Der direkte Weg zum Fußballtor
Verkehrs-Experten packt das kalte Grausen, wenn sie nur an die Fußball-WM 2006 in Deutschland denken: Mehrere Millionen Gäste werden erwartet; Zehntausende werden jeden Tag zu den voraussichtlich zwölf Stadien pilgern. Rettung vor dem großen Chaos versprechen Handys der kommenden Generation, die jeden Besucher rechtzeitig mit präzisen Weg- und Verkehrsinformationen zu seinem Platz lotsen sollen. Basis dieser „location based services“ sind sogenannte Geoinformationssysteme (GIS). An der Universität Bonn wurde jetzt das Technologiezentrum GIS gegründet, unter dessen Dach Geodäten, Kartografen und Geografen, aber auch Informatiker und Agrarwissenschaftler kooperieren.
„Geoinformationssysteme sind die Fortsetzung des guten alten Atlanten mit neuen Mitteln, nämlich mit dem Computer“, erklärt Prof. Dr. Klaus Greve, einer der Sprecher des neuen Technologiezentrums. „Während jedoch Karten nur Antworten auf vorformulierte Fragen liefern, lassen sich an GI-Systeme auch Anfragen stellen, an die Programmierer und Datenzulieferer bei der Entwicklung gar nicht gedacht haben.“ So gibt es Karten mit Höhenangaben und solche, in denen Stadtteile je nach Menge der dort lebenden älteren Bewohner unterschiedlich eingefärbt sind. Das GIS kann diese Daten aber miteinander kombinieren – und beispielsweise im Falle eines Hochwassers binnen weniger Sekunden eine Karte generieren, die den Katastrophenschutz an besonders gefährdete Stellen der Stadt dirigiert: Diejenigen Bereiche nämlich, die besonders niedrig liegen und in denen gleichzeitig viele – potenziell hilflose – Senioren wohnen.
Die „location based services“ gelten sogar als „Killer-Applikation“ kommender Mobilfunkgeräte. Nicht nur, dass sie dem Benutzer mittels Satellitenortung sagen sollen, wo er sich gerade befindet und wie er zum nächsten Stadion, Hotel oder Schwimmbad kommt. Durch Vernetzung mit Daten der öffentlichen Verkehrsbetriebe soll das Handy sogar vorschlagen, mit welchem Bus er am schnellsten ans Ziel gelangt – und Alternativen vorschlagen, wenn der gerade im Stau steht.
„An der Universität Bonn beschäftigen sich viele Arbeitsgruppen auf die eine oder andere Art mit Geoinformationssystemen“, so Greve. „Das neu gegründete Technologiezentrum will das fundierte Know-how an der Uni Bonn in diesem Bereich bündeln.“ Die Informatiker verstehen sich auf die technischen Grundlagen, Kartografen und Geodäten auf die Bereitstellung der Informationen; Geografen und Agrarwissenschaftler schließlich auf die praxisgerechte Analyse und Anwendung der Daten. Die Wissenschaftler hoffen auch auf Synergien, die die GIS-Entwicklung effizienter machen. Denn Geoinformationssysteme stellen hohe Anforderungen an Geräte- und Personal-Ausstattung.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Klaus Greve, Geographisches Institut der Universität Bonn, Tel.: 0228/73-5596 oder -2098, Fax: 0228/73-9658, E-Mail: klaus.greve@uni-bonn.de, und Prof. Dr. Lutz Plümer, Institut für Kartographie und Geoinformation, Tel.: 0228/73-1750, Fax: 0228/ 73-1753, E-Mail: plümer@ikg.uni-bonn.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.tzgis.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie
Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.
Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.
Neueste Beiträge
Erster Bernsteinfund auf antarktischem Kontinent
Südlichster Fund erlaubt weitere Einblicke in kreidezeitliche Wälder nahe des Südpols. In der Antarktis herrschten vor rund 90 Millionen Jahren Klimabedingungen, unter denen harzproduzierende Bäume überlebten. Ein Team unter Leitung…
Mit kleinen Partikeln Großes bewirken
Projekt NanoSTeW geht neue Wege in der Kupferverarbeitung. Neue kupferbasierte Werkstoffe für den 3D-Druck entwickeln und dabei das Thema Nachhaltigkeit ins Visier nehmen, das ist in den kommenden fünf Jahren…
Ohne Tiernutzung: Antikörper aus Algen für Schwangerschaftstests
Startup entwickelt neues Verfahren – DBU fördert Es kommt nicht alltäglich vor, dass junge Startups aus Deutschland eine Neuheit mit branchenveränderndem Potential auf den Markt bringen. Doch genau das plant…