Software zur Bilderkennung funktioniert wie das menschliche Gehirn

Alles was unser Auge sieht, wird erst im Gehirn zu einem aussagekräftigen Bild. Im Zusammenspiel von Milliarden Nervenzellen entsteht aus Eindrücken von Farbe und Form beispielsweise eine Orange. Für einen Computer ist diese Informationsverarbeitung eine schwierige Aufgabe. Der Mensch kann aber noch mehr: Mit Leichtigkeit findet jedes Kind eine Orange unter hunderten Äpfeln heraus. Unser Gehirn wendet dabei einen Trick an. Die Wahrnehmung stellt sich auf das erwartete Bild ein. Aufgrund der erhöhten Aufmerksamkeit springt die Orange dem Betrachter förmlich ins Auge. Forscher von Siemens haben eine Software entwickelt, die erstmals wie das Gehirn Bilder wahrnimmt und verarbeitet. Was in unserem Gehirn die Nervenzellen leisten, übernehmen in dem so genannten neurokognitiven System unzählige mathematische Gleichungen. Das Programm, das derzeit in München auf einem Unix-Rechner installiert ist, kann sowohl nach Mustern suchen als auch vorgegebene Bereiche eines Bildes abtasten.

Das Computerprogramm hat viele denkbare Anwendungen. Damit könnten Surfer im Internet Bilder nach ihren Inhalten und nicht nur nach vorgegebenen Stichworten suchen. Erfahrene Ärzte erkennen etwa Ablagerungen von Kalk im Brustgewebe von Frauen bei einer Mammographie sofort. An diesen Stellen kann sich später ein Tumor bilden. Das Siemens-Programm könnte bei der routinemäßigen Erkennung der mikroskopisch kleinen Ablagerungen helfen. Bisher gibt es hierfür kein Computersystem. Auch in der neurologischen Diagnostik könnte die Bilderkennung eine bedeutende Rolle spielen. Das Gehirn könnte mit modernen bildgebenden Verfahren aufgenommen und mit der Software in Echtzeit analysiert werden. Neurologen würden damit wesentlich klarere Hinweise auf Defekte bei der Verarbeitung von Informationen in dem komplexen Organ bekommen.

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Dr. Norbert Aschenbrenner Newsdesk

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