Frau und Technik – eine ausbaufähige Beziehung
Nur ein Fünftel der Computerfachkräfte ist weiblich
AKADEMIE FÜR TECHNIKFOLGENABSCHÄTZUNG
IN BADEN-WÜRTTEMBERG
Der IT-Fachkräftemangel bringt zum Bewusstsein, was bisher nur Gleichstellungsbeauftragte beschäftigte: Mit einem Anteil von 18 Prozent unter IT-Beschäftigten in Deutschland sind Frauen immer noch stark unterrepräsentiert. Und das trotz zahlreicher Programme von Verbänden, Unternehmen und Bildungseinrichtungen, die sich seit Jahren bemühen, mehr Frauen für eine Ausbildung in einem technischen Beruf zu interessieren. In Baden-Württemberg sieht die Situation deutlich besser aus. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in der baden-württembergischen IT-Branche beträgt etwa 30 Prozent. Eine neue Studie* der TA-Akademie analysiert die Entwicklung in Baden-Württemberg von 1997 bis 2000 im Einzelnen.
Mit 42,4 Prozent im Jahr 2000 (vgl. 1997: 40,4 Prozent) weist der Bereich Datenverarbeitungsdienste den prozentual größten Frauenanteil auf. Die mit Abstand meisten weiblichen Angestellten finden sich, absolut gesehen, in der Softwareentwicklung und -beratung (13.325 im Jahr 2000, 8.010 im Jahr 1997), dem personalstärksten Bereich der IT-Branche. Den niedrigsten Frauenanteil verbucht die Hardwareberatung. Wie überall in der Wirtschaft wird auch in der IT-Branche die Luft für Frauen nach oben hin immer dünner: In der Projektleitung findet man 12 Prozent Frauen, im Topmanagement 9,1 Prozent. Die TA-Akademie hat mehrere Gründe für diesen Missstand herausgefiltert, darunter „mangelnde Förderung durch Vorgesetzte“, „geringe Aufstiegsorientierung der Frauen“ oder bereits im Studium „unattraktive Inhalte in technischen Fächern“. Das mit Abstand größte Hindernis für eine IT-Karriere – mit 77 Prozent der Nennungen in einer aktuellen Umfrage der TA-Akademie** – stellt jedoch der Berufsausstieg während der Familienphase dar. Wegen der extremen Halbwertszeit des Wissens zählt dieses Argument in der IT-Branche doppelt.
„Wenn es häufiger geregelte (Teilzeit)-Arbeit mit geringerer Überstundenzahl, Betriebskindergärten und neue Formen interfamiliärer
Arbeitsteilung gäbe, könnte das enorme Potenzial weiblicher Fachkräfte wesentlich besser genutzt werden“, so Gerhard Fuchs,
Projektleiter an der TA-Akademie.
Ansprechpartner: Dr. Gerhard Fuchs, Tel: 0711/9063-199
E-Mail: gerhard.fuchs@ta-akademie.de
Dr. Birgit Spaeth, Tel: 0711/9063-226
E-Mail: birgit.spaeth@ta-akademie.de
*Britta Schinzel et. al.: Frauen in IT- und ausgewählten technischen Ausbildungen und Berufen in
Baden-Württemberg. Arbeitsbericht Nr. 123 der Akademie für Technikfolgenabschätzung, erscheint Januar 2002.
**Raphael Menez, Irmtraud Munder, Karin Töpsch: Qualifizierung und Personaleinsatz in der IT-Branche.
Auswertung der Online-Studie BIT-S. Arbeitsbericht Nr. 200 der Akademie für Technikfolgenabschätzung,
Oktober 2001.
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