Forscher tricksen Fälscher aus – Fälschungssichere Signatur für Kreditkarten

Alt und neu: Im Vordergrund der neue Magnetstreifen aus Jülich - ein fälschungssicheres Multi-Bit-System. Es kann mit herkömmlicher Magnetlesetechnik entziffert und auf Echtheit geprüft werden. Foto: Forschungszentrum Jülich


Physiker des Forschungszentrums Jülich haben ein neues Echtheitsmerkmal erfunden, das EC- und Kreditkarten in Zukunft vor Fälschung schützen kann. Das System, das sich auch für Geldscheine eignet, basiert auf der ausgeklügelten Kombination hauchdünner Metallschichten. In diese Schichten wird im Zuge der Herstellung ein digitaler Code eingebracht, der danach nicht mehr geändert werden kann. Er lässt sich mit herkömmlicher Magnetlesetechnik entziffern und auf Echtheit prüfen. Damit ist das Jülicher Multi-Bit-System eine absolute Neuheit auf dem Markt der digitalen Echtheitsmerkmale.

Jedes Jahr verlieren Kreditinstitute viel Geld an Fälscher von Kreditkarten  wie viel genau, ist nicht bekannt. Inoffizielle Schätzungen belaufen sich auf mehrere Milliarden Dollar. Das ist möglich, weil Kreditkarten durch Hologramme, Fotos und Kartennummer nur unzureichend gesichert sind. Für Sicherheitsprobleme dieser Art gibt es bisher kein Patentrezept. „Dabei ist der Handlungsbedarf groß“, sagt Professor Wolfgang Eberhardt, Direktor am Jülicher Institut für Festkörperforschung. Er und sein Assistent Jan Morenzin haben nun eine Entdeckung gemacht, die Fälschern in Zukunft das Handwerk legen kann.

„Die Information auf herkömmlichen Magnetstreifen kann relativ leicht verändert werden“, sagt Jan Morenzin. Mit diesen Worten zieht er die „abgelaufene“ EC-Karte eines Kollegen durch ein handelsübliches Lesegerät für Magnetkarten. Auf seinem Computer-Bildschirm erscheinen drei braune Balken mit Zahlencodes. Sie enthalten Bankleitzahl, Kontonummer und andere Kontoinformationen. Ohne große Schwierigkeiten lassen sich diese Daten abgreifen und manipulieren. Manche Kreditkarten-Betrüger kopieren die illegal erworbenen Daten einer Karte einfach auf andere Karten und verschaffen sich so Zugriff auf fremde Konten.
Bei dem fälschungssicheren Magnetstreifen aus Jülich wird die zu speichernde Information schon während des Herstellungsprozesses eingebracht. Und das geht so: Der neue Streifen besteht aus vielen dünnen Schichten eines ganz bestimmten Metalls. In einer der mittleren Schichten werden dann räumlich unterscheidbare Bereiche mit unterschiedlicher Magnetisierungsrichtung erzeugt. Je nachdem, ob der magnetisierte Bereich „auf“ oder „ab“ orientiert ist, enthält er die digitale Information „1“ oder „0“. Weil auf dem neuen Magnetstreifen Platz für sehr viele Einsen und Nullen (Bits) ist, sprechen Experten von einem Multi-Bit-System.

„Ein Multi-Bit-System eröffnet qualitativ völlig neue Sicherheitsperspektiven“, erläutert Morenzin die Erfindung, die bereits zum Patent angemeldet ist. Bisher wird bei vielen Echtheitsmerkmalen nur mit einem oder wenigen Ein-Bit-Systemen gearbeitet, wie zum Beispiel dem Hologramm oder dem Foto auf Kreditkarten. Die Hologramme heutiger Kreditkarten enthalten keine Information über den Karteninhaber. Die Geldautomaten prüfen lediglich: Hologramm vorhanden oder nicht? Und das Foto, das die Karte an eine Person binden soll, kann von Fälschern ersetzt werden. „Sicherer und einfacher wäre es, viele verschiedene Sicherheitsmerkmale, auch personengebundene, auf einem einzigen fälschungssicheren Streifen zu speichern, und genau das leistet das neue System“, sagt Morenzin.

Sollte etwa jemand versuchen, den Magnetstreifen von einer Kreditkarte abzulösen, beschädigt er zwangsläufig die hauchdünnen Metallschichten und damit das magnetische Muster. Außerdem ist der Jülicher Magnetstreifen  im Gegensatz zu den jetzigen Geldkarten  unempfindlich gegen äußere magnetische Felder: Morenzin holt einen kleinen Magneten aus seiner Schreibtisch-Schublade und führt ihn über den Magnetstreifen der EC-Karte seines Kollegen und über die „Demo-Karte“ mit dem neuen Streifen. Ein Check mit dem Ablesegerät zeigt: die Daten auf der EC-Karte sind gelöscht, die auf der Demo-Karte sind nach wie vor lesbar. „Die neue Technik funktioniert, das steht fest“, urteilt Professor Eberhardt. „Jetzt sind wir dabei, einen billigen Herstellungsprozess für die Magnetstreifen zu entwickeln.“ Denn mit dem Preis steht und fällt die Einführung auf dem Markt. Einen Preisvorteil hat die Methode bereits: Der High-Tech-Streifen aus Jülich kann mit herkömmlichen Geräten ausgelesen und auf Echtheit geprüft werden.
-tgt-

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Peter Schaefer

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