Namenforscher ermitteln Trend – Marie und Maximilian am beliebtesten

Der Trend gehe auch immer mehr hin zu zwei oder mehr Vornamen, da Babys oft auch nach ihren Eltern oder Großeltern benannt würden, sagte Gabriele Rodriguez vom Namenkundlichen Zentrum der Universität Leipzig.

In den vergangenen Wochen haben die Namenforscher der Alma mater die Angaben von 275 Standesämtern bundesweit bekommen, mehr als 158.000 Vornamen von 2011 geborenen Kindern ausgewertet und nun der Öffentlichkeit präsentiert.

Danach sind Marie, Sophie, Maria und Mia bei den Mädchen sowie Maximilian, Alexander, Paul und Leon bei den Jungen die beliebtesten Vornamen.“Etwa zwei Drittel aller Geburten in Deutschland sind in dieser Statistik berücksichtigt“, sagt Rodriguez, die jedes Jahr etwa 3000 Anfragen zu Vornamen beantwortet. Aufsteiger des Jahres 2011 seien Ben und Mia, letztere eine Kurzform von Maria. Generell seien im Norden und Osten Deutschlands kurze Namen beliebter als in südlicheren Gefilden, wo Tradition und Religion auch bei der Namenswahl einen größeren Einfluss haben. Im Jahr 2011 seien weniger die Namen Heiliger wie etwa Katharina, sondern biblische Namen wie Adam, Elias oder Simon beliebt gewesen.

„Ein anderer Trend vor allem bei den Jungen ging hin zu altdeutschen Namen, häufig als Zweitname, wie Oskar, Karl, Hildegard und Gertrud. Sachsen ist dabei Vorreiter“, berichtet die Namenforscherin. Bildungsferne Schichten orientierten sich bei der Auswahl der Namen für ihre Sprösslinge häufig an den Medien, wo Prominente mit ihrem Nachwuchs als Vorbilder dienten.

Im vergangenen Jahr seien deshalb zahlreiche Babys namens Blue, Peaches, Apple, Maddox und Summer geboren worden. Wer allerdings sicher gehen wollte, den Vornamen seines Kindes außer in Geschichten nirgendwo anders wiederzufinden, nannte es Rapunzel, Tarzan oder Winnetou – Namen, die Rodriguez zufolge in Deutschland zulässig sind.

Vor allem gebildete Schichten interessierten sich für die Bedeutung ihrer Vornamen, berichtet Rodriguez. Die Namenforscher der Universität Leipzig analysieren aber auch Familiennamen, deren Bedeutung und Häufigkeit. „Wir fertigen Gutachten zu Familiennamen an. Das ist eine sehr aufwendige Arbeit“, sagt Dr. Dietlind Kremer, die seit mehr als einem Jahr das Zentrum mit zehn Mitarbeitern leitet. Gemeinsam mit Studenten arbeitet sie beispielsweise seit einem Jahr auch an einem historischen Leipziger Familiennamenbuch. Aus dem Jahr 1937. Grundlage dafür sind Leipziger Familiennamen aus einem Adressbuch aus dem Jahr 1937, aus denen die Onomastiker eine Häufigkeitsliste erstellt haben.

Darin sind kaum anders als heute Müller, Schmidt und Richter die am häufigsten vorkommenden Familiennamen. „Bisher gibt es für Leipzig nur ein Orts- und kein Familiennamenbuch“, weiß Kremer, deren Arbeit daran noch etwa 18 Monate dauern wird.

Egal ob Vor- oder Nachnamen – das Interesse in der Gesellschaft an Namen und deren Bedeutung ist nach Einschätzung Kremers in den vergangenen fünf bis sechs Jahren deutlich gewachsen. „Die Namen sind ein wichtiger Teil der Sprache, sie sind Sprachzeugen“, sagt die Expertin. Die Onomastik ist seit 1991 ein Unterrichtsfach an der Universität. Das Fach wird bundesweit so nur in Leipzig gelehrt. Seit dem vergangenen Jahr ist es ein – äußerst beliebtes – Wahlfach: Auf die 40 Plätze hatten sich beispielsweise im vergangenen Jahr 321 junge Menschen beworben. Die Studenten werden in drei Modulen – drei Semester mit je sechs Stunden – in dieses Fach eingeführt, das an der Alma mater lipsiensis eine lange Tradition hat. Seit den 1950-er Jahren wird an der Universität Leipzig Namenforschung betrieben. Damals befassten sich Slawisten, Germanisten und Historiker mit diesem Thema.

Weitere Informationen:
Dr. Dietlind Kremer
Namenkundliches Zentrum der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97 37463
E-Mail: dkremer@uni-leipzig.de; namenberatung@uni-leipzig.de

Gabriele Rodriguez
Namenkundliches Zentrum der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97-37468
E-Mail: rodrig@rz.uni-leipzig.de

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Susann Huster idw

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