3D-Filme über Internet und Satellit
Auf der International Broadcasting Convention IBC in Amsterdam zeigen Forscher vom 10. bis 14. September 2010, wie sich 3D-Filme in Zukunft auch über Internet und digitale Fernsehkanäle wie z.B. vom Satelliten übertragen lassen.
Blockbuster wie Avatar, Oben oder Toy Story 3 sollen den 3D-Boom in heimische Wohnzimmer, auf Fernseher und Computer, überspringen lassen. Serienreife Displays gibt es bereits und auch neue Blu-ray-Player können dreidimensionale Filme abspielen. Zur Fußball-WM in Südafrika wurden die ersten Spiele schon stereoskopisch aufgezeichnet. Was jetzt noch fehlt, ist eine effiziente Übertragung.
Problematisch ist dabei die Größe der Filme – trotz schneller Internet- und Satellitenverbindungen. 3D-Filme stellen höhere Anforderungen als zweidimensionale Filme, da für eine räumliche Darstellung wenigstens zwei Bilder benötigt werden. Mindestens zwei Kameras müssen den Film aufnehmen und ein 3D-Bildschirm zwei Bilder zeigen. Eines für das linke und eines für das rechte Auge.
Schon für Filme in besonders guter, hochauflösender HD-Qualität haben Forscher vom Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut HHI in Berlin ein Kompressionsverfahren mitentwickelt, dass Filme zwar kleiner rechnet, aber dabei die Qualität erhält: H.264/AVC. Was das Videoformat H.264/AVC für HD-Filme ist, ist das Multiview-Video-Coding MVC für 3D-Filme. Der Vorteil: die Datenmenge, die ein Film verbraucht sinkt, bei gleicher High-Definition-Qualität.
Gerade Videos im Internet müssen schnell laden, damit der Zuschauer den Film unterbrechungsfrei ansehen kann. »Mit MVC werden die zwei Bilder, die für den stereoskopischen 3D-Effekt nötig sind, so zusammengepackt, dass die Bitrate des Films deutlich verringert wird«, erklärt Thomas Schierl, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut HHI in Berlin. Bis zu 40 Prozent kleiner sind diese 3D-Filme. Schierl und seine Kollegen arbeiten daran, den Codec auch für die Fernsehübertragung vom Satelliten oder den Internetstream zu etablieren. »Die neuen Fernseher werden zunächst 3D-Filme nur von der Blu-ray Disc abspielen, die jetzt auch in der dritten Dimension kommt. Der nächste Schritt 3D ins Wohnzimmer zu bringen, soll über Broadcast-Kanäle oder IPTV-Kanäle möglich werden, die über DSL oder Kabel laufen.«
Das dreidimensionale Filmerlebnis im Wohnzimmer soll künftig auch ohne 3D-Brille möglich werden. Das MVC-Format verfügt über die technischen Möglichkeiten, mehrere Aufnahmen, Views genannt, zu kodieren und komprimieren. Denn jeder Mitgucker auf dem Sofa hat einen unterschiedlichen Blickwinkel und braucht daher eine separate Ansicht, einen »eigenen« 3D-Film für seinen individuellen Sitzplatz. MVC fasst alle diese Views in einer kompakten Datei zusammen – ein Empfänger, eine Settop-Box dekodiert diese Informationen und gibt sie an den Fernseher weiter.
Auch auf älteren Fernsehern und Settop-Boxen werden sich die MVC-kodierten Filme abspielen lassen. Schierl erklärt das Verfahren: »Die erste View entspricht dem Signal, das der existierende Fernseher empfangen kann und die zweite Ansicht würde man im gleichen Strom verstecken, so dass nur die neuen Empfänger diese nutzen können, für die älteren Geräte bleibt sie unsichtbar.« Das ist besonders für Filmverleiher und Fernsehsender interessant, da sie sich um die Kompatiblität nicht kümmern müssen. Und auch Mobilfunker und Handyhersteller können mit MVC auf den 3D-Zug aufspringen. Mittlerweiler gibt es schon Displays in Handygröße, die einen guten 3D-Eindruck zulassen.
Wie der MVC-Codec bei einer DVB-S2 Satelliten-Fernsehübertragung funktioniert, zeigen die Experten des HHI vom 10. bis 14. September 2010 auf der IBC in Amsterdam (Halle 8, Stand C81).
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