Strategien gegen schrumpfende Bevölkerung

Zwei Phänomene charakterisieren den demografischen Wandel in Europa: Die Bevölkerung wird immer älter und schrumpft gleichzeitig. Zurzeit liegt die Geburtenrate in Deutschland bei durchschnittlich 1,4 Kinder je Frau. „Wenn die Bevölkerungszahl stabil bleiben soll, müssen die Eltern zwei Kinder bekommen“, sagt Walter Bartl, vom Institut für Soziologie in Halle im Interview mit pressetext.

2,1 Kinder je Frau könnte die Zahl der Bevölkerung ersetzen. „Es gibt aber objektiv keinen Grund, warum eine stabile Bevölkerung besser sein sollte als eine schrumpfende oder wachsende“, sagt Bartl. In seiner heute, Donnerstag, veröffentlichten Publikation „Personalpolitik in schrumpfenden Kommunen“ beantwortet der Soziologe unter anderem die Frage, ob sich die kommunalen Folgen demografischer Schrumpfung politisch beeinflussen lassen – und wenn ja, wie?

Infrastruktur anpassen

Das Problem der Kommunen sei nicht die schrumpfende Bevölkerung. Problematisch sei, dass Infrastrukturen auf bestimmte Größen angelegt und immer weniger ausgelastet sind. „Wenn die Auslastung dramatisch zurückgeht, wird die Infrastruktur teuer“, sagt Barl. Das gelte auch für Kinderbetreuung, Schulen, Universitäten und Krankenhäuser.

„Bevölkerungsrückgänge müssen keine Abwärtsspirale für die Kommune bedeuten“, sagt der Sozialwissenschaftler. Obwohl die Kommune bei jedem fehlenden Steuerzahler eine Verlust von etwa 700 Euro verzeichnet. Um das auszugleichen hat die Kommune etwa die Möglichkeit einen Kredit aufzunehmen. Die Verluste könnten durch Steuereinnahmen wettgemacht werden – was die Kommunen aber kaum beeinflussen können.

Personalkosten mindern

„Was die Kommune ziemlich deutlich gestalten kann, ist einen Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben herzustellen“, sagt Bartl. Das kann vorrangig durch Personalreduktion umgesetzt werden. Immerhin beliefen sich die Ausgaben der Kommunen für Beamte auf 25 Prozent.

Für die Untersuchungen interviewte Bartl 95 Experten in 21 Kommunen und ihnen nahe stehenden Organisationen. Das Dissertationsprojekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als Element der Transformationsforschung im Sonderforschungsbereich 580 „Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch“ gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena gefördert.

Media Contact

Oranus Mahmoodi pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://www.uni-halle.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Gesellschaftswissenschaften

Der neueste Stand empirischer und theoretischer Erkenntnisse über Struktur und Funktion sozialer Verflechtungen von Institutionen und Systemen als auch deren Wechselwirkung mit den Verhaltensprozessen einzelner Individuen.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Demografische Entwicklung, Familie und Beruf, Altersforschung, Konfliktforschung, Generationsstudien und kriminologische Forschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Kompaktes LCOS-Mikrodisplay mit schneller CMOS-Backplane

…zur Hochgeschwindigkeits-Lichtmodulation. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Photonische Mikrosysteme IPMS haben in Zusammenarbeit mit der HOLOEYE Photonics AG ein kompaktes LCOS-Mikrodisplay mit hohen Bildwiederholraten entwickelt, das eine verbesserte optische Modulation ermöglicht….

Neue Perspektiven für die Materialerkennung

SFB MARIE geht in 3. Förderperiode: Großer Erfolg für die Terahertz-Forschung: Wissenschaftler:innen der Universität Duisburg-Essen und der Ruhr-Universität Bochum erforschen die mobile Materialerkennung seit 2016 im Sonderforschungsbereich/Transregio MARIE. Mit 14,8…

Fahrradhelme aus PLA: Sportartikel mit minimiertem CO2-Fußabdruck

Design, Lifestyle und Funktionalität sind zentrale Kaufkriterien bei Sportartikeln und Accessoires. Für diesen boomenden Markt werden viele Produkte aus Asien nach Europa eingeführt, die nicht ökologisch nachhaltig sind. Forschende des…