Katastrophenschutz vor neuen Aufgaben
Der Wittener Lehrstuhl für Politikwissenschaft und Sicherheitsforschung von Professor Hans-Jürgen Lange untersucht mit Förderung des Bundesforschungsministeriums, wie der Katastrophenschutz in Deutschland für neue Herausforderungen fit gemacht werden muss.
„Der Terrorismus vor allem nach dem 11. September und denkbare Naturkatastrophen durch Klimawandel sind zwei bisher wenig berücksichtigte Szenarien. Um die Bevölkerung bei solchen Ereignissen bestmöglich zu schützen, muss die Zusammenarbeit, Koordination und Steuerung der verschiedenen Behörden und Organisationen von Bund, Ländern und Kommunen sowie der beteiligten privaten Einrichtungen länderübergreifend funktionieren. Das überprüfen wir“, erklärt Lange das Ziel.
Zum Hintergrund:
Das System der Inneren Sicherheit wurde bislang stark segmentiert betrachtet. Im Zentrum des Interesses standen seine Bereiche Polizei, Nachrichtendienste und – seit den 90er Jahren mit wachsender Bedeutung – die private Sicherheitswirtschaft. In der jüngeren Vergangenheit wurde zunehmend die Verletzbarkeit moderner Gesellschaften deutlich – ausgelöst zum einen durch die Gefahren des neuen Terrorismus seit dem 11. September, zum anderen angesichts der für Mitteleuropa bislang nicht vorstellbaren Naturkatastrophen u. a. durch den Klimawandel. „Ich sehe den Katastrophenschutz heute als integralen Bestandteil des Systems der Inneren Sicherheit. Aber die Diskussion darüber, wie eine solche neu zu schaffende Sicherheitsarchitektur aussehen könnte, steht noch am Anfang“, kommentiert Lange die Forschungslage. Sein Projekt soll Schwachpunkte aufzeigen und die Erfahrungen, Positionen und Prioritätensetzungen der beteiligten Akteure erfassen. Besonders sind die Mitarbeiter des Lehrstuhls an der Frage des Zusammenspiels zwischen Bund und Ländern im Hinblick auf die unterschiedlichen Aufgaben und Zuständigkeiten sowie auf Ressourcen und Verantwortlichkeiten interessiert. Ergänzt wird die Studie durch eine Rechtsanalyse zum Katastrophenschutz durch Prof. Dr. Christoph Gusy, vom Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Staatslehre und Verfassungsgeschichte der Universität Bielefeld.
„Das Ergebnis des Forschungsvorhabens soll den Sicherheitskräften helfen, Strategien zur Vorbeugung von und zum Umgang mit Katastrophenfällen zu entwickeln. Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis und von Experten sollen intensiv in die Projektarbeit einfließen. Als Kooperationspartner konnten hierfür das Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes, die Innenbehörde bzw. das Innenministerium aus Hamburg und Sachsen-Anhalt sowie die Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main gewonnen werden. „Alle Ebenen des deutschen Katastrophenschutzsystems sollen in die neue Problemsicht einbezogen werden. Dieses Ziel können wir nur im Erfahrungsaustausch mit den Experten erreichen“, so der Wittener Sicherheitsforscher.
Das Forschungsprojekt wird finanziert durch das Programm „Schutz und Rettung von Menschen“ des BMBF und ist auf drei Jahre angelegt. Professor Lange ist von der Universität Witten/Herdecke im Juli des letzten Jahres auf den bundesweit ersten Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Sicherheitsforschung und Sicherheitsmanagement berufen worden. Der Politologe erforscht hier mit seinen Mitarbeitern die rasanten Veränderungen, denen die Sicherheitssysteme in Deutschland, in Europa und im internationalen Zusammenhang unterworfen sind.
Kontakt: Prof. Dr. Hans-Jürgen Lange, Tel. 02302 – 926-814 / E-Mail: hans-juergen.lange@uni-wh.de
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