Jüngere beurteilen Integrationsanstrengungen positiver als Ältere
In der deutschen Bevölkerung geht die Beurteilung, ob Integration gelingt, erheblich auseinander. Dabei spielt vor allem das Alter eine entscheidende Rolle.
Während drei Viertel der über 59-Jährigen in Deutschland nicht glauben, dass Integration funktioniert, hält sie jeder zweite junge Mensch zwischen 14 und 29 Jahren für ein Erfolgsmodell. Das ergibt eine repräsentative Emnid-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Auch im Hinblick auf das Zusammenleben zwischen Zuwanderern und Einheimischen blicken die Jüngeren deutlich optimistischer in die Zukunft. Während jeder Zweite ab 59 Jahren meint, dass die Zuwanderer in Deutschland in den nächsten zehn Jahren häufiger unter sich bleiben werden, ist bei den jungen Menschen unter 30 Jahren nur ein Drittel dieser Ansicht. Auch der Erwerb der Staatsbürgerschaft als sichtbares Zeichen für Integration ist für Ältere entscheidender als für Jüngere. Fast 70 Prozent der 14- bis 29-Jährigen halten es für wichtig, wenn Menschen mit Migrationshintergrund neben dem deutschen auch einen ausländischen Pass behalten können. Eine vollständige Anpassung von Zuwanderern an die deutsche Lebensart halten 58 Prozent der jüngeren, aber fast 80 Prozent der älteren Menschen für wichtig. Als das größte Hindernis für die Integration halten 68 Prozent der unter 30-Jährigen die Diskriminierung. Von den über 59-Jährigen sieht das lediglich knapp die Hälfte der Befragten so.
Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten zwischen Jung und Alt. Einig sind sie sich über die Kriterien für „Deutschsein“. Mehr als zwei Drittel der Befragten meinen, dass jeder „deutsch“ ist, der selbst oder dessen Eltern in Deutschland geboren sind, hier seinen Lebensmittelpunkt und einen deutschen Pass hat. Unstrittig sind auch Kriterien für Integration, wie die Achtung von Verfassung und Gesetzen, die Notwendigkeit, die deutsche Sprache zu sprechen oder die gleichen Berufs- und Bildungschancen. Kulturelle Vielfalt ist sowohl für Ältere als auch für Jüngere eher eine Bereicherung als ein Problem: Bei den älteren Befragten sind 72 Prozent dieser Ansicht, bei den jüngeren Befragten sogar 84 Prozent.
Als große Hindernisse für die Integration sehen Jung und Alt mangelnde Sprachkenntnisse (93 und 89 Prozent) und geringere Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt für Zuwanderer (65 und 64 Prozent) an. Trotzdem glauben beide Altersgruppen, dass Zuwanderer zukünftig häufiger wichtige Positionen in Politik und Wirtschaft einnehmen werden.
„Die gute Nachricht ist, dass Integration und Umgang mit Vielfalt für die meisten jungen Menschen in unserem Land etwas Normales ist“, kommentiert Jörg Dräger, Mitglied des Vorstandes der Bertelsmann Stiftung, die Ergebnisse der Studie. „Es zeigt sich im Vergleich von Jung und Alt: Je mehr persönliche Erfahrung Menschen ohne Migrationshintergrund mit Menschen mit Migrationshintergrund haben, um so eher halten sie Integration für den Normalfall. In der jungen Generation gibt es wesentlich mehr Kontakte zwischen den beiden Gruppen – in der Arbeitswelt, im Freundeskreis und in der Familie.“ Dräger streicht aber auch heraus: „Kontakte und Begegnungen sind wichtig, aber Integration ist kein Automatismus: Wir brauchen einen besseren Umgang mit Vielfalt und eine Willkommenskultur in Deutschland. Dazu gehören auch faire Bildungs- und Berufschancen, ohne die Integration nicht gelingen kann.“
Rückfragen an: Ulrich Kober, Telefon: 0 173 / 28 70 947
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