Alles andere als einsam: RUB-Studie über alleinlebende Frauen
Alles andere als einsam
RUB-Studie über alleinlebende Frauen
Freundschaftliche statt familiäre Netzwerke
Singlefrauen leben alles andere als isoliert: Sie fühlen sich durch ein Netz von Freundschaften vielfältig getragen, begleitet und gestützt. Allerdings sind die alleinlebenden Frauen in den meisten Fällen auf ihre eigene Initiative angewiesen. Das ist das zentrale Ergebnis der Dissertation von Dr. Annegret Reese (Universität Duisburg/Essen), die ihre Doktorarbeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät der RUB geschrieben hat. Darin sucht sie nach religiösen Spuren in der „Lebensgestaltung und Lebensbewältigung von alleinlebenden, kinderlosen Frauen“.
Lebenswelt und Religiosität
Singlefrauen müssen allein mit ihrem Leben zurecht kommen: Das Lebensalter um die 40 markiert dabei für die Frauen eine entscheidende Phase, in der sie auf das eigene Leben zurückblicken und so ihr Handeln für die Zukunft hinterfragen. Wie arrangieren sich diese Frauen mit den Chancen und Risiken moderner Entwicklungen? Als Theologin interessierte Dr. Reese vor allem, welche Unterstützung und Hilfe religiöse Traditionen und religiöse Praxisformen diesen Frauen anbieten bzw. inwiefern Religion in dem Leben dieser Frauen eine Rolle spielt. Dr. Reese befragte Frauen als „Nicht-Mütter“ und „Singles“, um den Zusammenhang von Lebenswelt und Religiosität zu erforschen. Es zeigte sich, dass sich das stark individualisierte Leben der Frauen auch in ihren religiösen Ausdrucksgestalten niederschlägt.
Anstieg von Single-Haushalten
„Der Fokus der Untersuchung richtet sich auf die Traditionen, Lebensgestaltungen und Deutungsmuster, die diese Frauen innerhalb ihrer Lebensgeschichte erlebt und mit deren Hilfe sie die positiven und negativen Seiten des Alltags bewältigt haben“, erklärt Reese. Die Zahl der alleinlebenden, kinderlosen Frauen steigt in den letzten Jahren deutlich an und wird durch die Zunahme von Single-Haushalten und berufstätigen Frauen weiterhin verstärkt.
Religiöse Fragen sind aktuell
Reeses Fazit: „Nicht zufällige und selbstverständliche soziale Kontakte im Alltag, sondern ausgewählte und zu pflegende Beziehungen sind die zentrale soziale Ressource der Frauen.“ Die tägliche Bestätigung für ihr eigenes Tun und eine Bestärkung der eigenen Identität müssen alleinlebende Frauen durch Selbstarbeit ersetzen, da sie weniger alltäglichen Zuspruch, emotionale Vergewisserung und persönliche Anerkennung als andere erhalten. Diese Selbstarbeit trägt auch religiöse Züge. Besonders in Krisensituationen, die „vor allem um die Bedrohung des eigenen Lebens und des Ichs“ kreisen, berichten die Singlefrauen von ihren religiösen Fragen und erzählen zum Teil von eigenen religiösen Erfahrungen.
Gemeindearbeit zu familiär
Insgesamt zeigen sich die Frauen offen gegenüber religiösen Fragen. Bei den meisten ist ein Bedürfnis nach „gemeinschaftlichen Formen religiösen Austauschs und Ausdrucks“ nachweisbar. „Trotzdem praktizieren sie Religiosität privat und für sich allein, denn gemeinschaftliche Foren fallen diesen Frauen sichtbar schwer“, so Reese. Vor allem, weil die kirchlichen Messen und Feste meist familiär ausgerichtet sind. Den befragten Frauen fehlen Einübungs-, Gestaltungs- und Kommunikationsräume für jedermann. „Singlefrauen fällt es schwer sind in den heutigen christlichen Gemeinden zu beheimaten“, sagt Reese, die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Duisburg/Essen ist.
Weitere Informationen
Dr. Annegret Reese, Katholische Theologie, Universität Duisburg/Essen, Tel. 0201/183-3495, E-Mail: annegret.reese@uni-essen.de
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Weitere Informationen:
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