Physikstudium am Computer bringt Einblick in Spezialgebiete
Wissenschaftler von sechs deutschen Universitäten entwickeln gemeinsam multimediales, forschungsorientiertes Lehrprogramm
Sechs deutsche Universitäten – Rostock, Siegen, Berlin, Bonn, Dortmund und Jena – gehen in Sachen Physikstudium einen völlig neuen, gemeinsamen Weg. Ihr Ziel: Das Angebot an die Studierenden dieses naturwissenschaftlichen Grundlagenfaches soll attraktiver werden. Das Mittel: Multimediale Lehrmodule werden entwickelt und ins Internet gestellt. Jeder Physik-Student der beteiligten Universitäten erhält Zugriff und kann sich auf diesem Weg Spezialwissen aneignen, das an seiner und an fünf weiteren Universitäten gelehrt wird.
Das Physikalische Institut der Universität Rostock gehört zu den sechs Kooperationspartnern im Projekt „Neue Medien im Universitätsverbund für ein forschungsorientiertes Studium“. Das Team um Prof. Eberhard Burkel ist vielfältig aktiv auf dem Gebiet der Physik neuer Materialien und international führend hinsichtlich spezieller Untersuchungsmethoden zur Dynamik solcher neuen Stoffe. „Mit Röntgenstrahluntersuchungen erforschen wir Struktur und Dynamik der Materialien, die im weitesten Sinne für den Fortschritt in Industrie und Medizin nutzbar gemacht werden sollen“, beschreibt Prof. Burkel den Forschungsschwerpunkt. „Wir bringen unsere Forschungsergebnisse in den Kooperationsvertrag ein und können auf der anderen Seite an den Spezialgebieten der anderen fünf Universitäten teilhaben“, ergänzt Dr. Peter Dobbert. Das Projekt gliedert sich in drei Phasen. Zunächst entwickeln die Physiker an ihrer Universität die Lehrmodule zu ihren Spezialgebiete. In einem zweiten Abschnitt geht es um die multimediale Umsetzung. „Prof. Peter Forbrig hat uns die volle Unterstützung des Fachbereiches Informatik zugesagt“, fand Eberhard Burkel weitere Partner an der eigenen Universität. Im letzten Abschnitt des über drei Jahre laufenden Projekts wird untersucht, wie diese neue Form der Lehre in der Physik bei den Studenten ankommt. Auch daran wirken Rostocker mit, und zwar die Arbeitsgruppe Didaktik der Physik, die von Prof. Hans Erich Riedel geleitet wird.
Knapp sechs Millionen Mark stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung den sechs Universitäten für das Projekt zur Verfügung. Für die derzeit knapp 100 angehenden Diplomphysiker an der Rostocker Uni, 36 von ihnen haben zu Beginn des laufenden Semesters ihr Studium aufgenommen, und ihre Kommilitonen in den anderen fünf Städten wird das Studium dadurch viel attraktiver. „Wir wollen Austausch erreichen, und zwar nicht nur über das Internet. Beispielsweise können Praktikumsversuche im Internet vorbereitet werden. Die konkrete Durchführung läuft dann vor Ort an einer der Partneruniversitäten“, beschreibt Dr. Dobbert die Pläne. Man werde daran arbeiten, die Lehrmodule so aufeinander abzustimmen, dass man für ein erfolgreiches Physikstudium in Rostock auch Belegscheine der fünf anderen Universitäten einbringen kann – und umgekehrt. „Unsere Vision ist ein internationalisiertes, multimedial gestütztes Physikstudium“, geht der Blick von Prof. Burkel bereits über das am 1. April beginnende Projekt hinaus. Morgen klären die Wissenschaftler der sechs Universitäten die letzten Feinheiten ihres Kooperationsvertrages.
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