IfL-Projekt untersucht Perspektiven für schrumpfende Regionen
Nachbarn ziehen weg, Unternehmen schließen, Busverbindungen werden eingestellt, Ärzte sind kaum noch vorhanden – „Schrumpfung“ als Gegenteil von Wachstum ist ein Prozess, der den Alltag der Menschen in den betroffenen Regionen unmittelbar und meist negativ beeinflusst. Der Imageverlust durch sinkende Bevölkerungszahlen und schwindende Entwicklungspotenziale verstärkt den Abwärtstrend zusätzlich.
Welche konkreten Auswirkungen die Abnahme von Bevölkerung, Wirtschaftskraft und Infrastruktur auf die Bewohner schrumpfender Region hat, wollen Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) am Beispiel des Ostthüringer Landkreises Altenburger Land in den kommenden drei Jahren untersuchen. Zunächst werden sie dazu Interviews mit Politikern, Planern, Wirtschaftsexperten und Einwohnern der Region führen und auch mit örtlichen Vertretern von Kirchen und Vereinen sprechen.
Projektleiterin Dr. Judith Miggelbrink und ihr Kollege Frank Meyer versprechen sich von den Befragungen neue Erkenntnisse darüber, wie Schrumpfungsprozesse im Alltag funktionieren. Konkret wollen sie herausfinden, ob Schrumpfung eine Abwärtsspirale ist, die sich immer weiter dreht, oder ob diese Prozesse von den Betroffenen und Akteuren durchbrochen werden: „Uns interessiert, warum Menschen dennoch bleiben, welche Gründe sie für ihre Entscheidungen haben und wie Daseinsvorsorge in schrumpfenden Regionen neu organisiert wird“, so Miggelbrink, die am IfL den Forschungsbereich Raumproduktionen im Verhältnis von Staat und Gesellschaft koordiniert.
Die Leipziger Forscher sind überzeugt, dass ein besseres Verständnis des Zustandekommens und der subjektiven Relevanz von Schrumpfungsprozessen dazu beitragen kann, neue Wege des Umgangs mit den daraus resultierenden Problemen zu entwickeln. Das Altenburger Land haben sie für ihr Forschungsvorhaben gewählt, weil der Landkreis überdurchschnittliche Bevölkerungsverluste aufweist und wirtschaftlich zu den Schlusslichtern in Ostdeutschland zählt. „Auch seine Insellage zwischen mehreren Großstädten, zentral und doch im Abseits, hat bei der Entscheidung eine Rolle gespielt“, sagt Frank Meyer.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert das jetzt gestartete Forschungsprojekt „Diskurs und Praktiken in schrumpfenden Regionen. Eine Untersuchung zur subjektiven Relevanz von Schrumpfungsdiskursen am Beispiel des Altenburger Landes“ mit rund 180 000 Euro.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Judith Miggelbrink (J_Miggelbrink(at)ifl-leipzig.de, Tel. 0341 600 55-109) oder Frank Meyer (F_Meyer(at)ifl-leipzig.de, Tel. 0341 600 55-166).
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