Sozial benachteiligte Männer seltener unzufrieden mit Übergewicht

Im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen ist Unzufriedenheit mit dem eigenen Gewicht bei übergewichtigen Männern mit niedrigem sozialem Status weniger häufig. Dies fanden Thomas von Lengerke, Medizinpsychologe an der Medizinischen Hochschule Hannover, und der Sozialepidemiologe Andreas Mielck vom Helmholtz Zentrum München in einer in der renommierten Open Access-Fachzeitschrift BMC Public Health veröffentlichten Studie heraus.

Die Wissenschaftler analysierten Daten von 4186 Frauen und Männern, die an einer Studie der Kooperativen Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) teilgenommen hatten. Es lagen neben Angaben zur Bildung, zum Einkommen und zum Berufsstatus der Teilnehmer objektive Messungen von Körpergewicht und -größe sowie Angaben zu der Frage vor, ob sie zufrieden oder unzufrieden mit ihrem Körpergewicht waren.

Das Körpergewicht wurde gemäß Weltgesundheitsorganisation als Normalgewicht (Body Mass Index zwischen 18.5-24.9) und Übergewicht (≥25) – unterteilt in Präadipositas (25-29.9) und Adipositas (≥30) – klassifiziert.

Die Ergebnisse dieser bevölkerungsrepräsentativen Studie zeigen, dass Unzufriedenheit mit dem Gewicht bei übergewichtigen Personen in sozial besser gestellten Gruppen häufiger ist. Dies gilt allerdings nur für Männer: So waren von den adipösen Männern mit den günstigsten sozialen Bedingungen 78% mit ihrem Gewicht unzufrieden, in der Gruppe mit ungünstigstem Sozialstatus nur 47%. Demgegenüber spielt bei Frauen der soziale Status für diesen Aspekt des Körpererlebens keine bedeutsame Rolle (Anteil unzufriedener unter den adipösen Frauen: 79%). Diese Befunde legen für Männer die Hypothese nahe, dass höherer Sozialstatus mit engeren Standards akzeptablen Gewichts einhergeht. Für Frauen dagegen scheint das „Schlankheitsideal“ in allen sozialen Gruppen zu gelten. Möglicherweise trägt das beschriebene Muster auch dazu bei, dass Männer aus unteren Bildungsgruppen das höchste Risiko haben, keinen Sport zu betreiben.

Publikationsverweis:
von Lengerke T, Mielck A; KORA Study Group. Body weight dissatisfaction by socioeconomic status among obese, preobese and normal weight women and men: results of the cross-sectional KORA Augsburg S4 population survey. BMC Public Health 2012;12:342.
Kontakt zum Autor:
PD Dr. Thomas von Lengerke, Medizinische Hochschule Hannover, Forschungs- und Lehreinheit Medizinische Psychologie, Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover, Tel. 0511/532-4445; Fax. 0511/532 4214; http://www.mh-hannover.de/medpsych.html
Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie http://www.dgmp-online.de

Prof. Dr. Peter Kropp, Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsmedizin Rostock, Gehlsheimer Straße 20, 18147 Rostock http://www.imp.med.uni-rostock.de

Media Contact

Prof. Dr. Peter Kropp idw

Weitere Informationen:

http://www.imp.med.uni-rostock.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Gesellschaftswissenschaften

Der neueste Stand empirischer und theoretischer Erkenntnisse über Struktur und Funktion sozialer Verflechtungen von Institutionen und Systemen als auch deren Wechselwirkung mit den Verhaltensprozessen einzelner Individuen.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Demografische Entwicklung, Familie und Beruf, Altersforschung, Konfliktforschung, Generationsstudien und kriminologische Forschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik

Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…

Datensammler am Meeresgrund

Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…

Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert

Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…