Demographischer Wandel setzt Schulsystem in NRW erheblich unter Druck
Der demographische Wandel wird das dreigliedrige Schulsystem in Nordrhein-Westfalen in den kommenden 15 Jahren tiefgreifend verändern. Das zeigt eine aktuelle Prognose der Bertelsmann Stiftung. Unter http://www.wegweiser-kommune.de können ab sofort erstmals auch bildungsrelevante Daten für alle Kommunen ab 5.000 Einwohnern abgerufen werden. Vor allem die Zahl der Hauptschüler ist in vielen Städten rückläufig. Hier lag der Schüleranteil im Jahr 2007 nur noch bei etwa 11 Prozent. Dagegen besuchten über einem Viertel aller Schüler das Gymnasium – dieser Trend setzt sich fort.
Zwischen 2003 und 2006 wechselten deutlich weniger Grundschüler in Nordrhein-Westfalen zur Hauptschule. Dieser Rückgang gilt für alle Kreise. Allerdings zeichnen die Quoten mit einer Spanne von 6 bis 28 Prozent ein auffällig heterogenes Bild: In den kreisfreien Städten Mülheim und Bottrop sowie im Kreis Herford wechselten 2006 nur noch jeweils 6 Prozent der Grundschüler zur Hauptschule. In den Kreisen Borken und Hochsauerlandkreis waren es dagegen 28 Prozent.
„Wie sich der Bevölkerungsrückgang in Deutschland auswirken wird, zeigt der Blick auf die Altersgruppe der Sekundarstufe I. So wird die Zahl der 10- bis 15-Jährigen Schüler in Nordrhein-Westfalen in den nächsten elf Jahren um gut ein Fünftel zurückgehen“, erklärt Dr. Kirsten Witte von der Bertelsmann Stiftung. „Schulplanung ist jetzt eine noch komplexere Aufgabe, denn viele Schulen verlieren Zukunftsperspektiven, weil sie die Mindestgröße bald nicht mehr erreichen können. Standortfragen und neue Schularten müssen diskutiert und Ressourcen gebündelt werden, um den einzelnen Bildungsbiografien gerecht zu werden.“
Die Gymnasien liegen sowohl bundesweit als auch in Nordrhein-Westfalen im Trend. In NRW wechselten 38,8 Prozent der Grundschüler auf diese Schulform. Hochschulstädte wie Aachen und Münster verzeichnen Spitzen mit 52 Prozent sowie Bonn mit 55 Prozent. Der Gesamtschüleranteil lag 2007 mit rund 10 Prozent fast ebenso hoch wie in Hessen und dem Saarland. In Oberhausen, Gelsenkirchen und Duisburg trafen mehr als ein Drittel der Schüler die Entscheidung für diese Schulform.
Einen erfreulich niedrigen Wert im Bundesvergleich gibt es mit nur 1,5 Prozent Anteil an allen Schülern, die ihre Schullaufbahn ohne Hauptschulabschluss beenden. Dem so erschwerten Weg ins Arbeitsleben stehen in Berlin fast 8 Prozent der Schüler gegenüber. In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits einige Kommunen, die mit beispielhaften Projekten den Übergang von der Schule in das Arbeitsleben unterstützen. Im Landkreis Siegen-Wittgenstein kann das „Regionale Haus der Berufsvorbereitung“ die Chance auf einen Arbeitsplatz erhöhen. In Gütersloh erfüllen „Übergangscoaches“ diese Funktion.
Für jede Kommune mit mehr als 5.000 Einwohnern stellt der „Wegweiser Kommune“ Daten zur Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2025 sowie mehr als 230 sozioökonomische Indikatoren zur Verfügung. Die bisherigen Themen Demographischer Wandel, Finanzen, Soziale Lage und Integration werden nun um das Thema Bildung erweitert. Über 80 Bildungsindikatoren stehen als Basis für kommunale Planungsprozesse auf Gemeinde- oder Kreisebene zur Verfügung. Ermöglicht werden Aussagen zur Kinderbetreuung, zu den Übergängen in die Sekundarstufe, zur Verteilung der Abschlüsse oder zur Weiterbildungsquote. Ergänzt werden diese Daten durch Handlungskonzepte, beispielsweise zum Aufbau von Bildungsregionen oder zur Qualitätsentwicklung in Bildungseinrichtungen sowie gute Praxisbeispiele.
Rückfragen an: Petra Klug, Telefon: 0 52 41 / 81-81347;
E-Mail: Petra.Klug@Bertelsmann-Stiftung.de
Carsten Große Starmann, Telefon: 0 52 41 / 81-81 228;
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