In Holland kommt der Nikolaus aus Spanien

In den Niederlanden und Belgien kommt der Nikolaus schon am 5. Dezember. Außerdem reist er mit dem Schiff aus Spanien an. Über diese und andere Nikolaus-Bräuche spricht Johannes Arens, Student der Universität Bonn im Rahmen der Vortragsreihe „Euregio hautnah“ in Aachen. Der Volkskundestudent berichtet am 5. Dezember über Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Gabenbringers in Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Die Veranstaltung findet um 20 Uhr im Haus Matthéy, Theaterstr. 67, statt. Der Eintritt ist frei.

Arens, der selbst im Grenzgebiet aufgewachsen ist, in Aachen gelebt und in Maastricht studiert hat, beantwortet mit seinem Vortrag einige interkulturelle Fragen rund um den Nikolaus. Wie sieht der Nikolaus in den Niederlanden und Belgien aus? Hat der heilige Nikolaus tatsächlich einen weißen Rauschebart? Kommt er mit dem Schiff oder zu Fuß? Wie heißt eigentlich sein Begleiter mit der Rute? Und vor allem, wann wird denn nun eigentlich Nikolaus gefeiert?

Zumindest letztere Frage ist leicht zu beantworten. In den Niederlanden wird Sinterklaas am 5. Dezember und nicht wie in Deutschland am 6. Dezember gefeiert. Auch in Belgien beschenkt Sint Niklaas die Kinder bereits am Vorabend des 6. Dezembers. In beiden Ländern kommt der Nikolaus nicht wie in Deutschland mit seinem Begleiter Knecht Ruprecht – in manchen Regionen besser bekannt als Hans Muff – erst am Nikolausabend zu Fuß oder zu Pferd. „Sinterklaas reist bereits im November mit dem Schiff aus Spanien an und bringt als Helfer den Zwarten Piet mit“, erläutert Johannes Arens. „Warum der Nikolaus gerade aus Spanien kommt, lässt sich bloß vermuten. Da bei dem alljährlich wiederkehrenden Fest schon immer viel Süßes und Obst verschenkt wurde, nahm man wohl an, dass der Nikolaus nur aus einem so exotischen Land wie Spanien kommen könne.“ Der Zwarte Piet symbolisiert, wie auch der deutsche Begleiter die strafende und ermahnende Seite des Heiligen. In den Niederlanden wird Sinterklaas’ Begleiter im Gesicht schwarz bemalt und stark geschminkt. „Die Figur ist außerdem orientalisch stilisiert und wirkt in ihrer Gesamterscheinung übertrieben“, so Arens. „Dadurch sollen Kinder sich nicht zu sehr fürchten.“ Jedes Jahr Mitte November legen Sinterklaas und der Zwarte Piet mit einem Schiff am Hafen einer anderen Stadt an. Dieses Jahr ist Sinterklaas am 12. November in Sneek eingetroffen. Dort beginnt dann traditionell ein Umzug und eine Tour durch die größeren Städte des Landes.

In unseren beiden Nachbarländern spielt das fröhliche Ereignis eine ganz besondere Rolle und ist nicht nur für die Kinder ein Highlight. Egal ob Christ oder Nicht-Christ, ob jung oder alt, am 5. Dezember wird im ganzen Land gefeiert. Ähnlich wie es in Deutschland am 24. Dezember Brauch ist, beschenken sich Familienmitglieder und Freunde. Dabei gilt es, etwas ganz Persönliches zu verschenken und das Geschenk besonders phantasievoll zu verpacken. Nicht auf den Wert des Präsents, sondern auf die Bemühungen und Phantasie kommt es an. Zudem verlangt eine neuere Tradition, dass jedem Geschenk ein Gedicht beiliegt. Das Gedicht darf und soll den Beschenkten auf die Schippe nehmen. „Diese Tradition spiegelt die Mentalität der Niederländer wider, Konflikte auszutragen und durch Worte zu einem Konsens zu gelangen“, berichtet der Bonner Student.

Während Sinterklaas und Sint Niklaas in der Bischofsrobe mit Mitra und Stab erscheinen, sieht der Nikolaus mittlerweile hier zu Lande dem Weihnachtsmann zum Verwechseln ähnlich. „In Deutschland vermischen sich die beiden Figuren immer mehr miteinander und der historische Hintergrund der Nikolausfigur, die unter anderem auf den Heiligen Bischof von Myra zurückgeht, rückt in den Hintergrund“, erklärt der angehende Volkskundler. „In den Niederlanden spielt das Nikolausfest gegenüber dem Weihnachtsfest eine viel größere Rolle als das bei uns der Fall ist und auch in Belgien ist Weihnachten noch das unwichtigere Ereignis. In Deutschland hat dieser Brauch hingegen nur noch geringe Bedeutung. Diese nationalen Unterschiede werden jedoch im Zuge einer ’kulturellen Globalisierung’ immer kleiner.“

Kontakt für die Medien:
Johannes Arens
Volkskundliches Seminar
Telefon: 0228/6846851 oder 0162/1748744
Email: johannesarens@web.de

Media Contact

Frank Luerweg idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de/

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