für die Behandlung von…

Pendler-Bike der Zukunft

– h_da präsentiert fahrbereiten Prototyp des „Darmstadt Vehicle“. Das „Darmstadt Vehicle“, kurz DaVe, ist ein neuartiges Allwetter-Fahrzeug für Pendelnde. Es ist als schnelle und komfortable Alternative zum Auto gedacht, soll…

Neuartige Methode zur Tumorbekämpfung

Carl-Zeiss-Stiftung fördert Projekt der Hochschule Aalen mit einer Million Euro. Die bisherige Krebstherapie effizienter gestalten bei deutlicher Reduzierung der Nebenwirkungen auf gesundes Gewebe – dies ist das Ziel eines Projekts…