Wie der Sportverein die Entwicklung von Kindern beeinflusst
Psychologen der Universität Jena untersuchen mögliche Effekte organisierter Jugendfreizeit
Wie lange Kinder vor dem Fernseher sitzen, am Computer spielen oder in der Schule lernen, ist ausgiebig untersucht und gemessen worden. Welche Auswirkungen auf die Entwicklung Jugendlicher aber die Teilnahme an organisierter Freizeit hat, blieb bisher weitgehend unbeachtet. „Eher wenig wissen wir über mögliche längerfristige Einflüsse oder Erfahrungen, die Jungen und Mädchen in Vereinen oder anderen organisierten Gruppen machen“, sagt Prof. Dr. Peter Noack von der Universität Jena. Er und sein Team von pädagogischen Psychologen gehen dieser Frage in einer gerade startenden Untersuchung über die dort erlangten Einstellungen und Verhalten nach.
„Es gibt ausreichend Anhaltspunkte dafür, dass die Freizeit in Vereinen und anderen Gruppen die individuelle Entwicklung mitprägt. Uns interessiert vor allem, auf welchen Wegen dies geschieht“, erläutert Noack, der Leiter der Studie, das Anliegen. Welche Bedeutung haben beispielsweise die spezifischen Aktivitäten in der Gruppe, die Werte und Orientierungen, die dort vermittelt werden, die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen? „Eine besondere Rolle dürfte den jugendlichen oder erwachsenen Betreuern als Ansprechpartner, Modelle für die Jüngeren oder aber als Moderator der Gruppenaktivitäten zukommen“, vermutet Dr. Tabea Sporer aus dem Projektteam. Aufschlüsse soll eine Befragung von über 500 Jugendlichen und ihren Gruppenleitern geben, die in diesem Monat beginnt.
Die Studie konzentriert sich zunächst auf Jugendliche in Sportvereinen und kirchlichen Jugendgruppen. Sie wurden als recht unterschiedliche Vertreter organisierter Freizeit ausgewählt. Der Vergleich soll zum einen Hinweise darauf geben, welche Wirkungen von den spezifischen Inhalten und Aktivitäten ausgehen. Zum anderen soll analysiert werden, welchen Einfluss solche Bedingungen haben, die Freizeit in Jugendgruppen gemeinsam ist.
Die Forscher von der Jenaer Universität würden sich freuen, wenn sie neben den Jugendlichen auch möglichst viele Eltern für Auskünfte gewinnen könnten. „Es ist ja nicht Zufall, wer wo seine Freizeit verbringt,“ so Prof. Noack, „sondern hat auch eine Menge mit Erfahrungen in der Familie zu tun, so dass eine wesentliche Herausforderung für uns darin bestehen wird auseinander zu puzzeln, was Jugendliche in die Gruppe hineinbringen und was sie von dort für ihre Zukunft mitnehmen.“
Kontakt:
Prof. Dr. Peter Noack
Institut für Psychologie der Universität Jena
Humboldtstr. 27, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945240, Fax: 03641 / 945242
E-Mail: Peter.Noack[at]uni-jena.de
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