Manche "Trekkies" greifen tief in die Tasche

Einige Star Trek-Fans geben viel Geld für ihr Hobby aus, mitunter an die hundert Euro im Monat. Dies haben Studenten des Volkskundlichen Seminars der Universität Bonn durch eine empirische Studie herausgefunden. Nach der Befragung von mehr als 1000 Anhängern der Serie müssen die Forscher nun aber auch sagen: Den typischen Star Trek-Fan gibt es nicht. Viele, die sich als Fan bezeichnen, schauen sich lediglich ab und zu die Filme an und würden für ihr Hobby auch nicht so tief in die Tasche greifen. Für einige ist Star Trek jedoch zu einem festen Bestandteil ihres Lebens geworden. „Zwischen diesen beiden Extremen existieren alle denkbaren Ausprägungen des Fan-Daseins“, so Johann Pantzer, der die Studie zusammen mit Matthias Wetter durchgeführt hat.


Ein gerne verwendeter Maßstab für den Grad des Fan-Seins ist die Höhe des Zeit- und Geldaufwands für das Hobby. Die überwiegende Mehrheit der Fans „opfert“ nach eigenen Angaben allerhöchstens drei bis sechs Stunden pro Woche für die Beschäftigung mit ihrer Leidenschaft. Beim Thema Geld sind die Ergebnisse überraschend: die meisten Befragten (rund 55 Prozent) sind sich sicher, dass sie weniger als fünf Euro im Monat für ihr Hobby investieren. Jeder vierte Befragte schätzt seine Ausgaben auf bis zu 25 Euro im Monat ein. Immerhin noch 15 Prozent gestehen, dass sie bereit sind, mehr als 25 Euro pro Monat zu investieren. „Diese Angaben sind mit Vorsicht zu betrachten“, warnt Matthias Wetter. „Viele Fans schätzen ihre Ausgaben nicht realistisch ein. Die Merchandising-Produkte wie zum Beispiel DVDs sind teuer. Und auch für den Besuch eines Fantreffens werden schnell mehr als hundert Euro ausgegeben“, so der angehende Volkskundler weiter. Die meisten Trekkies geben ihr Geld in der Tat für Videospiele und die Reise zu großen Fantreffen aus. Aber auch die oft lange Zeit, die die Anhänger der Serie im Internet auf Fanseiten und in speziellen Foren verbringen, kostet Geld. Da kommen schnell 50 Euro und mehr pro Monat zusammen.

Mit 16 Fragen rückten die Studenten vom Volkskundlichen Seminar den Star Trek-Fans zu Leibe. Der Fragebogen entstand im Rahmen eines Seminars zum Thema „Szenen und Subkulturen“. In der Soziologie versteht man unter dem Begriff „Szene“ ein loses Netz von Personen, die ein spezielles Interesse an einer Sache teilen – zum Beispiel der Serie „Star Trek“. Von einer Subkultur spricht man hingegen erst, wenn sich festere Strukturen bilden und sich die Mitglieder einer Szene nach außen abgrenzen. Das Themenfeld Science Fiction, und besonders das Phänomen Star Trek, ist aus dieser Perspektive bisher noch nicht empirisch untersucht worden. Das Projekt eröffnet daher eine neue Sichtweise auf den Effekt solcher Serien. Die Studenten befragten nicht nur Trekkies auf einem Fantreffen in Bonn, sondern verlinkten ihren Fragebogen auch über zahlreiche Fanseiten im Internet. Große Resonanz kam aus den USA, aber auch aus Russland, Schweden und Australien.

Ebenso vielfältig wie die Ausprägungen des Fan-Daseins sind auch die Gründe für die Faszination Star Trek. Während die Filme für einige Trekkies bloße Unterhaltung sind, nehmen sich andere die Handlung der Serie sogar zum Vorbild, besonders wenn es um Teamgeist und friedliche Problemlösung geht. Sie sehen darin eine optimistische Vision unserer Zukunft. Am spannendsten ist in diesem Zusammenhang aber diese Frage: Wie nah ist Star Trek an der Realität? Die überwiegende Mehrheit der befragten Fans sieht in der Serienhandlung eine Mischung aus Realität und Fiktion – und das auf vielen Ebenen. Sowohl politische als auch ethisch-moralische und naturwissenschaftliche Bezüge werden in den Filmen erkannt.

Es mag sie also vereinzelt geben, die eingefleischten Trekkies, die fließend Klingonisch sprechen, bei Fantreffen in für andere befremdlichen Kostümen auftauchen und ihren gesamten Freundeskreis und vielleicht sogar den Ehepartner in Star-Trek-Foren im Internet kennen gelernt haben. Die meisten Anhänger der Serie sind jedoch Menschen wie du und ich. Schließlich hat jeder von uns so seine Leidenschaft.

Die komplette Auswertung der Studie gibt es im Internet unter:
http://www.uni-bonn.de/~mwetter/startrek/

Kontakt:
Tanja Portz
Volkskundliches Seminar der Uni Bonn
Tel: 0228/73 – 5017
E-Mail: taportz@web.de

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Frank Luerweg idw

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