Ost-West-Annäherung noch nicht in Sicht
Das Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels und die Deutsche Gesellschaft für Demographie e.V. (DGD) veranstalteten in Dresden am 20. und 21. September im Rahmen der Statistischen Woche 2006 einen Workshop zum Thema „Vergleich der demografischen Situation in Ost- und Westdeutschland“.
Ost-West-Differenzen sind auch 16 Jahre nach der Wende noch deutlich ausgeprägt. Zu diesem Ergebnis kamen rund 90 teilnehmende Wissenschaftler, aber auch Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Medien, die sich in insgesamt 15 Fachbeiträgen und regen Plenumsdiskussionen über aktuelle Erkenntnisse zur Bevölkerungsentwicklung, zum Geburten- und Wanderungsverhalten, zur Sterblichkeit, aber auch zur Arbeitsmarktsituation und zum Konsumverhalten in Ost und West austauschten.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßten Prof. Dr. Gabriele Doblhammer-Reiter, geschäftsführende Direktorin des Rostocker zur Erforschung des Demografischen Wandels, und Reiner Schulz, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Demographie e.V., die Teilnehmer des Workshops und stellten die Arbeit ihrer Institutionen vor. Die Workshop-Organisatoren Dr. Rembrandt Scholz vom Rostocker Zentrum und Prof. Dr. Marc Luy von der Universität Rostock unterstrichen das allgemeine Interesse an der Thematik des Workshops: „Der politische Umbruch in Ostdeutschland gibt uns die Möglichkeit zu verstehen, wie sich die veränderten gesellschaftlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen auf demografische Prozesse in der Bevölkerung auswirken“.
Demografische Entwicklungen in Ost und West
Einige Indikatoren, wie beispielsweise die zusammengefasste Geburtenziffer, das Durchschnittsalter bei Erstgeburt oder die Lebenserwartung, deuten auf eine langsame Annäherung der demografischen Situationen in den neuen und alten Bundesländern hin. Die meisten der auf dem Workshop vorgestellten Forschungsarbeiten stellten jedoch Unterschiede zwischen Ost und West in den Vordergrund. Ob Dynamik der Alterung, Wanderungsverluste, Einstellungen der Menschen zu Familie und Kindern, Einfluss vermeidbarer Todesursachen auf die Sterblichkeit, Frauenerwerbstätigkeit, allgemeine Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials oder Kaufkraft; die Liste quantitativer und qualitativer Ergebnisse zu Ost-West-Differenzen ist lang.
Zukünftige Forschung
Der Workshop machte auch deutlich, dass ein einfacher Ost-West-Ansatz in Zukunft nicht mehr ausreichend sein wird. „Räumlich detailliertere Analysen und Vergleiche werden nötig sein, um bewerten zu können, ob das, was wir heute als Ost-West-Unterschiede messen, tatsächlich solche sind, oder ob wir beispielsweise die gleichen Unterschiede auch zwischen wirtschaftlich stark und weniger stark entwickelten Regionen im Westen feststellen könnten“, so Rembrandt Scholz am Ende der Veranstaltung.
Kontakt:
Dr. Kristín Gunnarsdóttir von Kistowski, Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels (Leiterin Outreach), Konrad-Zuse-Str. 1, 18057 Rostock, Telefon (0381) 2081-208, e-mail: kistowski@rostockerzentrum.de
Dr. Rembrandt Scholz, Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels, Konrad-Zuse-Str. 1, 18057 Rostock, Telefon (0381) 2081-164, e-mail: scholz@rostockerzentrum.de
Prof. Dr. Marc Luy, Universität Rostock, Institut für Soziologie und Demographie, Ulmenstrasse 69, 18057 Rostock, Telefon (0381) 498-4344, e-mail: marc.luy@uni-rostock.de
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