Aus Heidelberg: digitales Gütesiegel für Gesundheitsinformation im Web
Universität Heidelberg koordiniert europäisches Projekt zur Einführung von Gütesiegeln für Gesundheitsinformation im World Wide Web – Europäische Union als Vorreiter für Qualitätssicherung medizinischer Information im Internet – Internationale Experten trafen sich zu einem Konsensus-Workshop in Heidelberg
Ärzteverbände, Patientenorganisationen und Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer haben sich bereits seit längerem dafür ausgesprochen, jetzt soll es kommen: ein digitales Gütesiegel („Trustmark“) für Gesundheitsinformation im Web, um dem Verbraucher eine Hilfe zu geben, die Seriosität eines medizinischen Angebots im Internet zu beurteilen und die Informationsflut im World Wide Web transparenter zu machen. Das Projekt mit dem Namen MedCERTAIN (Certification and Rating of Trustworthy and Assessed Health Information on the Net, http://www.medcertain.org) wird von der Europäischen Union im Rahmen des „Aktionsplanes für sichere Benutzung des Internets“ mit einer Fördersumme von einer Million Mark unterstützt. Initiator und Koordinator ist die Forschungsgruppe „Cybermedizin & e-Health" an der Abteilung Klinische Sozialmedizin der Universität Heidelberg unter Leitung von Dr. Gunther Eysenbach, die sich bereits seit mehreren Jahren mit den Herausforderungen und Chancen von e-Health beschäftigt und eine der weltweit führenden Arbeitsgruppen auf diesem Gebiet aufgebaut hat.
Ziel des Projektes MedCERTAIN ist der Aufbau einer organisatorischen und technischen Infrastruktur zur dezentralen Informationsbewertung durch Experten und medizinische Fachgesellschaften sowie die Selbstregulierung und Kennzeichnung von medizinischen Informationen in standardisierter Form durch die Informationsanbieter mit so genannter Metainformation. „Was wir auf keinen Fall wollen, ist ein zentrales Institut, das entscheidet, was gute und was schlechte medizinische Information ist“, sagt Projektleiter Eysenbach. „Wir arbeiten vielmehr an einer dezentralen Lösung, die dem Verbraucher zusätzliche Sicherheiten geben wird, dass er es mit einem vertrauenswürdigen Informationsanbieter zu tun hat“.
Was ist eigentlich „einwandfreie“ medizinische Information im Internet?
Zur Einführung eines Gütesiegels müssen sich Experten und Patienten zunächst auf einheitliche Qualitätskriterien einigen: Was macht eigentlich „einwandfreie“ medizinische Information im Internet aus, und unter welchen Aspekten soll eine Website von externen Gutachtern beurteilt werden? Um diese Fragen zu diskutieren, trafen sich in diesen Tagen Vertreter aus Industrie, Wissenschaft, medizinischen Fachgesellschaften, Regierungsstellen, Ärzte- und Verbraucherverbänden, der Europäischen Union und der Weltgesundheitsorganisation WHO in Heidelberg, um gemeinsam an Qualitätskriterien zur Bewertung, Evaluation und Zertifizierung von medizinischen Informationen zu arbeiten. Zum internationalen Konsensus-Workshop tagten 80 Teilnehmer aus 21 Ländern (Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Luxemburg, Mexiko, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechien, Ungarn und USA) in der Neckarstadt.
Das MedCERTAIN-Konsortium, das neben der Universität Heidelberg auch noch aus Projektpartnern aus zahlreichen anderen europäischen Ländern besteht, plant ein dreistufiges Zertifizierungsverfahren. Ein „Level 1“-Gütesiegel bekommen Informationsanbieter, die sich neu erarbeiteten ethischen Richtlinien freiwillig unterwerfen und bestimmte Informationen für den Verbraucher in einer Datenbank hinterlegen. Diese Informationen – so etwa: wer hinter dem Angebot steckt, die Qualifikation der Autoren, Sponsoring, interne Qualitätssicherungsmaßnahmen… – wären für den Benutzer jederzeit abrufbar.
Beim „Level 2“-Gütesiegel werden die Angaben des Informationsanbieters überprüft, außerdem wird die Website besucht und auf die Einhaltung bestimmter formeller Kriterien hin überprüft. Ab „Level 3“ werden Experten und Fachgesellschaften eingeschaltet, die zusätzlich die medizinischen Inhalte des Informationsanbieters prüfen, und Empfehlungen abgeben können.
Weitere Informationen zu Cybermedizin & e-Health finden Sie unter http://yi.com/ey
/.
Rückfragen bitte an:
Dr. Gunther Eysenbach
Forschungsgruppe Cybermedizin & e-Health,
Abt. Klinische Sozialmedizin, Universität Heidelberg
Tel. 06221 568897 (mobil: 0172 8249086), Fax 565584
oder:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
Weitere Informationen finden Sie im WWW:
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